Satellitenstart

GPS-Konkurrenz: Galileo-Satelliten starten ins All

Neues Satelliten-System unabhängig von GPS - aber erst 2014
Von Thorsten Neuhetzki mit Material von dpa

Die ersten regulären Satelliten für Galileo starten am Donnerstag. Die ersten regulären Satelliten für Galileo starten am Donnerstag.
Foto: dpa
Prestigeprojekte der öffentlichen Hand haben meist eines gemeinsam: Sie brauchen mehr Zeit und sind teurer als gedacht. So auch beim Satelliten-Navigationssystem Galileo der Europäischen Union, das als Konkurrenz zum amerikanischen GPS aufgebaut wird. Nach mehreren Verzögerungen ist es am kommenden Donnerstag um 12.34 Uhr (MESZ) soweit: die ersten beiden regulären Galileo-Satelliten heben ab. Vom Europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch Guyana werden die Satelliten mit einer Sojus-Rakete ins Weltall befördert. Es ist zugleich der erste Start einer russischen Träger-Rakete vom Europäischen Weltraumbahnhof. Dreieinhalb Stunden nach dem Lift-Off werden die Satelliten ausgesetzt und im Kontrollzentrum in Toulouse werden dann gebannt die ersten Signale von Galileo erwartet. Bisher befanden sich lediglich Test-Satelliten im All.

Die ersten regulären Satelliten für Galileo starten am Donnerstag. Die ersten regulären Satelliten für Galileo starten am Donnerstag.
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Galileo sichere die Unabhängigkeit Europas in einem Sektor, der für die Wirtschaft wie auch die Bürger "kritisch" geworden sei, erklärt die Europäische Kommission. Das US-System steht trotz der zivilen Nutzungsmöglichkeiten unter militärischer Kontrolle, ebenso das russische Projekt Glonass. Im Fall bewaffneter Konflikte könnte GPS nur dem US-Militär zugänglich sein. "Galileo ist fortschrittlicher, effizienter und verlässlicher als das bestehende US-amerikanische System GPS", verspricht die EU außerdem.

4,8 Milliarden Euro für ein eigenes System

Ähnlich wie schon GPS soll Galileo der Ortung und Navigation dienen - nur präziser. Als Einsatzszenarien nennt die EU den Verkehr zu Lande, zu Wasser und in der Luft, zudem Landwirtschaft und Bauindustrie. Auch Behörden sollen das System nutzen. Fahnder könnten die Daten bei der Verbrecherjagd benutzen, Bauingenieure beim Einmessen von Gebäuden, Landwirte beim Verteilen von Dünger.

Kernstück des Systems sind Satelliten, die auf drei verschiedenen Umlaufbahnen in mehr als 23 000 Kilometern Höhe kreisen und ihre Position sowie die Uhrzeit zur Erde senden. Das Empfangsgerät - etwa ein Navi - berechnet, wie lange die Signale unterwegs waren und ermittelt so den eigenen Standort. Je mehr Satelliten in Reichweite sind, desto genauer ist die Peilung. Für eine genaue Zeitangabe sollen Atomuhren sorgen.

Die Kosten für das System sind deutlich höher als erwartet: Statt der zunächst veranschlagten 3,4 Milliarden wird das System wohl 4,8 Milliarden Euro kosten, wie die EU-Kommission im Sommer mitgeteilt hat. Zuvor hatte es noch in der "Halbzeitüberprüfung" der Kommission geheißen, das Projekt werde gar 5,3 Milliarden Euro kosten.

Betrieb erst ab 2014

Vier Satelliten baut die EADS-Tochter Astrium. Das Bremer Unternehmen OHB ist mit dem Bau weiterer 14 Satelliten beauftragt, die etwa 566 Millionen Euro kosten sollen. Mit den im Sommer angekündigten Einsparungen könnten 2014 aber möglicherweise 24 statt nur 18 Satelliten im Weltraum sein, sagte EU-Kommissar Antonio Tajani. Voll einsatzfähig ist Galileo aber erst, wenn wie ursprünglich geplant alle 30 Satelliten im All sind.

Ursprünglich sollte Galileo 2008 an den Start gehen, doch der Zeitplan musste mehrfach überarbeitet werden - nicht zuletzt weil Verhandlungen mit einem Industriekonsortium um den Luft- und Raumfahrtkonzern EADS scheiterten. Nun ist der Betrieb 2014 geplant.

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