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Wie wird dort abgerechnet?


23.09.2012 13:50 - Gestartet von LilaFox
Wird an der Stelle eigentlich abgerechnet?
Oder werden alle Knoten mit Fix-Kosten für alle refinanziert?

Es dürfte ja nicht billig sein, so einen Knoten mit der Menge inzwischen zu betreiben.


Die Frage hat indirekt den Hintergrund, ob durch die extreme Steigerung an Datenmengen nicht irgendwann die Flatratemischkalkulation beim Kunden zum Opfer wird.

Würde plötzlich alle Provider von Flat auf MB-Abrechnung umstellen, wäre das der totale Datengau. Das ende des Internets wie wir es kennen.
Man müsste wieder nachdenken, lass ich mir doch lieber die ISO per Post schicken. Man müsste Bilder wieder aufwendig auf schlechte Qualität runter komprimieren.

Den SWR3 OnlineCounter 2000 würde es aber freuen. Er würde ein grosses Revival treffen. Aber das muss echt nimmer sein. Nur die Steigenden Datenraten machen mich immer besorgter.

Und bei VDSL gibt es ja schon AGB-Trafficgrenzen mit sehr gemeinen Falldown auf 384.
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[1] IMHO antwortet auf LilaFox
22.05.2014 09:56
Benutzer LilaFox schrieb:
Wird an der Stelle eigentlich abgerechnet? Oder werden alle Knoten mit Fix-Kosten für alle refinanziert?

Im IP-Kernnetz gibt es für alles Konkurrenzstrukturen und die Preise konkurrieren scharf. Hier wird alles nach gebuchter Bandbreite monatsweise bezahlt und doppelt soviel Bandbreite kostet dann auch doppelt soviel. Ich nehme an am DE-CIX zahlt man 60ct/TB (also für 1Mio MB) Aber die Preise kenne ich nicht.

Die Preiskampf im Kernnetz ist hoch, manche Kunden nutzen die von ihnen gemieteten Bandbreiten im Routinebetrieb absichtlich immer nur zu 30% aus und haben dann zu tun, wenn eine Leitung ihres weltweiten Netzes unterbrochen ist und gerade die Nachfragehauptzeit ist, ihren Verkehr mittels der 70% "Reserve" per Umleitungen abwickeln zu können. (Seekabel"bruch" etc.)
In solchen Zeiten der Umleitungen können dann einzelne Strecken zu 100% ausgelastet sein. Wer dann nachkaufen will, zahlt Höchstpreise. Dem Enkunden gegenüber punkten die dann als Ausfallsichere Netze, was im Businessbereich erheblich ist.

Du musst zwischen dem Internet-Kernnetz und den "letzten Meilen" der Telefonie unterscheiden, die von den ehemals staatlichen Konzernen im Rahmen von Regulierungen für DSL-Nutzung vermietet werden müssen.
Würdest Du einen DSL6000-Anschluss Tag und Nacht auslasten bekommst Du gerade mal 2TB zusammen! Und im Alltag sind es dann doch nur 30-40GB/Monat (am DSL-6000).

Im Home-Access ist Deine Leitung exklusiv und ungenutzt, wenn Du das Haus verlassen hast. Und es gibt keine Alternativroute und keinen alternativen Nutzer,der von der freien Kapazität profitieren kann. Unter diesem Gesichtspunkt kann man die Ideen der Telekom verstehen (nicht gut heisen), wenn sie ab 75GB/Monat einen Tarifsprung haben will: Sie will denen mehr abknöpfen, die sich z.B. möglicherweise mit ihrem Nachbarn zusammen einen VDSL-Anschluss teilen und zwei langsamere Anschlüsse gekündigt haben. (1x50 statt 2x16)
Im Anschlussbereich kann man mit einem neuen Access-Tarifmodellen am Markt punkten oder Prügel beziehen. Im Kernnetzbereich ist eine Veränderung des Abrechnungsmodells gar nicht möglich. Hier wird sturr gebuchte Bandbreite abgerechnet, egal wie Du sie auslastest.

Wenn DE-CIX den Preis verdoppelt, wird sofort jede Reservekapazität dafür genutzt, die Fernrouten zu ändern und andere preiswertere Knoten zu nutzen. Dann kündigen die Kunden bei DE-CIX ihre Kapazität (vollständig oder teilweise).
Gerade die dt. Telekom tut sich z.B. dabei hervor, dass sie DE-CIX wenig nutzt. Das machen die aus Kostengründen, weil sie es irgendwie schaffen durch direkte Peeeringabkommen ihren Traffic anderweitig preiswerter zu routen.
Also im IP-Kernnetzbereich sind Preissprünge nach oben gar nicht durchsetzbar. Zumindest solange es weltweit noch deutlich mehr als 10 Fernstreckenanbieter gibt.

Im Internet ist es so: Der Fernstreckenpreis ist um Größenordnung billiger als die "Zufahrt zur Datenautobahn" (Merkt man ja im mobile IP-Access nochmals deutlich) Die Preise der Fernstrecke machen den Transport nicht fett, Es sind die Abermilliarrden von Kilometern von Kupferkabeln und Glasfaserstrecken vom Haus bis zum grauen Kasten, die selten (nur während der Downloads) ausgelastet werden, aber im Schnitt nur zu 1-2% genutzt werden, die nicht rentabel umgestellt werden können. Möchtest Du per Verdopplung der Downloadrate Deines Anschlusses erreichen, dass die Downloads nur noch halb solange dauern, musst Du auf dieser Letzten Meile doppelt soviel Kapazität installieren, die dann 23h/Tag ungenutzt rumliegt. Wenn sich die o.g. zwei Haushalte einen Anschluss teilen haben sie bei Downloads nur noch ein drittel der Download-Wartezeit, es sei denn sie laden ausnahmsweise gleichzeitig etwas down. Die Endverzweigung macht es aus, wie Du das Internet nutzen kannst. Und wenn die dt.Telekom übertreibt, erhöht sie auch die Einnahmen der Konkurrenten, die dann ebenfalls mehr verlangen können.
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[1.1] IMHO antwortet auf IMHO
22.05.2014 10:10
Das war jetzt zu lang. Nochmal:
Im IP-Kernnetzbereich wird alles nach Kapazität abgerechnet und man muss für 24h/Tag 30Tage/Monat buchen. Hier funktioniert der Preiskampf sehr gut, weil man fast immer eine (etwas längere) Ausweichroute genauso gut nutzen kann. Die Auslastungen im IP-Kernnetzbereich liegen in jeder Leitung an jedem Knoten typisch durchgehend oberhalb von 10%

Im Accessbereich liegt die Auslastung 20Stunden/Tag unter 0,1%, ein paar Stunden pro Tag bei 5-95% und die 10Minuten pro Tag, an denen der Download Wartezeiten verursacht oder der Cloud-Upload nicht sofort erledigt ist, bestimmt den gebuchten Anschluss und den Preis.

Fernnetz und Accessnetz sind aber nahezu getrennte Märkte. Es wird nicht mehr passieren, dass die Access-ISPs auf MB-genaue Abrechnung umstellen. (Sowas gab es zuletzt bei Alice, glaube ich.)
Als Preisfalle wird es den IP-Access per Mobilfunk für 24ct/Minute natürlich noch lange geben. (Wer dies als Wucher verbieten lassen will scheitert in diesem Rechtsstaat, weil es die drei anderen ja auch so machen)