Mobilfunknetze

5G-Netze vor dem Start: So ist der Fahrplan der neuen Mobilfunknetze

Das Buzzword der Mobilfunk-Branche ist 5G. Dabei geht es um weitaus mehr als nur ein neues Netz. Tatsächlich sind es viele Netz-Elemente in einem.
Aus Berlin berichtet Thorsten Neuhetzki

Fraunhofer Fokus richtet die Berlin5GWeek aus Fraunhofer Fokus richtet die Berlin5GWeek aus
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
"Den Big-Bang als Start der 5G-Netze werden wir nicht sehen", ist sich Prof. Dr. Thomas Magedanz sicher. Magedanz leitet den Geschäftsbereich "Software-based Networks" bei Fraunhofer Fokus. Im Rahmen der Berlin5GWeek, die das Institut ausrichtet, erläutert er, was 5G bedeutet. Denn mit dem neuen 5G-Standard entsteht nicht nur eine neue Infrastruktur, sondern auch eine softwarebasierte Netzwelt, die es den Netzbetreibern ermöglichen soll, das Netz an die Anforderungen der unterschiedlichsten Anwendungen anzupassen. Dabei hat die Reise hin zu den 5G-Netzen längst begonnen, die in den kommenden Jahren mit verschiedenen Zwischenetappen fortgesetzt wird.

Schon heute sind nach Darstellung von Fraunhofer Fokus beispielsweise einige Mobilfunk-Sendemasten mit Mobile-Edge-Servern ausgestattet. Das sind kleine Rechenzentren direkt an den Basisstationen, in denen direkt Daten hinterlegt, abgeholt oder ausgewertet werden, statt dass die Daten durchs Netz geschickt werden. Langfristig soll diese Technologie im 5G-Netz vor allem für eine geringe Latenz sorgen, die für Anwendungen wie autonomes Fahren notwendig sein wird.

LTE wird Bestandteil von 5G werden

Fraunhofer Fokus richtet die Berlin5GWeek aus Fraunhofer Fokus richtet die Berlin5GWeek aus
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Auch LTE - auch als 4G bekannt - wird von den Netzbetreibern zusammen mit den Hardware-Ausrüstern und den entsprechenden Gremien immer weiter entwickelt. So wird beispielsweise die Datenrate erhöht oder aber die Latenz ("Ping") in bestehenden Netzen gesenkt, womit sich LTE Advanced langsam in Richtung 5G entwickelt. Mit der Etablierung von 5G, so die Prognose, werden die heutigen 4G-Netze in die Netzarchitektur von 5G implementiert, LTE also einer der möglichen 5G-Dienste sein.

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Für 2018 rechnet Magedanz mit einem halbwegs stabilen Standard, der dann beispielsweise bei den Olympischen Spielen in Südkorea zum Einsatz kommt. Dabei werden sich die Koreaner aber wohl nur auf eine der möglichen Kern-Features von 5G konzentrieren: Dem hohen Datendurchsatz für Multimedia-Anwendungen. "Die hochsicheren Netze mit einer Latenz von einer Millisekunde werden wir auch 2020 noch nicht sehen", so Magedanz. Denn dazu muss auch das Kernnetz entsprechend ausgestattet werden, also jede Basisstation mit Glasfaserleitungen angebunden und die Mobile-Edge-Cloud etabliert werden.

Generell ist 5G dazu ausgelegt, entweder hohe Datenraten zu liefern oder extrem viele Geräte (wie etwa Sensoren) mit geringen Datenmengen anzubinden oder aber ein sehr ausfallsicheres Netz mit geringer Latenz abzubilden. Dabei können alle drei Netzwerk-Scheiben ("Slices") parallel existieren, ohne sich in die Quere zu kommen. Das Netz passt sich so dynamisch und differenziert an die Anforderungen unterschiedlicher Anwendungen wie zum Beispiel Internet of Things (IoT), Massive Multimedia oder kritische Infrastrukturen (Strom, Wasser, etc.) an.

Fraunhofer Fokus will praktische Erfahrungen sammeln

Um Kunden bereits jetzt bei der Entwicklung von 5G-Produkten zu unterstützen, bietet Fraunhofer Fokus mit dem "5G-Playground" eine Testumgebung an, in der Netzbetreiber, Hersteller und IT-Unternehmen neue konvergente 5G-Netzarchitekturen und 5G-Dienste schon heute erproben können. "Das geht, weil man wesentliche Eigenschaften des künftigen Netzes in Software prototypisch und realitätsnah umsetzen kann, lange bevor 5G komplett durchstandardisiert ist. Die Standards werden auf der Basis praktischer Erfahrungen schrittweise entstehen", so Thomas Magedanz. Der 5G-Playground ist Teil des Berliner »5G-Testfelds«, einer Initiative des Berliner Senats für Wirtschaft, Technologie und Forschung. Im kommenden Jahr sollen die Netzelemente nicht nur im Labor, sondern auch sprichwörtlich auf der Straße getestet werden. Laut 5G-Action Plan der EU soll es 2017 erste Vorversuche hinsichtlich der Einführung von 5G geben. Die Einführung erster 5G-Pilot-Netze ist für Ende 2018 geplant. Kommerzielle 5G-Dienste sollen Ende 2020 verfügbar sein. Alle größeren städtischen Umgebungen und alle maßgeblichen Transportwege sollen bis 2025 eine ununterbrochene 5G-Abdeckung haben. Ob dann jeweils alle Slices verfügbar sind, ist nicht zuletzt eine Kostenfrage, aber auch abhängig von den Frequenzen, die zur Verfügung stehen werden.

Alle Details zu 5G erfahren Sie in unserem ausführlichen 5G-Hintergrund.

teltarif.de berichtet vom 7. Global Mobile Broadband Forum & der ITU Telecom World 2016

Im November wird sich in Sachen Regulierung, Frequenzpolitik und 5G viel tun. teltarif.de wird vom 21. bis 25. November von der 7. Global Mobile Broadband Forum in Tokio berichten. Schon vorher berichten wir vom 14. bis 17. November von der ITU Telecom World 2016 in Bangkok.

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