DECT-Telefone kämpfen gegen Langweiler-Image
Telefone wie das Gigaset SL910 suchen sich ihren Markt
Foto: Gigaset
Die Smartphones sind in den vergangenen Jahren
immer leistungsstärker, dünner und schicker geworden. Sieht man sich
im Elektromarkt aber nach einem Schnurlos-Telefon um, scheint die
Zeit stehengeblieben zu sein: Dieselben langen Reihen mit recht
klobigen Plastik-Hörern in Schwarz oder Silber. Immerhin ist das
Preisniveau merklich niedriger als vor einigen Jahren. Ansonsten aber
nichts Neues in der Welt der Schnurlos-Telefone, die zu ungeliebten
Stiefbrüdern der High-Tech-Handys zu verkommen drohen? Nicht so
schnell: Auch bei den DECT-Telefonen bahnen sich einige Innovationen
an.
Telefone wie das Gigaset SL910 suchen sich ihren Markt
Foto: Gigaset
Am sichtbarsten sind sie beim neuen Top-Modell der ehemaligen
Siemens-Tochter Gigaset.
Das SL910
ist äußerlich schwer von einem
Smartphone zu unterscheiden. Es hat einen 3,2 Zoll großen
Touchscreen, einen Metallrahmen und verzichtet auf die traditionellen
Wähltasten. Per Outlook oder Mini-USB-Anschluss kann man die
Outlook-Adressdaten synchronisieren. Das Adressbuch fasst bis zu 500 Einträge
mit jeweils bis zu acht Telefonnummern. Mit
einem Internet-Marktpreis von 120 Euro und mehr liegt das SL910
allerdings deutlich am oberen Ende der Preisspanne - ein gewöhnliches
schnurloses Telefon kostet je nach Ausstattung zwischen 30 und 80 Euro.
AVM, der Hersteller der FritzBox-Router, will von seinen Erfahrungen aus der Netzwerktechnik in der FritzFon-Modellreihe profitieren. Die Funktionen umfassen daher neben der Internet-Telefonie auch interne Gespräche, Rufumleitung, Halten und Dreierkonferenz. Die Geräte können auch RSS-Feeds, Internetradio und Podcasts empfangen. Außerdem können Nutzer auf ihnen eingegangene E-Mails lesen und beantworten. Ein Farbdisplay gehört zur Ausstattung dazu. AVM positioniert die Geräte als "optimale Ergänzung" zu seinen FritzBox-Routern mit DECT-Basisstation.
Umweltfreundlichkeit ein Thema
Der japanische Hersteller Panasonic setzt auf Umweltfreundlichkeit. Mit dem Eco Modus kann auf Tastendruck die Signalstärke und somit auch die Strahlung der Basisstation um 90 Prozent reduziert werden. Für eine Reichweite im normalen Hausgebrauch sei dieser Modus in der Regel ausreichend, betont Panasonic. Wenn man aber zum Beispiel im Garten telefonieren will, kann wieder auf die volle Reichweite umgestellt werden. Beim Design setzt der japanische Konzern auf seit Jahren bewährte Formen, die eingespielte Produktion erlaubt es, die Einsteigergeräte zu Preisen unter 30 Euro anzubieten.
Philips versuchte vor einigen Jahren, mit einem Design-orientierten Modell mit ungewöhnlicher Form und Kunstleder-Ummantelung zu punkten, setzt jetzt aber wieder auf schlichte klassische Formen. Stattdessen sollen viele Modelle mit Anrufbeantworter die Kunden locken.
Die Schnurlostelefon-Branche ist - besonders verglichen mit der rasanten Entwicklung bei den Handys - nicht gerade ein Hort der Innovationen, gibt auch ein Mitarbeiter eines der Hersteller zu. Andererseits liege es auch daran, dass die Kunden bei den Schnurlos-Telefonen für zu Hause im Gegensatz zu den hochgerüsteten Smartphones nach wie vor allem eins wollten - einfach nur telefonieren.