Telekom Markt Europa

Das Festnetz ist tot - es lebe das Festnetz!

Der DSL-Boom hat die Festnetz-Anbieter dauerhaft gerettet
Von Marie-Anne Winter

"Totgesagte leben länger" - unter diesem Motto stellte der Geschäftsführer der Versatel-Gruppe Peer Knauer im Rahmen der Internationalen Handelsblatt Jahrestagung Telekom Markt Europa, die derzeit in Bonn stattfindet, seine Sicht auf das Festnetz vor. Spätestens seit dem Jahr 2000 galt dieses als Auslaufmodell. Damals hieß es: "Wer gräbt verliert." Nach dem Platzen der dotcom-Blase vor fünf Jahren lasse sich nun aber feststellen, dass das Festnetz lebendiger denn je sei. Wie kam es, dass das Festnetz überlebt hat? Die Antwort sei: DSL, DSL und DSL.

Trotzdem spiele Deutschland in Sachen Breitband-Internet erst in der Kreisliga, wie auch schon bei anderen Vorträgen im Rahmen dieses Forums festgestellt wurde. Daran ist aus Sicht des Versatel-Chefs in erster Linie ein noch jahrelang nachwirkendes Technologie- und Tarifmonopol des Incumbent schuld. Auch heute sei der Wettbewerb innerhalb der Infrastrukturen unzureichend. Längerfristig gesehen sei Breitbandinternet der wichtigste Wachstumsmarkt innerhalb der Telekommunikationsbranche. Die Marktdurchdringung bei Breitbandanschlüssen soll im Jahr 2013 60 Prozent erreichen. Ein weiteres schon häufiger genanntes Stichwort auf dieser Tagung ist Konsolidierung. Versatel ist ein Beispiel dafür: Dieses Unternehmen verzeichnet derzeit ein überdurchschnittliches Umsatzswachstum durch Akquisitionen und die Zusammenführung von Versatel und Tropolys.

Was wollen die Kunden?

Die Bodenbildung bei den DSL-Endpreisen für die Kunden sei noch nicht erreicht, durch den anhaltenden Preisdruck werde die Konsolidierung weitergehen. Neben der Telekom werde es langfristig noch zwei, drei bundesweite Festnetzanbieter geben.

In den Medien werde derzeit viel über Triple Play geredet. Knauer steht dem Potential dieses neuen Marktmodells skeptisch gegenüber: "Kleiner Kuchen, viele Esser". Trotzdem sei es keine Frage, dass konvergente Dienstleistungen per Breitband die Zukunft der Branche seien. Entscheidend sei allerdings, dass man sich Gedanken darüber mache, was für den Kunden ein echter Mehrwert sei. IPTV an sich werde da sicherlich nicht ausreichen. Interessanter seien etwa Services wie Virtual Conferencing. Der Vorteil der Mobilfunkanbieter sei die Verfügbarkeit der Dienste an verschiedenen Orten, der Vorteil der Festnetzanbieter sei die Bandbreite. Die Datenübertragung per Glasfaser bleibe auf absehbare Zeit die erste Wahl, was man auch daran sehe, dass selbst Vodafone mit seinen UMTS-Diensten seine Festnetz-Tochter Arcor nun lieber doch behalten wolle. Knauer sieht Bandbreite als Treiber für konvergente Dienste an.

Für den weiteren Erfolg brauche man eine verlässliche Regulierung, damit eine vernünftige Preisgestaltung möglich werde. Zukunftsaussichten für die Festnetzbranche fasste Knauer wie folgt zusammen: Weitere Konsolidierung, konvergente Dienste, konsistente Entgeltregulierung.