DE-CIX

Deutscher Internet-Knoten lässt keine aus­ländischen Ge­heim­dienste schnüffeln

DE-CIX, das zentrale Drehkreuz für den Internet­verkehr in Deutschland, hat sein Modell nach Dubai und New York exportiert. Als nächstes wird Angola in den Blick genommen. Das Unter­nehmen rechnet alle zwei bis drei Jahre mit einer Ver­doppelung der Datenmenge.
Von dpa / Jennifer Buchholz

DE-CIX, der weltgrößte Internet-Exchange-Knoten, will sein Modell nach Afrika bringen DE-CIX, der weltgrößte Internet-Exchange-Knoten, will sein Modell nach Afrika bringen
Bild: de-cix
Der Betreiber des zentralen Internet-Aus­tausch­knotens in Deutschland hat den Zugriff aus­ländischer Geheim­dienste auf den Daten­verkehr ausgeschlossen. Dies finde nicht statt, versicherte der Ge­schäfts­führer des DE-CIX, Harald Summa, heute in Frankfurt am Main. Inwieweit deutsche Dienste auf die Daten­ströme beim DE-CIX [Link entfernt] zugreifen, teilt das Unternehmen nicht mit. Die Möglich­keit dazu gibt das Gesetz zur Be­schränkung des Brief-, Post- und Fern­melde­geheim­nisses.

Erfolgreicher Start in New York

DE-CIX, der weltgrößte Internet-Exchange-Knoten, will sein Modell nach Afrika bringen DE-CIX, der weltgrößte Internet-Exchange-Knoten, will sein Modell nach Afrika bringen
Bild: de-cix
Der im November 2013 gestartete Ableger in New York habe bislang keine Kontakte zu staatlichen Stellen, sagte Summa. "Wenn sie auf uns zukommen, werden wir vermutlich keine andere Wahl haben, als mit ihnen zusammen­zu­arbeiten." Auch in Dubai hat DE-CIX ein Drehkreuz für das Zusammen­schalten von Netzen ein­ge­richtet. Dort befinde sich das Unternehmen in einer Frei­handels­zone und unter­liege "keinen staatlichen Filter­zwängen oder anderen staat­lichen Begierden", erklärte Summa.

Der Start in New York sei mit bislang 25 Kunden sehr erfolgreich, sagte DE-CIX-Marketing-Chef Frank Orlowski. Bisher habe dort ein Internet­knoten nach dem Frankfurter Modell gefehlt. Dies bedeute, dass die Internet­zu­gangs­anbieter Ver­bindungen zu mehreren Netzen auf­recht­er­halten müssten, was höhere Kosten verursache als die Ver­netzung über einen neutralen Aus­tausch­knoten.

Weitere Länder sollen mit einem Internet-Aus­tausch­knoten versorgt werden

Nächster Schritt könnte Afrika sein. Denkbar sei die Einrichtung eines Internet-Drehkreuzes in Angola, sagte Summa. Dort treffen zwei Seekabel aus Süd­amerika ein. Damit sei Angola ideal für den weiteren Daten­transport nach Ostafrika und Europa, sagte der Geschäftsführer. Er­forderlich sei die Unter­stützung der lokalen Markt­teil­nehmer und der Behörden. Bislang gibt es Internet-Aus­tausc­hpunkte in Südafrika und Kenia.

Mit der Inter­natio­nali­sierung reagiert das Unter­nehmen auf den ständig wachsenden Inter­net­verkehr bei gleich­zeitigem Preis­verfall für den Transport der Daten­mengen. "Der Preis für ein transportiertes Bit geht immer weiter nach unten", sagte Summa. Zurzeit nähere er sich der Marke von 60 Cent pro Megabit.

Zurzeit schleust der Frankfurter Netzknoten mit sechs in der Stadt verteilten Rechen­zentren rund drei Terabit pro Sekunden an Daten durch, also drei Billionen Bit. Voraus­sicht­lich Mitte 2016 werden vier Terabit pro Sekunde erreicht. "Wir stellen nach wie vor keine Sättigung im Internet-Verkehr fest", sagte Summa mit Blick auf veränderte Fern­seh­gewohn­heiten und Video-Angebote im Internet. "Wir werden alle zwei bis drei Jahre eine Verdoppelung erleben."

Der weltgrößte Internet-Exchange-Knoten reagiert auf die gestiegenen Anforderungen mit neuer Hardware, die eine Datenübertragung mit 100 Gigabit pro Sekunde unter­stützt. Dabei wurden im vergangenen Jahr im laufenden Betrieb mehr als 1 300 Verbindungen von der alten auf die neue Infrastruktur übertragen.

Bereits vor etwa zwei Jahren hat der Internet-Verkehr über den größten Knoten der Welt in Frankfurt am Main den damaligen Spitzenwert von zwei Terabit pro Sekunde erreicht.

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