Hintergrund

EWE Tel im Interview: Wettbewerb bei VDSL Vectoring gefordert

Regionalanbieter kommentiert VDSL-Ausbaupläne der Telekom
Von Thorsten Neuhetzki

Nach Angaben von EWE Tel gebe es auch Möglichkeiten, Vectoring an einem Kabelverzweiger für mehrere Anbieter zu ermöglichen. Der Einbau dieser Technik sei aber auch eine betriebswirtschaftliche Frage. "VDSL ist schon heute mit hohen Investitionen verbunden, nicht nur für die Hardware, sondern vor allem für die Glasfaserleitung, die der Anbieter bis zum Kabelverzweiger legen muss", so Weißenfels. Durch die damit verbundenen Erdarbeiten schnellen die Kosten hier oft in die Höhe. EWE Tel sieht hier daher auch keine Probleme, wenn man nun in den Kabelverzweiger allen Anbietern die Umsetzung von Vectoring erlauben würde. "Schon heute bieten nicht zwei Anbieter im gleichen Kvz VDSL an, wir gehen daher davon aus, dass man hier künftig zu einer Einigung kommen kann, wer der Investor ist und wer gegebenenfalls ein Bitstream-Angebot seines Mitbewerbers in Anspruch nimmt."

EWE Tel steht Wettbewerb beim Kvz-Ausbau gelassen gegenüber

EWE Tel schlägt daher vor, dass jeder Anbieter an dem Kabelverzweiger Vectoring einführen solle, der in seinen Ausbauplan passt. EWE Tel geht nicht davon aus, dass die unterschiedlichen Anbieter sich dabei in die Quere kommen. "Schon heute ist es so, dass wir uns in unserer Region sehr gut mit der Telekom ergänzen", sagt die Regulierungsfachfrau der EWE Tel. Die Telekom baue nicht in den ländlichen Regionen aus, in denen EWE Tel aktiv ist, umgekehrt verzichtet EWE Tel auf einen Flächenausbau in den Städten. Möglicherweise sollte man bei einer entsprechenden regulatorischen Regelung jedoch zusätzlich Fristen einführen. Diese könnten dann dazu dienen, dass ein Kabelverzweiger binnen einer bestimmten Zeit ausgebaut werden muss, wenn ein Netzbetreiber den Ausbau angekündigt hat. So könnte dann vermieden werden, dass ein Carrier weite Teile der Kabelverzweiger blockiert und seine Mitbewerber am Ausbau hindert. "Einem Wettbewerb beim Ausbau der Kabelverzweiger würde ich sehr gelassen entgegensehen", so Westfal.

Warnung vor Versprechen der Telekom

Andrea Weißenfels, Fachfrau für Regulierungsfragen bei EWE Tel Andrea Weißenfels, Fachfrau für Regulierungsfragen bei EWE Tel
Foto: EWE Tel
Mit einem Blick in die Zukunft vertraut Westfal auf die Geschicke des Regulierers. "Das Schlimme ist jedoch, dass die Telekom suggeriert, sie würden nun Bandbreite in die Fläche bringen. Es sind jedoch nur 60 Prozent der Haushalte und der Rest wird vergessen." Mit einem Blick in die Vergangenheit rät er, sich nicht auf die Versprechen der Telekom zu verlassen. Schließlich seien von der Telekom 2010 auch Glasfaseranschlüsse für vier Millionen Haushalte versprochen worden. Dieses Ziel wurde später revidiert, aktuell sind es 160 000 erschlossene Haushalte. Pro Jahr sollen künftig etwa 50 000 über eine Kooperation mit der Deutschen Annington hinzukommen.

Rechtliche Unklarheiten bestehen aktuell auch, geht es um den reinen Einsatz von Vectoring im Netz. So wäre es theoretisch denkbar, dass die bestehenden VDSL-DSLAMs der Mitbewerber einfach mit Vectoring ausgestattet werden und Vectoring somit beispielsweise im Geschäftsgebiet der EWE Tel eingesetzt wird. "Da scheiden sich die Geister. Wir gehen davon aus, dass wir es dürften, da vermutlich keine Netzverträglichkeitsprüfung notwendig ist." Die Telekom scheint das jedoch anders zu sehen, hat dem Vernehmen nach jedoch selbst noch keine Tests gemacht. Einfach ausprobieren und mögliche Folgen abwarten wird aber wohl kein Unternehmen diesen Sachverhalt. Die Risiken, Kosten und mögliche Konsequenzen wären wohl zu groß.

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