Mobilfunkstrategien

T-Mobile: Es gibt keinen Einheitskunden

Der Mobilfunker der Zukunft muss viele Segmente bedienen
Von Marie-Anne Winter

Im Rahmen der Internationalen Handelsblatt Jahrestagung Telekom Markt Europa, die derzeit in Bonn stattfindet, sprach Philipp Humm von T-Mobile über die Grenzen des Wachstums im Mobilfunk. Die Branche stände vor destruktiven Veränderungen im Mobilfunk. Es sei nun wichtiger denn je, sich über exzellente Services und Produkte zu differenzieren und nicht nur über den Preis.

Wie schon mehrfach festgestellt, sind die Zeiten glänzenden Wachstums vorbei. Der Markt segmentiere sich stärker, man müsse auf die Kunden individuell eingehen.

Was erwartet T-Mobile von den nächsten Jahren?

Der Mobilfunkmarkt wird nach Einschätzung von T-Mobile weiterhin wachsen, und zwar etwa um drei Prozent. Der Markt wird innerhalb des nächsten Jahres ein Volumen von 162 Milliarden Euro ausmachen, dabei werden die Erlöse aus mobile data überproportional wachsen. Das Internet wird mobil, im Mobilfunk werde DSL-Geschwindigkeit für Normalnutzer erreicht. Hier wird als Preismodell die Flatrate kommen, damit der Nutzer einfach online gehen könne, ohne sich ständig einen Kopf über die Mobilfunkrechnung machen zu müssen.

Alle Internetapplikationen, die der Kunde aus dem herkömmlichen Internet kennt, soll er selbstverständlich nutzen können. Aber auch im Bereich Voice sei noch Wachstum drin, wie an andere Stelle schon geschrieben, ist der Anteil an Mobilfunkminuten bei den Gesprächsminuten insgesamt in Deutschland noch gering. Die Antwort darauf sei T-Mobile@home und die T-Mobile-Flat. Diese Angebote seien die zukunftsorientierten Wachstumsbringer von T-Mobile.

Das Thema Pricing sei ebenfalls ein sehr segmentiertes. Die Minutenpreise insgesamt zu senken, würde aber Wertschöpfung zerstören und biete keinen Mehrwert. In Finnland habe sich gezeigt, dass allgemeine Preissenkungen im Mobilfunk nicht das entsprechende Minuten-Volumen generiert hätten, um die Preissenkungen aufzufangen. Als Erfolgsfaktor macht Humm segmentierte Angebote aus, mit denen die jeweiligen Zielgruppen angesprochen werden. So gibt es Qualitätsangebote für Geschäftskunden und Kooperationen im Discountbereich für Kunden, die nur telefonieren möchten.

Weg vom "teuer und wenig"-Modell

In Deutschland gebe es noch immer die niedrigste Minutennutzung im Mobilfunk pro Monat mit gleichzeitig den höchsten Kosten pro Minute. Auch die Umsätze pro Nutzer seien in Deutschland sehr niedrig. Laut Humm müsse man in Deutschland von dieser "teuer und wenig"-Nutzung zu einer "günstig und viel"-Nutzung kommen. Die Kunden hätten noch immer ein Fasse-dich-kurz verinnerlicht und müssten nun quasi umerzogen werden.

Wie kann man das Sprachvolumen nun steigern? T-Mobile will dabei nicht einfach die Preise senken, sondern den Kunden größere Pakete zur Verfügung stellen, die sie abtelefonieren können. Das sei aber nicht zu realieren, in dem man einen Tarif über alle ziehe, sondern den jeweiligen Zielgruppen entsprechende Angebote mache. Im Bereich Internet gebe es in Deutschland ein großes Potential von Kunden, die einen mobilen Internet-Anschluss gebrauchen könnten. Noch immer gingen mehr als 9 Millionen Nutzer über einen analogen Telefonanschluss ins Internet.

Auf die Frage, ob die Kunden statt der vielen Segment-Angebote nicht lieber einen einfachen Tarif hätten, antwortete Humm: "Es gibt keinen Einheitsverbraucher, es gibt nicht nur Kunden, die einen Einheitspreis wollen. Viele möchten auch mehr als einen billigen Preis, manche möchten auch ein Qualitätsnetz und zuverlässigen Netzzugang."

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