Vodafone testet Energie sparendes Mobilfunknetz
In der derzeitigen Energiekrise suchen Privatpersonen, Konzerne und Behörden nach kleinen und großen Maßnahmen, um den Energiebedarf so weit wie möglich zu senken. Bei einem Telekommunikationsunternehmen liegt der größte Hebel dafür im Netzbetrieb. Der Festnetz- und Mobilfunknetzbetreiber Vodafone gab am Wochenende bekannt, den Energieverbrauch im Mobilfunknetz durch den Einsatz einer „intelligenten Netzsteuerung“ reduzieren zu wollen. Dafür soll der Energieverbrauch von Mobilfunk-Stationen dynamisch am Nutzungsverhalten und somit am tatsächlichen Bedarf ausgerichtet werden.
Vodafone probiert aus, wie sich im Mobilfunknetz Energie sparen lässt.
Foto: Vodafone
Um zu sehen, was möglich ist, sind Tests des 'dynamischen Energiespar-Modus' an rund 100 Stationen gestartet. Nach Angaben von Vodafone begleite die Bundesnetzagentur (BNetzA) den Prozess mit Blick auf die Versorgungsauflagen. Im Winter soll die Technik dann an weiteren Stationen zum Einsatz kommen.
Hochrechnungen weisen auf Einsparpotenziale von bis zu 30.000 Kilowattstunden am Tag hin. Das Surf-Erlebnis für den einzelnen Smartphone-Nutzer in hoher Qualität werde dabei nicht beeinträchtigt.
Energieverbrauch an tatsächlichen Bedarf anpassen
Ganz neu ist die Idee nicht. Bereits in den vergangenen Jahren hatte Vodafone an bestimmten Stationen die Zahl der aktiven Carrier über Nacht reduziert. Der dynamische Energiespar-Modus soll den Energie-Verbrauch am tatsächlichen Bedarf der Nutzer anpassen. Wo gerade nichts los ist, werden die verfügbaren Träger reduziert. Sobald der Bedarf steigt, wird das wieder hochgefahren, der Nutzer sollte davon nichts merken.
Technologie auch für dynamischen Einsatz am Tage
Neu ist, dass Vodafone diesen Energiespar-Modus unter anderem mit dem Technologie-Partner Ericsson weiterentwickelt hat, damit er auch tagsüber verwendet werden kann. Damit lasse sich der Energieverbrauch sinnvoll reduzieren. An rund 100 Stationen sei die Technologie bereits im Einsatz: „Wir prüfen sämtliche Energie-Einsparpotenziale und sind überzeugt: Smarte Technologien können helfen, den Energieverbrauch nicht nur in den heimischen vier Wänden zu optimieren, sondern auch direkt bei uns im Netz. Indem wir den Energiebedarf in unserem Netz noch besser und dynamischer am tatsächlichen Kundenverhalten ausrichten. Der Livebetrieb vom dynamischen Energiespar-Modus an rund 100 ersten Stationen tagsüber zeigt: Daten werden schnell und stabil übermittelt. Es gibt für unsere Kundinnen und Kunden keinen Qualitätsverlust. Die Stationen schalten zuverlässig in den Vollpower-Modus, wenn die Auslastung im Netz steigt“, so Vodafone-Netz Chefin Tanja Richter, die das Unternehmen noch aus der Mannesmann D2 Privat Zeit her kennt.
Täglich 30.000 Kilowattstunden einsparen
Nach einer weiteren Testphase soll der dynamische Energiespar-Modus noch in diesem Jahr an zahlreichen Stationen im Mobilfunknetz von Vodafone zum Einsatz kommen, um so potenziell bis zu 30.000 Kilowattstunden Energie am Tag einzusparen. Zum Vergleich: Damit könnten täglich 3.000 Haushalte mit Energie versorgt werden. Vodafone ist hierzu bereits im Gespräch mit der Bundesnetzagentur. Die weiteren Schritte der Einführung unterliegen mit Blick auf die Frequenz-regulatorischen Vorgaben der Prüfung und Zustimmung durch die BnetzA.
„Damit wir diese Krise gemeinsam überstehen, muss jeder seinen Beitrag leisten. Ganz egal ob Privatmensch oder Unternehmen. Den dynamischen Energiespar-Modus auch tagsüber einzusetzen – und zwar so dass es für unsere Kundinnen und Kunden quasi nicht bemerkbar ist – ist eine logische Erweiterung unserer Energieeffizienz-Maßnahmen. Genau, wie ich die Heizung nicht auf volle Kraft stelle, wenn ich nicht zu Hause bin, ist es an vielen Mobilfunk-Stationen sinnvoll den Energiebedarf zu reduzieren, wenn gerade kein Datenverkehr im Netz ist“, ergänzt Tanja Richter.
Stetige Optimierung in allen Bereichen
Seine Energieverbräuche überwacht und analysiert Vodafone bereits seit über 10 Jahren "mit smarten Technologien". Neben dem dynamischen Energiespar-Modus im Mobilfunknetz gehört die Optimierung von Kühl- und Stromversorgungsanlagen sowie Rechenzentren und der Rückbau von Altsystemen, wie beispielsweise die Abschaltung des 3G-Netzes im Jahr 2021 zum Energiesparprogramm.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Energiesparen ist gut und wichtig. Wenn dabei das Kundenerlebnis nicht beeinträchtigt wird, um so besser. Vielleicht sollten die Netzbetreiber noch viel mehr als bisher zusammenarbeiten, dabei ließe sich bestimmt noch das eine oder andere weitere Kilowatt sparen.
Beim Netzausbau ist Vodafone dabei, gezielt eigene Funklöcher mit Netzversorgung auszubauen. Hier gibt es gewaltigen Nachholbedarf.