Rückblick

1 Jahr DSL-Resale - eine Zwischenbilanz

Telekom forciert den Wiederverkauf, um den Bitstream Access zu verhindern
Von Björn Brodersen

Genau ein Jahr ist es her, dass die ersten Internetprovider - Arcor und 1&1 - mit dem Wiederverkauf der DSL-Anschlüsse der Deutschen Telekom begannen. Seitdem hat sich der DSL-Markt gehörig verändert: Die Grundpreise für DSL-Zugänge sind erheblich gesunken, gleichzeitig sind die Fallstricke in den jeweiligen AGB immer größer geworden. Einige DSL-Reseller wie beispielsweise Arcor nutzen auch die Möglichkeit, anhand der Resale-Angebote die Nachfrage nach DSL-Anschlüssen in bestimmten Regionen auszuloten, um daraufhin dort das eigene Netz zielgerichtet auszubauen. Was allen DSL-Resellern gemein ist: Zurzeit kaufen sie sich Wachstum. Das allerdings ist ein zweischneidiges Schwert. Denn profitabel sind solche Billigangebote nicht.

Die Situation auf dem DSL-Markt

Hierzulande sind rund 17 von 100 Haushalten an das DSL-Netz der Telekom oder eines alternativen Carriers angeschlossen. Die Telekom ist dabei mit 86,3 Prozent für den Löwenanteil zuständig. Von den rund sechs Millionen auf T-DSL basierten Anschlüsse in Deutschland waren Ende 2004 mehr als 55 Prozent von der T-Com geschaltet. Die DSL-Wiederverkäufer besaßen einen Marktanteil von 4,2 Prozent. Von den rund 260 000 DSL-Anschlüssen, die die Provider entweder unter eigenem Namen vertrieben haben oder die über den Provider bei der T-Com in Auftrag gegeben wurden, kamen Ende des vergangenen Jahres 30,2 Prozent von United Internet (1&1 und GMX), 18,2 Prozent von AOL, jeweils 9,4 Prozent von Arcor und freenet und 7,5 Prozent von HanseNet. Den Rest des Kuchens teilen sich Unternehmen wie Tiscali, 3U Telecom oder 1Xnet. Reine Marktzahlen zu DSL-Resale-Anschlüssen liegen uns nicht vor. AOL will erst mit DSL-Resale beginnen, HanseNet nutzte bislang die Wiederverkaufsmöglichkeit nur im Umland von Hamburg.

Trotz gesunkener Preise: Nach Angabe des Branchenexperten Torsten Gerpott von der Universität Duisburg-Essen hat das Reselling von T-DSL-Anschlüssen die Intensität des Breitband-Wettbewerbs nur schwach gefördert. Grund dafür sollen die geringe Wertschöpfung alternativer Anbieter und die bestehende Kopplung des DSL-Anschlusses mit dem Telefonanschluss der Telekom sein. Der ehemalige Monopolist muss damit rechnen, dass der Regulierer es deshalb bald den Wettbewerbern ermöglichen wird, den Bitstrom-Zugang zu erlangen. Damit könnten die Telekom-Konkurrenten schnelle Internetzugänge und Internet-Telefonie (VoIP) vermarkten, ohne die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) mieten zu müssen oder als DSL-Reseller auftreten zu müssen.

Die Telekom verdient am DSL-Resale kräftig mit

Die Telekom will natürlich den Bitstream Access verhindern oder zumindest hinauszögern, deshalb forciert sie den Wiederverkauf der eigenen DSL-Anschlüsse. Allerdings entschloss sie sich dazu nicht aus freien Stücken, vielmehr wurde sie dazu durch eine Verordnung der EU-Kommission gezwungen. Dabei verdient sie weiterhin gut: Knapp 90 Prozent der Umsätze des Resellers erhält sie laut Schätzungen als Vorleistungsentgelt zurück. Zurzeit müssen die Reseller trotz der aktuellen Subventionen für Einsteiger beispielsweise 79,90 Euro an Bereitstellungsentgelt für die Anschlüsse an die Telekom zahlen.