Beauftragt

Corona-App: Telekom & SAP dürfen gemeinsam entwickeln

Die Bundes­re­gie­rung macht nach einem Rich­tungs­streit nun Tempo bei der Entwick­lung einer Corona-Warn-App. Die Deut­sche Telekom und SAP bekommen den Auftrag, die Verknüp­fung mit den gängigen Smart­phones scheint gesi­chert.
Von dpa /

Telekom und SAP sollen Corona-App entwickeln Telekom und SAP sollen Corona-App entwickeln
Bild: dpa
Die Bundes­re­gie­rung hat entschieden, dass ihre Corona-Warn-App feder­füh­rend von der Deut­schen Telekom und dem Soft­ware-Konzern SAP entwi­ckelt wird. Und die Fraun­hofer-Gesell­schaft und das Helm­holtz-Institut CISPA sollen bei der Entwick­lung beraten, wie die Minis­te­rien für Gesund­heit und Inneres sowie das Kanz­leramt heute mitteilten. Sie bekräf­tigten den Fokus auf einen dezen­tralen Ansatz, was eine bessere Verknüp­fung mit Apples iPhones und den Android-Smart­phones erlauben wird.

Die Corona-Apps sollen helfen, die Anste­ckungen nach­zu­ver­folgen, wenn Ausgeh­be­schrän­kungen gelo­ckert werden. Sie sollen erfassen, welche Smart­phones einander nahe­ge­kommen sind - und Nutzer warnen, wenn sich später heraus­stellt, dass sie sich neben infi­zierten Personen aufge­halten hatten. In der Entwick­lung sind bereits mehrere Apps, dabei ist wichtig, dass möglichst viele Nutzer mitma­chen.

Fokus auf dezen­tralen Ansatz bleibt

Telekom und SAP sollen Corona-App entwickeln Telekom und SAP sollen Corona-App entwickeln
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Bei den Apps kommt nicht die Posi­ti­ons­er­ken­nung per GPS, sondern ausschließ­lich der Blue­tooth-Funk zum Einsatz. Über die Signal­stärke soll die Entfer­nung zwischen zwei Smart­phones ermit­telt werden, und zugleich sollen die Smart­phones bei einer engen Begeg­nung per Blue­tooth anonyme ID-Schlüssel austau­schen. Wenn bei einem Nutzer eine Infek­tion fest­ge­stellt wird, meldet er das in der App - und über einen Abgleich der Schlüssel können Personen benach­rich­tigt werden, die sich in seiner Nähe aufhielten. Die Infek­ti­ons­mel­dung des Anwen­ders muss auf einem noch nicht näher beschrie­benen Weg von den Gesund­heits­be­hörden bestä­tigt werden, damit kein Miss­brauch der App für Fehl­alarme möglich ist.

Die dezen­trale Archi­tektur bedeutet, dass der Schlüs­sel­ab­gleich ausschließ­lich auf den Smart­phones der Nutzer statt­findet und nicht zentral auf einem Server. Das gilt bei IT-Experten und Daten­schüt­zern als eine siche­rere Lösung mit gerin­gerer Gefahr von Über­wa­chung und Miss­brauch. Die Bundes­re­gie­rung hatte sich nach einem langen Streit zwischen Forschern am Wochen­ende auf den dezen­tralen Ansatz fest­ge­legt. "Der Infi­zierte erfährt dabei nicht, welche seiner Kontakte infor­miert werden und die Kontak­tierten erfahren nicht, wer der Infi­zierte ist", betonte die Regie­rung am heute.

Auch Voda­fone-Labor in Düssel­dorf betei­ligt

Google und Apple als Entwickler der beiden einzigen rele­vanten Smart­phone-Platt­formen wollen im Mai Schnitt­stellen frei­schalten, auf die Entwickler von Corona-Apps aufsetzen können. Die Tech­no­logie der beiden Konzerne würde dabei erkennen, wie lange und auf welcher Entfer­nung zwei Geräte neben­ein­ander waren und sich um Erzeu­gung, Austausch und Abgleich der Krypto-Schlüssel kümmern. Diese IDs sollen im Konzept von Apple und Google alle zehn bis 20 Minuten wech­seln, um eine Nach­ver­fol­gung einzelner unmög­lich zu machen. Die Gesund­heits­be­hörden können in den Apps fest­legen, ab welcher Entfer­nung und Kontakt­dauer sie von einem Anste­ckungs­ri­siko ausgehen. Maximal werden bis zu 30 Minuten erfasst.

Bei der App für die Bundes­re­gie­rung soll SAP die tech­ni­sche Platt­form stellen und die Telekom ist für alles zuständig, was mit Netz­werk und Mobil­funk zu tun hat. Zunächst unklar blieb, ob sie auf eins der bereits vorlie­genden tech­ni­schen Konzepte zurück­greifen wollen. Der Telekom-Konkur­rent Voda­fone hatte sich zuvor bei der Initia­tive PEPP-PT für eine euro­päi­sche Warn-App einge­bracht. Aus dem Voda­fone-Labor in Düssel­dorf floss vor allem Know-how über Eigen­arten der wich­tigsten Smart­phone-Modelle bei Blue­tooth in das Projekt.

Heraus­geber soll Robert-Koch-Institut sein

Nach der Fertig­stel­lung durch die Telekom und SAP soll die Corona-App durch das Robert-Koch-Institut heraus­ge­geben werden, erklärten die Minis­te­rien weiter. In einer zweiten Stufe sei dann auch geplant, einen Forschungs­server einzu­richten, der auf Basis frei­wil­liger Daten­spenden der Nutzer pseud­ony­mi­sierte Daten zur quali­täts­si­chernden Analyse der Corona-App nutzen kann.

Das Bundesamt für Sicher­heit in der Infor­ma­ti­ons­technik und der Bundes­da­ten­schutz­be­auf­tragte Ulrich Kelber sollen von Anfang an in die Entwick­lung einge­bunden werden, hieß es. Es solle auch darauf geachtet werden, dass die deut­sche App mit anderen euro­päi­schen Lösungen kompa­tibel ist. Zuletzt setzte Frank­reich noch auf eine zentrale Lösung - und stieß dabei an Einschrän­kungen für den Einsatz von Blue­tooth im Hinter­grund. Experten gehen davon aus, dass sich die Schnitt­stellen von Apple und Google am Ende als effi­zi­ente Lösung durch­setzen.

Bei Face­book wurde behauptet, die "Corona-Über­wa­chungs-App" werde auto­ma­tisch instal­liert, Nutzer sollten darum die Funk­tion "Auto­ma­ti­sche Updates" deak­ti­vieren. Lesen Sie in unserem Fakten­check: Was ist an dem Gerücht dran?

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