Corona-Warn-App: Darum droht weitere Verzögerung
Corona-App kommt offenbar noch später
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Ursprünglich sollte die für deutsche Nutzer geplante Corona-Warn-App kurz nach Ostern erscheinen. Zuletzt gingen Experten von einem Termin im Juni aus. Jetzt droht einem Handelsblatt-Bericht zufolge eine weitere Verzögerung. Den Angaben zufolge gibt es bereits eine bundesweit nutzbare Software-Lösung, mit der sich positive Covid-19-Befunde in die App übermitteln ließen. Doch die Telekom, die neben SAP mit der Entwicklung beauftragt wurde, will diese Schnittstelle nicht nutzen.
Hintergrund sind Insidern zufolge, auf die sich das Handelsblatt bezieht, Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. Zudem werde befürchtet, dass weitere Akteure die Verfügbarkeit der App abermals verzögern. Die Schnittstelle sei von KV.Digital, einer Tochtergesellschaft der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), und dem Verband der Akkreditierten Labormediziner (ALM), entwickelt worden.
Kommt die Corona-App erst im Spätsommer?
Corona-App kommt offenbar noch später
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"Wir haben eine fertige Lösung. Es würde jetzt mindestens noch einmal zwei Monate dauern, wenn die Telekom all das jetzt selbst entwickeln würde", sagte Christian Scholz, IT-Vorstand beim ALM, dem Handelsblatt. Das KBV-Umfeld sei "richtig sauer, die viele Arbeit wohl umsonst gemacht zu haben". Nun sollen alle Verantwortlichen in einer Telefonkonferenz über das weitere Vorgehen beraten, nachdem bereits am Montag die Projektverantwortlichen in einem Schreiben an das Bundesministerium für Gesundheit auf die aus ihrer Sicht unsinnige Ablehnung ihrer Technologie hingewiesen hätten.
Das Gesundheitsministerium sei bereits vor eineinhalb Monaten über seine Denkfabrik "Health Innovation Hub" an ALM und KV.Digital herangetreten, um die besagte Schnittstelle entwickeln zu lassen. Mehr als 20 Labore hätten die Lösung getestet, Anfang Mai sei die Technik einsatzbereit gewesen. Nun ist unklar, ob die Schnittstelle überhaupt zum Einsatz kommt.
EU-Kommissar: "Die Apps müssen wieder deaktiviert werden"
Unterdessen hat sich einem Bericht der österreichischen Tageszeitung Der Standard zufolge der EU-Kommissar für Justitz und Konsumentenschutz, Didier Reynders, zum Einsatz von Corona-Tracing-Apps geäußert. Demnach soll der Einsatz der Smartphone-Programme zeitlich befristet werden. Nur während der aktuellen Gesundheitskrise sei der Einsatz der Anwendungen zu rechtfertigen.
Reynders betonte ferner, die Apps müssten komplett deaktiviert werden, sobald die Pandemie überstanden sei. Allein das Ausloggen der Nutzer reiche nicht aus. Ähnlich hatten sich zuvor schon Apple und Google geäußert, die die Schnittstellen ihrer Betriebssysteme iOS und Android nur für die Dauer der Corona-Krise für die Tracking-Apps öffnen wollen.