Forderung

eco Verband: Line Sharing der Telekom ist zu teuer

Breitband-Wachstum stagniert wegen zu hoher Line-Sharing-Entgelte
Von Björn Brodersen

Deutschland fällt nach Ansicht des eco Verbands der deutschen Internetwirtschaft beim breitbandigen Internetzugang im Vergleich der europäischen Länder immer weiter zurück. Nach einer Analyse der European Competitive Telecommunications Association (ECTA) sei Deutschland auf den zehnten Platz bei der Breitband-Penetration in Europa abgerutscht. Grund dafür sollen laut ECTA fehlende Line-Sharing- und Bitstream-Angebote sowie der gering entwickelte Kabelinternet-Markt sein.

Das Wachstum in diesem Bereich betrug laut der Studie im ersten Quartal dieses Jahres zehn Prozent, am 31. März besaßen 8,9 von 100 Haushalten einen Breiband-Anschluss ans Internet. Die Gesamtzahl der DSL-Internetanschlüsse in Deutschland lag den Angaben zufolge bei 7,3 Millionen. Dabei besaß der ehemalige Monopolist Deutsche Telekom Ende März einen Marktanteil von 81 Prozent. Zugleich gab es rund 500 000 DSL-Anschlüsse auf Resale-Basis, was einem Marktanteil von sieben Prozent entspricht. Der Marktanteil der alternativen Netzbetreiber lag bei zwölf Prozent.

eco fordert von der Telekom die sofortige Senkung der Einmalentgelte

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, fordert der eco Verband als Sofortmaßnahme eine deutliche Senkung der Einmalentgelte im Bereich Line Sharing. Die Einmalentgelte für die Neueinrichtung, Übernahme und Kündigung stünden einer Nutzung dieses Wettbewerbsinstruments entgegen, kritisiert der Interessenverband und fordert eine sofortige Überprüfung der Zulässigkeit dieser Praxis durch die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP). eco verweist auf Analysen, wonach es hierzulande ein Senkungspotenzial von etwa 50 Prozent gegenüber dem Durchschnittsentgelt der zehn EU-Länder mit den geringsten Entgelten und 85 Prozent gegenüber dem Durchschnittswert der drei günstigsten Länder gebe, und empfiehlt zur Belebung des Wettbewerbs Migrationsentgelte beim Wechsel vom Line Sharing zur Teilnehmeranschlussleitung (TAL) von einmalig maximal 20 Euro statt der bisherigen 120 bis 160 Euro.

Nach einer Rechnung des Beratungsunternehmens Analysys fallen dafür 400 Euro in Deutschland an. Ähnlich hohe Beträge gebe es in Europa sonst nur in Irland und Österreich. Laut einer Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK), würde ein Konkurrent der Telekom bei den aktuellen Endkundenpreisen mit Line Sharing einen Verlust von 3,79 Euro pro Kunden erzielen, berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ).

Regulierer entscheidet kommenden Monat über Vorleistungspreise

Über die zukünftige Höhe des Mietbetrags für das Datenteil des Kupferkabels will die RegTP Ende dieses Monats bzw. Anfang August entscheiden. Ursprünglich wollte die Telekom wieder höhere Line-Sharing-Mietpreise beantragen, doch auf Drängen der EU-Komission, die ein wettbewerbsrechtliches Verfahren androhte, wird sie nun wahrscheinlich die demnächst auslaufenden Entgelte verlängern wollen. Zurzeit zahlen die Telekom-Wettbewerber dafür 2,43 Euro netto pro Kunde und pro Monat. Mit der Zustimmung der RegTP wird gerechnet. Eine Preissenkung schließt die Telekom dagegen aus. Auch in Zeiten, in denen die Telekom das Vorleistungsprodukt kostenlos angeboten hat, hätten die Wettbewerber zudem nur geringes Interesse gezeigt, sagte ein Telekom-Sprecher der Zeitung Die Welt. Die Zahl der über Line Sharing laufenden Breitband-Anschlüsse liege zurzeit bei 6 000.

Beim Line Sharing mieten die alternativen DSL-Anschlussanbieter ausschließlich den zum DSL-Betrieb notwendigen TAL-Frequenzteil. Dadurch wird ein kundennäherer Marktauftritt der alternativen Carrier mit einem variierenden Produktangebot möglich, was eine wichtige Voraussetzung für ein differenziertes Endkundenangebot in Deutschland darstellt. Dadurch kann die Telekom-Konkurrenz mehr in das eigene Netz investieren, ohne einen Gesamtausbau zu riskieren. Dabei sind niedrige Kosten für die Firmen besonders wichtig wegen der Preisschlacht um DSL-Kunden.