Google-Suche

"Sozialisierte" Google-Suche stößt nicht nur auf Begeisterung

Twitter bezeichnet Ankündigung als "schlechten Tag für das Internet"
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Eine Vorschau auf die neuen Google-Suchergebnisse Eine Vorschau auf die neuen Google-Suchergebnisse
Screenshot: Google Blog
Die von Google angekündigte Integration von Nutzerdaten aus sozialen Netzwerken in die konzerneigene Suchmaschine soll die Google-Suche wieder mehr von Konkurrenten wie Bing abheben. Obwohl Internetanwender damit auf eine deutlich größere Menge an nutzergenerierten Suchergebnissen zugreifen können, stößt die Änderung nicht überall auf Begeisterung - vor allem nicht bei Twitter.

Google wird ab sofort Inhalte aus seinen sozialen Diensten in die Ergebnisse der Suchmaschine integrieren. Dazu muss der Nutzer mit seinem Google-Konto eingeloggt sein. Am meisten davon profitieren natürlich Inhalte des sozialen Netzwerks Google+. Aber auch Blogeinträge von blogger.com und Inhalte des Foto-Netzwerks Picasa werden jetzt gefunden - Google hat wohl ein Interesse daran, Nutzer der Suchmaschine möglichst lange in seinem eigenen "Universum" zu halten.

Inhalte sozialer Netzwerke bisher kaum indiziert

Eine Vorschau auf die neuen Google-Suchergebnisse Eine Vorschau auf die neuen Google-Suchergebnisse
Screenshot: Google Blog
Einen ersten Versuch zur Aufnahme von Daten aus sozialen Netzwerken in die Suchergebnisse hatte Google im Jahr 2010 schon einmal gestartet. Die seinerzeit als Echtzeitsuche bekannt gewordene Funktion beruhte auf einem Vertrag mit Twitter, bei dem nicht nur aktuelle, sondern auch ehemalige Tweets durchsucht werden konnten. Google hatte damit eine Art Twitter-Archiv aufgebaut, was Twitter selbst nicht besitzt: Direkt auf Twitter kann man nur in aktuellen Tweets suchen. Dieser Vertrag lief im Sommer 2011 aus, woraufhin Google die Echtzeitsuche wieder abschaltete.

Microsoft darf auf seiner Suchmaschine Bing als Anteilseigner von Facebook ausgewählte Facebook-Inhalte anzeigen - diesen Service kann Google nicht bieten. Und darüber hinaus ist es Google wohl ein Dorn im Auge, dass viele intensive Facebook-Nutzer erst einmal nach Informationen innerhalb ihres eigenen Netzwerks suchen und nur bei Misserfolg die Google-Suche bemühen.

Reaktionen von Twitter: "schlechter Tag für das Internet"

Als "schlechten Tag für das Internet" bezeichnet Twitter die Google-Ankündigung. Der Kurznachrichten-Service gesteht Google zwar zu, dass der Internet-Konzern in der Vergangenheit eine wichtige Quelle für aktuelle Informationen gewesen sei. Insbesondere im Bereich der Realtime-Informationen wie News und Event-Ankündigungen hält Twitter sich mittlerweile für die bessere weil schnellere Plattform. Aufgrund von Googles Änderungen werde es für Internet-Anwender zukünftig wohl schwerer, relevante Informationen zu finden. Neben privaten Twitter-Nutzern könnten davon insbesondere Nachrichtenagenturen und Online-Medien betroffen sein, behauptet Twitter.

Google zeigt sich von dieser Stellungnahme überrascht und weist darauf hin, dass es Twitters Entscheidung gewesen sei, den ausgelaufenen Vertrag zur Echtzeitsuche nicht zu verlängern. Der Google-Suchroboter habe sich auf jeden Fall an die Anweisung rel=nofollow auf der Twitter-Seite gehalten.

Googles Chairman Eric Schmidt hat in einem Interview betont, dass man die nutzergenerierten Inhalte der eigenen Webdienste nicht höher bewerte als die von Facebook oder Twitter. Schmidt hält es für sinnvoll, bezüglich dieser Inhalte zukünftig mit den beiden Netzwerken ins Gespräch zu kommen. Er garantiert beiden Plattformen, dass ihre Inhalte völlig gleichberechtigt behandelt werden würden, sollten sich Facebook und Twitter für eine Indizierung im Google-Suchindex entscheiden. Momentan könne Google auch schon Twitter-Inhalte finden, die auf anderen Seiten verlinkt sind, auf denen es keine rel=nofollow-Anweisung gibt.

In den nächsten Tagen kann Google sich auf weitere Reaktionen von Datenschützern gefasst machen: Denn die neue Suche wird automatisch für alle angemeldeten Google-Nutzer aktiviert. Wer sie nicht nutzen möchte, muss sie explizit wieder abschalten. Ein solches "Opt-out"-Modell stößt insbesondere in Deutschland bei Datenschützern meist auf wenig Gegenliebe.

Folgen für E-Commerce noch nicht absehbar

Bisher hatten Internet-Shops bei gewissen Suchbegriffen eine gute Platzierung auf den ersten Plätzen der ersten Suchergebnisseite. Ob dies nach der Umstellung der Suche noch so sein wird, bleibt abzuwarten. Um trotzdem wieder auf den ersten Plätzen zu landen, könnte dies für Firmen und Shop-Betreiber bedeuten, dass sie in Zukunft viel mehr die sozialen Netzwerke von Google für das Marketing nützen müssen als bisher. Das würde natürlich Google weitere Klicks und damit Werbeeinnahmen bringen.

Auch die Bedeutung der Suchmaschinenoptimierung (SEO) könnte nach der Umstellung sinken, weil nicht mehr Faktoren wie die Keyword-Anzahl und -Dichte für eine gute Suchmaschinenplatzierung wichtig sind, sondern möglichst viele Empfehlungen in einem (Google-)Netzwerk. Ob dies alles tatsächlich der qualitativen Verbesserung von Nutzerinhalten auf sozialen Netzwerken dienen oder nicht eher wieder zu einem Anwachsen von "Social-Media-Linkspam" führen wird, bleibt abzuwarten.

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