Überraschung

Fraunhofer-Institut: Ein Großteil der Android-Apps verschlüsselt nicht oder fehlerhaft

Das Fraunhofer Institut hat 10 000 Android-Apps getestet und festgestellt, dass mehr als zwei Drittel beim Thema Verschlüsselung versagen. Die Studie zeigt auch, an wie viele Server die Apps Daten übermitteln, ohne dass der Verbraucher darüber informiert wird.
Von dpa / Kaj-Sören Mossdorf

Grafik zum Test des Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit (AISEC). Grafik zum Test des AISEC
Bild: Fraunhofer Institut
Neun von zehn Android-Apps (91 Prozent) beanspruchen bei der Installation das Recht zum Aufbau einer Internetverbindung. Besonders verantwortungsvoll gehen die Anwendungen mit diesem Privileg aber nicht um, wie das Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit (AISEC) bei einer Analyse von 10 000 Anwendungen für das mobile Google-Betriebssystem festgestellt hat. Denn 69 Prozent der Apps nehmen unverschlüsselt oder mit fehlerhafter Verschlüsselung Kontakt zur Außenwelt auf.

Grafik zum Test des Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit (AISEC). Grafik zum Test des AISEC
Bild: Fraunhofer Institut
Die Forscher stellten im Test Datenübertragungen an insgesamt 4 358 Server in aller Welt ohne Wissen und Zutun des Nutzers fest. Besonders dreist gingen dabei 4,5 Prozent der Apps vor, die eindeutige persönliche Daten wie die Handy-Seriennummer (IMEI) versendeten. 17 Prozent der Anwendungen starten außerdem direkt beim Einschalten des Geräts und agieren fortan permanent im Hintergrund. Knapp jede zweite App (49 Prozent) nimmt sich das Recht, den Aufenthaltsort bestimmen zu können, und 39 Prozent lesen den Gerätestatus aus.

Geprüfte Apps aus der Datenbank des TÜVs Rheinland

Android-Nutzer sind in einer schlechten Position. Denn sie haben erst einmal nur die Möglichkeit, alle geforderten Rechte abzunicken oder die Installation abzubrechen. Bei Zweifeln sollte man eine Anwendung deshalb besser nicht installieren.

Internetrecherche und die Bewertungen anderer Nutzer können dabei helfen einzuschätzen, wie vertrauenswürdig eine App ist. Außerdem installieren Nutzer am besten nur Apps aus üblicherweise verlässlicher Quelle, also den offiziellen App-Stores der mobilen Betriebssysteme. Hilfreich können auch Test der Stiftung Warentest sein oder Online-Datenbanken für geprüfte Apps [Link entfernt] wie sie etwa der TÜV Rheinland betreibt.

CyanogenMod bietet ausgefeiltere App-Rechteverwaltung

Erfahrenere Nutzer können ungewollten Datenverkehr auch ohne Einschränkung der App-Rechte unterbinden. Dazu muss man sich auf dem Smartphone Administrator-Benutzerrechte verschaffen. Dieser Vorgang ist auch als Rooten bekannt und funktioniert von Gerät zu Gerät auf andere Art und Weise - auch hier hilft eine Internetrecherche.

Mit Root-Rechten kann man dann den Kontakt zu den Servern der Sammler blockieren oder Ad-Blocker-Apps wie AdAway einsetzen, die ohne Root-Rechte nur im WLAN, nicht aber über Mobilfunk funktionieren. Im heimischen WLAN lassen sich Domains - etwa von Werbenetzwerken - auch über den Router ausfiltern.

Fortgeschrittene Nutzer können aber auch gleich eine alternative Android-Version (Custom-ROM) wie etwa den populäre CyanogenMod installieren, der eine App-Rechteverwaltung durch den Nutzer bietet.

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