Made in Germany: OHB fertigt nächste 14 Galileo-Satelliten
Animation der Galileo-Konstellation
Bild: OHB System AG
Zwei Satelliten für das europäische
Navigationssystem Galileo kreisen seit ein paar Monaten im All. Sie
stammen wie noch zwei künftige von EADS Astrium. Die nächsten 14 Satelliten werden beim Bremer Raumfahrtkonzern OHB gebaut. In zwei
Jahren sollen alle abgeliefert sein - Auftragsvolumen 566 Millionen
Euro. "Aktuell läuft die Ausschreibung für sechs bis acht weitere
Galileo-Satelliten", sagt OHB-Sprecher Steffen Leuthold. Beworben
hätten sich Astrium und OHB, eine Entscheidung werde in den nächsten
vier bis sechs Wochen fallen. OHB hoffe auf den Anschlussauftrag.
Die 800 Quadratmeter große Halle für den Zusammenbau der je etwa 750 Kilogramm schweren Satelliten steht bereit. Dort waren in den vergangenen Jahren insgesamt fünf Aufklärungssatelliten Typ SAR-Lupe für die Bundeswehr gebaut worden. "Wir warten alle gespannt auf den ersten Galileo-Satelliten", berichtet Leuthold. Erste Teile stehen zum Zusammenbau bereit. Die ersten Sonnensegel sind in Containern angekommen. "70 Prozent der Teile werden eingekauft." So kommt die Nutzlast, das Herz des Satelliten, vom britischen Partner SSTL - Surrey Satellite Technology Ltd.
Satelliten fliegen mit Sojus-Rakete von Kourou ins All
Animation der Galileo-Konstellation
Bild: OHB System AG
Zwei Satelliten sollen bis Ende dieses Jahres ausgeliefert werden.
Dann folgt alle sechs Wochen der nächste. "In der Halle entsteht eine
Fertigungsstraße mit fünf Inseln, so dass an fünf Satelliten
gleichzeitig gebaut wird", sagt Leuthold. Bevor ein Satellit ins All
gebracht wird, muss er eine Flugzertifizierung bekommen. "In einer
Testphase wird jeder Satellit auf Herz und Nieren geprüft. Zehn
OHB-Satelliten werden wie schon die Galileo-Satelliten von Astrium
mit einer russischen Sojus-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof
Kourou in Französisch-Guayana auf ihre Umlaufposition in etwa 24 000 Kilometern Höhe gebracht. "Wie die letzten vier ins All kommen, ist
noch unklar", sagt Leuthold.
OHB sei aber nicht verantwortlich für den Start der Satelliten und nicht für das Gesamtsystem, sagt Leuthold. Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums vom Dezember sollen die Galileo-Navigationsdienste 2014/2015 starten. "Mit 18 Satelliten hat man die globale Abdeckung für die Autonavigation", erklärt Leuthold. Für mehr Genauigkeit müssten es 24 Satelliten sein. Mit dem Galileo-System will die EU die Vormacht des GPS-Systems aus den USA brechen und davon unabhängig werden.
OHB hatte den Auftrag für die Satelliten im Januar 2010 erhalten und dem Konzern einen weiteren Schub gegeben. Innerhalb von nur zwei Jahren entstanden allein am Bremer Standort rund 150 neue Arbeitsplätze. Aktuell sind es 450 Mitarbeiter, davon arbeiten 100 im Galileo-Team. Die OHB-Gruppe beschäftigt insgesamt 2 300 Mitarbeiter.
Darstellung eines europäischen Galileo-Satelliten
Bild: OHB System AG
Die Zahlen für 2011 liegen zwar noch nicht vor. "Aber es sieht so
aus, wie wir es erwartet haben", betonte Leuthold. Der Gesamtumsatz
werde bei ungefähr 600 Millionen Euro liegen. OHB ist bis 2014
ausgelastet, Aufträge gibt es bis ins Jahr 2019. Eine neue Halle auf
dem Bremer Firmengelände an der Universität, die im März
fertiggestellt wird, ist für Kommunikationssatelliten vorgesehen. Der
erste soll 2013 ins All starten.