Huawei: Ende-zu-Ende-Netzwerk mit 400 GBit/s
Thibaud Rerolle, CTO von Safaricom
Foto: teltarif.de
Kundenanschlüsse erreichen inzwischen bis zu 1000 MBit/s, mit
5G sind künftig sogar 3 GBit/s und mehr möglich.
Entsprechend müssen alle Netzbetreiber - Festnetz wie Mobilfunk - laufend ihre
Backbones upgraden, um mit dem Traffic-Wachstum Schritt zu halten. Huawei ist
in den letzten Jahren nicht nur zu den Top 3 der Netzwerkausrüster und
Smartphone-Hersteller aufgestiegen, sondern inzwischen sogar der weltweit
größte Router-Hersteller. Damit hat Huawei die bisher führenden Routing-Spezialisten
Cisco und Juniper überholt.
Thibaud Rerolle, CTO von Safaricom
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Den Führungsanspruch unterstreicht Huawei nun mit der Auslieferung des ersten
400-GBit/s-Ende-zu-Ende-Backbones an den kenianischen Netzbetreiber Safaricom.
"Ende-zu-Ende" bedeutet, dass sowohl die Router-Ports als auch die Glasfaserstrecken
jeweils mit 400 GBit/s betrieben werden. Die bisher übliche Backbone-Geschwindigkeit waren bis zu
200 GBit/s, wobei auch immer noch viele Backbones mit niedrigeren Geschwindigkeiten
wie 100 GBit/s oder gar "nur" 40 GBit/s in Betrieb sind. Reicht die verfügbare Geschwindigkeit
nicht aus, werden meist zunächst als "Kanalbündelung" mehrere Verbindungen mit der jeweiligen
Nenngeschwindigkeit parallel geschaltet. Erst, wenn das aufgrund exorbitant steigender
Port-Zahlen unwirtschaftlich wird, wird auf eine höhere Geschwindigkeit pro Port geupgradet.
Mehrere Millionen Full-HD-Videostreams gleichzeitig
Zum Beispiel bietet der weltweit größte Provider-unabhängige Internet-Austauschknoten,
der in Frankfurt betriebene DE-CIX, derzeit eine
maximale Port-Geschwindigkeit von 100 GBit/s
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an.
Die transportierte Peak-Datenrate liegt bei über 6 TBit/s, entsprechend werden über 60 der genannten
Ports benötigt, um diesen Traffic zu- und wieder abzuführen. Backbones innerhalb der Carrier erreichen
allerdings noch deutlich höhere Bitraten als die Provider-unabhängigen Austauschknoten, da letztere nur
den "überschüssigen" Traffic vermitteln, der nicht direkt zwischen Carriern getauscht wird. Die
Deutsche Telekom hat sich beispielsweise jahrzehntelang geweigert, sich mit dem DE-CIX zu verbinden,
und benutzt diesen auch heute nur als "allerletzten Notnagel", wenn es keine besseren Routen für die
jeweiligen Internet-Pakete gibt.
Ende-zu-Ende-Netzwerk mit 400 GBit/s. WDM-Netze mit 200 GBit/s pro Wellenlänge und 24 TBit/s insgesamt.
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Auf einer einzelnen Glasfaser können mehrere Signale gleichzeitig übertragen werden, indem
unterschiedliche Lichtfarben bzw. -wellenlängen verwendet werden. Huawei arbeitet bei
diesem Wavelength Division Multiplex (kurz WDM) derzeit noch mit 200 GBit/s. Durch bis zu
120 unterschiedliche Wellenlängen wird eine Gesamtdatenrate von 24 TBit/s pro Faser erreicht.
Das entspricht mehreren Millionen Full-HD-Videostreams gleichzeitig. Die maximale Reichweite für WDM gibt Huawei mit 3.000 Kilometer an. Für WDM-Ausrüstung ist Huawei schon seit einigen Jahren der mit Abstand weltweit führende Anbieter.
Werden die 400 GBit/s-Signale direkt im Ethernet-Standard auf eine Faser geschaltet, steigt die Reichweite sogar auf
5.000 Kilometer, aber auf Kosten der Gesamtbitrate, die dann eben "nur" 400 GBit/s beträgt. Da
ab einigen hundert Kilometer die Kosten für die Verlegung zusätzlicher Fasern die Kosten für
WDM-Ausrüstung übersteigen, dürfte jedoch ein solcher Betrieb von 400 GbE auf einer tausende Kilometer
langen interkontinentalen Faser eher selten sein.
Huawei ist Marktführer sowohl für IP-Core-Router als auch WDM-Ausrüstung
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Thibaud Rerolle, CTO von Safaricom, nannte die Einführung des 400-GBit/s-Backbone einen
"Meilenstein, um das Netzwerk auf die Zukunft vorzubereiten". Es sei eine Investition zum
richtigen Zeitpunkt, um den steigenden Video-Traffic verarbeiten zu können.