15 Jahre Ay Yildiz: Erfolgreicher als erwartet
Thorsten Wagner (53) von Anfang an dabei , ist heute für Ay Yildiz, Ortelmobile und den Non-Telco-Bereich von o2 zuständig.
Foto: Telefonica Germany
Vor ziemlich genau 15 Jahren ist die Mobilfunkmarke Ay Yildiz in Deutschland gestartet. Unter dem Bericht auf teltarif.de sagte der erste Kommentator „DSLonly“ ein baldiges Ende dieser Marke voraus: "Ay Yildiz wird als erster vom Markt verschwinden!“
Mitnichten. Damals gab es noch E-Plus, und deren Chef Thorsten Dirks wollte den Markt mit möglichst vielen auf bestimmte Zielgruppen zugeschnittenen Marken durchdringen. Viele Marken sind seitdem verschwunden, Ay Yildiz lebt allerdings weiter und erfreut sich bester Gesundheit.
Seit Start dabei: Thorsten Wagner
Thorsten Wagner (53) von Anfang an dabei , ist heute für Ay Yildiz, Ortelmobile und den Non-Telco-Bereich von o2 zuständig.
Foto: Telefonica Germany
Wir haben uns mit Thorsten Wagner (53) unterhalten, der sich aus dem Homeoffice in Dortmund meldete. Ab 1997 war er als Mitarbeiter bei der damaligen E-Plus im Bereich Controlling und Finanzen tätig. Ab 2004 begann Wagner unter der Leitung von Thorsten Dirks und Alfons Lösing mit den ersten Vorbereitungen, bevor Ay Yildiz schließlich 2005 offiziell startete.
Heute Bestandteil von Telefónica
Inzwischen hat sich einiges verändert, E-Plus ist in Telefónica Germany (o2) aufgegangen und Wagner seit 2016 als Direktor für die Marken Ay Yildiz, Ortel Mobile, das Voucher-Business (= Aufladegutscheine), sowie den Vertrieb im NonTelco-Bereich wie z.B. Lekkerland (die Kioske und Tankstellen beliefern), dm, Rossman & Co. (z.B. Drogeriemärkte) und ist für Prepaid-Produkte zuständig.
Erste Erfahrungen hatte Wagner als Wholesale-Manager für uboot.com / Schwarzfunk gesammelt. Während Ay Yildiz nach wie vor äußerst lebendig ist, sind Marken wie Vivamobil, ACN, Fairpay (Conrad Electronic) wieder verschwunden.
Eine Marke für die türkische Community
Ay Yildiz wurde von Anfang an für die türkische Community in Deutschland entwickelt, die gerne telefoniert und inzwischen auch viel mehr surft als der Durchschnitt. Die Community reist immer wieder in die Türkei, wo man auch in Verbindung bleiben möchte. Ay Yildiz sei eine Marke, die „Brücken baut“, die Verbindungen zwischen Menschen und Kulturen herstellt, aber ansonsten unpolitisch bleibt.
Die Zielgruppe sind etwa 3 Millionen „Deutsch-Türken“, die „genauso heterogen wie die Deutschen“ sind. Das reiche von Türken, Kurden, Menschen aus Syrien bis hin zu Menschen die in vierter Generation in Deutschland leben, und es gäbe eine Vielfalt an Meinungen und Ansichten.
Man könnte Wagner unterstellen, dass er als Deutscher doch gar keinen Zugang zu der Szene habe. Das sei nicht der Fall. Denn sämtliche Mitarbeiter im Sales, Außendienst oder Marketing hätten türkischem Background, seien fester Teil der Community.
Interessanterweise war Ay Yildiz die erste langfristige Marke, die sich voll auf eine internationale Zielgruppe konzentriert hatte. Versuche, das zu kopieren, wie bei Turkcell (in Verbindung mit Telekom) oder TurkTelekomMobile (in Verbindung mit Telefónica) hatten auf die Dauer kein Erfolg und verschwanden wieder. Aus dem JointVenture TurkTelekomMobile wurde jetzt die Marke „TürkeiSim“, die sich nur noch an Bestandskunden richtet, die weiter betreut werden. Neue Karten und damit Neukunden gibt es hier nicht mehr.
Anfangs europäischer aufgestellt
Ay Yildiz (auf Deutsch Stern und Halbmond, die Bestandteile der türkischen Flagge) war nicht nur in Deutschland, sondern auch in Belgien und den Niederlanden gestartet. Mit der Zeit stellte sich aber heraus, dass das Interesse in Belgien oder den Niederlanden nicht ausreichend war, geblieben ist die Marke auf dem deutschen Markt.
Mitbewerb schielt auf Ay Yildiz
Wagner weiß, dass seine Mitbewerber im Ethno-Markt wie Lebara (im Netz von Telekom) oder Lycamobile (als virtueller Netzbetreiber im Netz von Vodafone) ein Auge auf den türkischen Markt geworfen haben, er sieht aber „Ay Yildiz“ als stabilen Marktführer.
Versuche mit anderen Communities
Es gab Versuche mit der russischen Community, die Schwestermarke „OrtelMobile“ startete jüngst eine neue Russland-Option. Wagner bestätigt: „Bei keiner Community hat das so überzeugend funktioniert, wie bei Ay Yildiz. Wenn man keinen nachhaltigen Ansatz fährt, nicht glaubwürdig ist, funktioniert es nicht und es ist ein langer Atem notwendig.“
Komplexer Markt
Einfach ist der Markt nicht. Die türkischen Netzbetreiber haben ihre Preise angehoben (speziell zu türkischem Mobilfunk), aber „wir kommen damit klar“, die „Minutenpakete funktionieren“.
Zum 15. Geburtstag gibt es erstmalig eine Bonus-Aktion für Neu- und Bestandskunden ohne Unterschied zwischen Pre- und Postpaid.
Zielgruppenwerbung
Wer als Deutscher in Geschäfte geht oder Fernsehwerbung schaut, wird „Ay Yildiz“ kaum bemerken, denn der Vertrieb findet ausschließlich in entsprechenden Shops für die Zielgruppe statt. Radio- und TV-Werbespots werden in türkischen Programmen ausgestrahlt.
Soweit möglich sollen Straßen-Promos oder Gewinnspiele in türkischen Supermärkten stattfinden. Das Thema Social Media, wie Facebook und andere soll beispielsweise mit „Augmented Reality“-Gewinnspielen behandelt werden und die Kunden einbeziehen. „Wir sind da, wo die türkische Community ist“.
Wer aufmerksam durch die Stadtviertel geht, kann den Ay-Yildiz-Schriftzug auf Supermärkten, Obstgeschäften, Kiosken oder Teestuben finden. Die Kunden von Ay Yildiz telefonieren längst im Netz von Telefónica (o2) und sind an der Vorwahl oder dem Rufnummernkreis nicht mehr zu erkennen.
In unserem Tarifvergleich vergleichen wir die Tarife der Ethno-Discounter miteinander.