TK-Markt Europa

o2-Chef Gröger: 2006 wird das Jahr der Veränderung

Wachstumsstrategien der Mobilfunker in veränderten Märkten
Von Marie-Anne Winter

Im Rahmen der 13. Internationalen Handelsblatt Jahrestagung Telekom Markt Europa, die wie angekündigt heute in Bonn begann, sprach der Geschäftsführer von o2 Germany, Rudolf Gröger über tragfähige Wachstumsstrategien in konvergierenden Märkten. Schon seit einigen Jahren müssen die Mobilfunker hinnehmen, dass die Zeiten hoher zwei- oder gar dreistelliger Wachstumsraten vorbei sind. Im Jahr der Versteigerung der UMTS-Lizenzen legte der deutsche Mobilfunkmarkt noch um sagenhafte 104 Prozent zu. Gröger beschrieb die Situation damals wie folgt: "Wenn Sie Weihnachten 2000 kein Prepaid-Paket bekommen haben, dann hatten Sie keine Freunde."

So lässt sich im Nachhinein auch die Euphorie erklären, mit der die Mobilfunkunternehmen Milliarden-Summen für diese Lizenzen hinblätterten. Im Jahr darauf schrumpfte das Wachstum auf 17 Prozent zusammen, im Jahr 2002 waren es gar nur noch 5 Prozent. Danach stabilisierte sich das Marktwachstum auf um die 10 Prozent, im vergangenen Jahr waren es sogar wieder 11 Prozent. Die Marktdurchdringung liegt inzwischen bei 96 Prozent, faktisch hat so ziemlich jeder Deutsche ein Handy, wobei es natürlich eine Reihe Menschen gibt, die keins haben, andere haben dafür mehrere. Oder wie Gröger zusammenfasst: "Jeder, der eine SIM-Karte haben will, der hat auch eine."

Wie gehen nun die Mobilfunkanbieter mit der Situation um, dass Neukunden nur noch gewonnen werden, indem man sie anderen Anbietern abspenstig macht? Laut Gröger wird das Jahr 2006 "ein schlimmes Jahr für den Mobilfunk", denn der Umsatz werde zum ersten Mal nach unten gehen. Auch hätten die Anbieter momentan allesamt keine Kontrolle mehr über die Preisgestaltung. Ein weiteres Problem sei weiterhin die Handysubventionierung. Die Loyalität von Kunden müsse künftig honoriert werden, damit sie die "richtige SIM-Karte" in ihr Handy legen und im eigenen Netz bleiben. Auf jeden Fall werde 2006 ein Jahr der Veränderung im Mobilfunk.

Die Discount-Strategie

Eine der neuen Wachstum-Strategien wurde von teltarif dieser Tage mit einem großen Themenspecial bedacht: Die Discount-Strategie. Seit dem Start von Tchibo (in Kooperation mit o2) im Oktober 2004 tauchten alles in allem 25 bis 30 Discount-Angebote auf den Mobilfunk-Markt auf, dabei werden in diesem Fall auch Angebote wie der Payback-Tarif von Vodafone, Fairpay, der Viva- oder der Jamba-Tarif mitgezählt.

Das drückt auf das Preisniveau im Markt. Wie schon mehrfach festgestellt, sind die Preise im Mobilfunk in den vergangenen zwölf Monaten schon deutlich gesunken. Weitere Angebote wie die Base-Flat von E-Plus oder die Genion-Flat von o2 haben den Druck auf die Preise verstärkt.

Das hat mehrere Effekte: Zum einen werden die Margen geringer, zum anderen werden, wenn die Preise im Mobilfunk sinken, immer mehr Sprachminuten vom Festnetz in die Mobilnetze verlagert. Derzeit soll der Anteil der Sprachminuten im Mobilfunk noch bei 16,2 Prozent liegen - das ist vergleichsweise wenig, wenn man daran denkt, dass es auch im Jahr 2000 schon 10 Prozent waren. Allerdings steigt auch die Anzahl der Sprachminuten insgesamt. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland rund 278 Milliarden Minuten vertelefoniert, im Jahr 2000 waren das etwa 244 Milliarden. Hier muss allerdings auch gesagt werden, dass der Anteil der Mobilfunkminuten in so ziemlich allen europäischen Ländern höher ist. So liegt der Anteil der Mobilminuten in Portugal bei 55,7 Prozent, bei den Finnen sind es knapp 50 Prozent.