Markt

Experte: IP-Bitstrom-Zugang bringt nicht mehr die Wende

Torsten Gerpott zur Lage des deutschen Festnetz- und Breitband-Markts
Von Björn Brodersen

Von den 18,5 Millionen DSL-Anschlüssen Ende 2007 stammten 67,6 Prozent von der Deutschen Telekom (mit DSL-Resale). Ende 2006 seien es noch 71,5 Prozent gewesen, so Gerpott. Die alternativen DSL-Anbieter hätten 2007 sechs Millionen Direktanschlüsse geschaltet, die Zahl der DSL-Resale-Anschlüsse habe bei 3,5 Milllionen gelegen. Die Telekom habe 2007 im DSL-Bereich 1,9 Millionen direkte Endkundenbeziehungen hinzugewonnen. Insgesamt gingen Prognosen von 22,6 Millionen DSL-Anschlüssen in Deutschland bis Ende dieses Jahres aus.

Nachfrage nach höherer Bandbreite, IPTV braucht aber Zeit

Dabei macht Gerpott eine gemächlich zunehmende Nachfrage nach höheren Bandbreiten aus. Ende 2007 habe jeder vierte DSL-Anschluss eine Bandbreite von bis zu 2 MBit/s im Downstream aufgewiesen. Ein Jahr zuvor seien es noch 41 Prozent gewesen. Der Anteil der DSL-Anschlüsse mit Datenraten von bis zu 3 MBit/s, 4 MBit/s oder 6 MBit/s steigerte sich im gleichen Zeitraum von 52 Prozent auf 66 Prozent. Gleichzeitig habe der monatliche Breitband-Internetverkehr pro Anschluss von 6,2 GB auf 7,3 GB zugelegt.

Hohe Bandbreiten werden vor allem für neuere Dienste wie etwa IPTV benötigt. Solche Angebote gibt es beispielsweise von der Telekom, Arcor und HanseNet. Gerpott sieht künftige Wachstumschancen für diejenigen Festnetz-Carrier, die sich zu einem Verbreiter von TV-Programmen, Filmen und User-Generated-Content entwickeln. Die Nachfrage nach IPTV steige zurzeit aber nur gemächlich an, so dass die Anbieter einen langen Atem haben müssten. Verschiedene Marktprognosen gingen von 0,9 Millionen bis 2,8 Millionen IPTV-Haushalten in Deutschland aus. Die Deutsche Telekom zum Beispiel, die Ende 2007 eine Million IPTV-Kunden zählen wollte, habe zu dem Zeitpunkt gerade mal 115 000 besessen. Der Anteil der IPTV-Haushalte an allen TV-Haushalten betrage hierzulande 0,3 Prozent. Dies liege unter anderem an gelerntem Mediennutzungsverhalten. Wenn jüngere Menschen mit zunehmendem Alter zahlungskräftiger werden, würde die Zeit für IPTV kommen.

Der DSL-Boom hält noch an

Der DSL-Boom in Deutschland wird nach Auffassung von Gerpott noch zwei bis drei Jahre lang anhalten. Schon jetzt hätte jeder zweite Haushalt einen DSL-Anschluss. Den technisch möglichen Bandbreiten per ADSL2+ und VDSL hänge aber noch die Nachfrage im Massenmarkt hinterher, der Trend zu mehr Bandbreite sei anbieter- nicht kundengetrieben. Die getrennte Vermarktung von Telefon- und DSL-Anschlüsse komme zwar durch reine DSL-Anschlussangebote unter Druck. Ob aber zum Beispiel der IP-Bitstrom-Zugang auch noch die Wende für DSL-Anbieter ohne eigene Infrastruktur schafft, bezweifle er. Dafür sei inzwischen zu viel Zeit vergangen, bis die in der Mitte angesiedelten Preise für das Vorleistungsprodukt der Telekom gefunden wurden.