DVB-T

Sender der RTL-Group jetzt in Stuttgart auf DVB-T

Grundverschlüsselte Verbreitung in MPEG-4 macht bisherige Receiver wertlos
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Zumindest auf den ersten Blick klingt die Meldung erfreulich: Voraussichtlich ab Mitte 2009 werden die Sender der RTL Group (RTL, Vox, Super RTL und RTL II) via DVB-T auch in der Region Stuttgart verbreitet. Bisher sind die Free-TV-Sender der Mediengruppe RTL Deutschland nur in den Ballungszentren der DVB-T-Regionen Berlin/Brandenburg, Norddeutschland, Nordrhein-Westfalen, Rhein-Main und Bayern über das digital-terrestrische Antennenfernsehen zu empfangen. Die technische Reichweite in der Region beträgt rund 1,6 Millionen Haushalte.

Wie sich allerdings bereits im Vorfeld abzeichnete, werden die Sender ihre Programme in der Region Stuttgart in MPEG-4 kodiert abstrahlen. Doch damit nicht genug: Die Verbreitung soll verschlüsselt erfolgen. Den Kundenservice und die Freischaltung der Angebote auf den Receivern übernimmt der Vermarkter Eutelsat visAvision GmbH. Wie ein Sprecher von Eutelsat gegenüber teltarif.de bestätigte, sollen alle Sender im Kodierungssystem Conax "grundverschlüsselt" werden.

RTL will Adressierung

Zwar ermöglicht die MPEG-4-Komprimierung im Vergleich zu dem heute verwendeten MPEG2-Verfahren eine Erhöhung der Programmanzahl in einem DVB-T-Kanal um 50 Prozent. Allerdings sind fast alle bisher verkauften Receiver wertlos, da sie nicht zum Empfang von MPEG-4 geeignet sind. Einige DVB-T-USB-Sticks können zwar MPEG-4-komprimierte Signale dekodieren, doch auch das bringt den Gerätebesitzern nichts, da die Sender eben verschlüsselt werden sollen.

Ziel ist, dass sich die Kunden beim Kauf eines DVB-T-Receivers registrieren und eine entsprechende Smartcard frei schalten lassen. Mit Hilfe dieser Adressierung bauen die Sender Kundenbeziehungen auf und können so Zusatzangebote, etwa zusätzliche Pay-TV-Sender, bewerben. Die Zuschauer in der Region Stuttgart werden etwa als erste zusätzlich die beiden Bezahlfernsehkanäle RTL Crime und Passion im Zuge einer Einführungsphase für ein Jahr kostenfrei, anschließend zu einem Preis von bis zu 2,99 Euro pro Monat via DVB-T sehen können.

Erfolgsaussichten eher fraglich

Im Jahr 2007 war die Grundverschlüsselung von Privatsendern via Satellit nach heftigen Protesten von Zuschauern, aus der Medienpolitik und des Bundeskartellamts gescheitert. Im Kabel dagegen sind die kommerziellen Sender digital überwiegend nur verschlüsselt zu empfangen. Nun versucht es RTL die Grundverschlüsselung auch über den terrestrischen Weg einzuführen. Ob dieser Weg allerdings von großem Erfolg gekrönt sein wird, darf bezweifelt werden. Einer der großen Vorteile von DVB-T liegt hierzulande bekanntlich in der mobilen Empfangbarkeit, etwa auf Notebooks, mit Taschenempfängern oder Handys. Diese Nutzer schließt man mit den geplanten stationären Empfängern, die bis Mitte 2009 im Fachhandel erhältlich sein sollen, aus.

Laut teltarif-Informationen will die Mediengruppe RTL auch in Mitteldeutschland und optional im Großraum Bielefeld/Gütersloh über DVB-T starten. Hier sind allerdings noch keine endgültigen Entscheidungen gefallen, ob auch in diesen Regionen verschlüsselt und in MPEG-4 gesendet werden soll. Beruhigend für alle Zuschauer in Berlin/Brandenburg, Norddeutschland, Nordrhein-Westfalen, Rhein-Main und Bayern: Hier will es RTL vorerst bei der herkömmlichen unverschlüsselten Verbreitung in MPEG-2-Komprimierung belassen.

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