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Dialer: Anbieter hebeln Vorschriften aus

System der Zustimmungsfenster wird ad absurdum geführt
Von Björn Brodersen

Anbieter von Internet-Dialern umgehen vorsätzlich die seit dem vergangenen Jahr vorgeschrieben Zustimmungsfenster bei Mehrwert-Dialern. Das haben Experten aus dem Umfeld von Dialerschutz.de und Computerbetrug.de herausgefunden. Den Beweis lieferte anscheinend die Internetseite des Dialer-Anbieters der Firma Teleflate S.L. mit Sitz in Palma de Mallorca: Der dortige Dialer ist zwar registriert und offensichtlich rechtskonform, doch die Zustimmung zur Einwahl gibt nicht der Nutzer, sondern sie erfolgt unbemerkt und ferngesteuert durch einen technischen Trick, berichten die Experten.

Ein Dialer des Anbieters, der zu Erotik-Angeboten führt, mache auf den ersten Blick einen seriösen Eindruck: Der Nutzer muss den Angaben zufolge 30 Euro für die Einwahl zahlen, und der Dialer ist registriert. Doch wer mit einem nicht ausreichend geschützten PC die speziell präparierte Seite besucht, bekomme mittels eines Trojaners den Dialer - ein von AntiVir als Trojaner erkanntes JAVA-Archiv namens "count4.jar" zusammen mit einer hta-Applikation "8000.bin" - auf den Rechner geladen. Dann werde das Dialer-Fenster versteckt, über Fernsteuerung die Buchstabenkombination "O" und "K" im Zustimmungsfenster eingegeben und vom Nutzer unbemerkt die teure Verbindung aufgebaut. Normalerweise ist es jetzt gesetzlich vorgeschrieben, dass der Internetnutzer diese Zustimmungs-Kombination selber eingeben muss.

User kann Unrechtmäßigkeit nicht mehr nachweisen

Nach der Einwahl hat der User dem Bericht zufolge keine Möglichkeit, die Unrechtmäßigkeit der Dialer-Einwahl nachzuweisen, und muss die 30 Euro wohl zahlen. Denn auf dem Rechner verbleibt nur noch das legale Einwahl-Tool. Die Fernsteuerung könne von dem Betroffenen nicht mehr nachgewiesen werden, da die steuernden Komponenten niemals auf der Festplatte abgelegt, sondern nur im flüchtigen Hauptspeicher aktiv waren.

"Das System der Zustimmungsfenster, mit denen Verbraucher vor so genannten Auto-Dialern geschützt werden sollten, wird damit faktisch ad absurdum geführt", warnt Dialerschutz.de. Was aber noch schlimmer sei: "Die Dialer-Registrierung wiegt den Verbraucher nicht nur in trügerischer Sicherheit - sie schwächt sogar noch seine Position, wenn er Opfer von Betrügereien wurde. Denn er muss damit nachweisen, dass er trotz eines rechtskonformen Dialers auf dem Rechner schlichtweg übers Ohr gehauen wurde."

Noch wissen die Verbraucherschützer nicht, wie viele User von der unrechtmäßigen Dialer-Handhabung betroffen [Link entfernt] sind. Erste Beschwerden über Einwahlen zu den teleflate-Nummern 09009-0000492 und 09009-000484 lägen aber bereits vor. Die gesammelten Beweise in Form von Screenshots, Filmen, Protokollen und Dateien wurden bereits der Regulierungsbehörde sowie dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) übergeben. Inzwischen habe der Dialer-Anbieter auch die Quellcodes auf seiner Webseite geändert, sagt Dialerschutz.de.

Tipps und Tricks zum Schutz vor illegalen Dialern

Schutz vor den Einwahlhilfen und solchen Machenschaften der Software-Anbieter bieten laut Experten Windows-Rechner, die mit den aktuellen Sicherheits-Updates versehen sind. Auch ein Blick auf die Homepage der RegTP, die noch weitere Regelungen für Dialer plant, kann helfen: Dort gibt es eine Tabelle mit aktuellen Maßnahmen bei Verstößen gegen das Mehrwertdienstegesetz (MWDG) veröffentlicht. Dabei handelt es sich nicht nur um Verstöße durch Dialer, sondern auch um die rechtswidrige Nutzung von 0190er- und 0900er-Rufnummern für Angebote über Telefon oder Fax. Verbraucher können anhand der Tabelle prüfen, ob sie für genutzte Dienste zahlen müssen oder nicht. Die Tabelle mit den Maßnahmen der Behörde ist im Internet auf einer Webseite [Link entfernt] unter dem Punkt "Missbrauch Mehrwertdienste/Dialer/Suchmaschinen" mit dem Titel "Maßnahmen gegen Rufnummernmissbrauch" zu finden. Weitere Tipps zum Schutz vor Dialern finden Sie auf unserer Infoseite.