Wettbewerb

Editorial: Bits als Hauptsache

Bitstrom-Zugang verschärft Festnetz-Wettbewerb weiter
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In der Diskussion ist er mindestens seit 2003: Der DSL-Bitstromzugang, bei dem die Konkurrenten der Deutschen Telekom die Qualitäts- und Dienste-Parameter des weiterverkauften DSL-Anschlusses feingliedriger vorgeben können als bei normalem DSL Resale. Andererseits interessieren sich die Verbraucher bei DSL vor allem für einen Parameter - die Bitrate - die auch schon bei Resale-DSL individuell gewählt werden kann. Wichtiger für die Verbraucher ist damit, dass zum Bitrom-Angebot auch Stand-alone-DSL-Zugänge gehören, also Breitbandanschlüsse ohne damit verbundenen Telefonanschlüsse. Dadurch kann der Kunde künftig auf den gewöhnlichen Telefonanschluss verzichten, wenn er diesen nicht mehr braucht, weil ihm Handy (ggfls. mit Homezone) und/oder Voice over IP (VoIP) reichen.

Wer nun hofft, künftig den bisherigen Telefonanschluss einfach abmelden und für ca. 20 Euro im Monat einen DSL-Anschluss inklusive DSL-Flatrate (etwa die Freeflat von GMX) weiternutzen zu können, der dürfte enttäuscht werden. Zum einen dürfte eine komplette Umschaltung des Anschlusses inklusive Kündigung aller alten Verträge und Abschließen eines neuen DSL-only-Vertrages mit einem Provider notwendig werden. Zum anderen sind die Bitstrom-Vorleistungsentgelte bis jetzt noch nicht reguliert, und da gibt es im Vergleich zu DSL-Resale durchaus einigen Spielraum nach oben.

Stand-alone = Resale-DSL + TAL - Line-Sharing

Grundvoraussetzung aller Anschlüsse (egal, ob Telefon oder DSL) ist die Teilnehmeranschlussleitung, kurz TAL, für die die Telekom derzeit 10,65 Euro monatlich berechnen darf. Zuzüglich Mehrwertsteuer ergeben sich 12,35 Euro. Mit den monatlich 15,66 bzw. 15,95 Euro für einen Telekom-Analoganschluss (T-Net Standard bzw. Call Plus) bezahlt der Kunde bereits für die TAL. Bei "DSL only" muss hingegen die Nutzung der TAL auf andere geeignete Art und Weise an die Telekom vergütet werden, beispielsweise dadurch, dass die Vorleistungspreise für den Stand-alone-Bitstromzugang entsprechend höher ausfallen als bei Resale-DSL.

Aus den vorgenannten Überlegungen folgt folgende Formel: "Stand-alone = Resale-DSL + TAL". Diese ist allerdings noch etwas zu einfach. Man muss wieder gewisse Kostenbestandteile abziehen, die im Resale-DSL-Fall dadurch entstehen, dass die TAL sowohl für Telefonie als auch für den Breitbandzugang genutzt wird. Beispielsweise müssen Splitter beim Kunden und in der Vermittlungsstelle installiert werden. Auch die Verkabelung in der Vermittlungsstelle ist etwas komplizierter. Diese reinen Line-Sharing-Kosten fallen bei Resale-DSL an, nicht jedoch bei einem Stand-alone-Anschluss. So ergibt sich die korrigierte Formel: "Stand-alone = Resale-DSL + TAL - Line-Sharing".

Die endgültige Preisfestsetzung kann sicherlich aufgrund weiterer Details noch von der vorgenannten Formel abweichen, aber aus Konsistenzgründen kann es sich hier maximal um einen Euro hin oder her handeln. Günstig wäre es, wenn der Regulierer die Laufzeiten der erstmaligen Preisanordnung so wählt, dass künftig Line-Sharing-, TAL-, Resale- und Bitstrom-Entgelte gleichzeitig geändert werden. Werden diese Vergütungen jeweils zu abweichenden Zeitpunkten neu festgesetzt, kann es zu dadurch zu Widersprüchen zwischen den Preisen untereinander kommen, die geeignet sind, den Markt zu verzerren.

"DSL only" wird mehr kosten als "DSL Resale"

Da alle DSL-Anbieter als Wirtschaftsunternehmen mit Gewinn arbeiten wollen, werden sie versuchen, die höheren Vorleistungspreise mit Aufschlag an die Kunden weitergeben. "DSL only" wird also mehr kosten als "DSL Resale". Die Höhe des Aufpreises wird von der Entgeltfestsetzung durch den Regulierer und der Handelsspanne der Telekom-Konkurrenten abhängen. Allerdings werden Aufschläge, die höher sind als die Kosten eines Telekom-Analoganschlusses, von den Endkunden nicht akzeptiert werden. Somit ist es wahrscheinlich, dass der Endkunde für "DSL only" am Monatsende 10 bis 15 Euro mehr bezahlt als für einen DSL-Anschluss als Ergänzung eines Telekom-Telefonanschlusses.

Für die Kunden sind das dennoch gute Nachrichten: Zusammen mit den jüngsten Preissenkungen für DSL Resale lässt sich vor allem bei hochbitratigen Zugängen erheblich sparen. Kein Wunder, dass der Bundesverband Breko der regionalen Telefongesellschaften gegen Bitstrom-Zugang und Resale-Preissenkung Sturm läuft und zum Bitstrom-Zugang titelt: "So unnötig wie ein Kropf". Harte Worte für ein neues Vorleistungsprodukt, das vielen Telekom-Konkurrenten und deren Kunden eine Menge Geld sparen könnte.