Preisobergrenze

TKG-Neuregelung: 14 Cent zur Vorwahl 0700?

Der Entwurf des neuen TKG sieht eine Preis­ober­grenze von 14 Cent für Anrufe zur Vorwahl 0700 vor. 0700-Inhaber müssten den Preis überall deut­lich ankün­digen, sonst könnten Abmah­nungen drohen.
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Im Entwurf des neuen TKG ist eine Preisobergrenze für Anrufe zu 0700 vorgesehen. Im Entwurf des neuen TKG ist eine Preisobergrenze für Anrufe zu 0700 vorgesehen.
Bild: teltarif.de
Eigent­lich sollte die Neufas­sung des Tele­kom­muni­kati­ons­gesetzes (TKG) längst vom Bundestag verab­schiedet sein, aber es hängt noch hier und da aus verschie­denen Gründen. Neben dem Streit um die Mindest­ver­trags­lauf­zeit soll in der Neufas­sung auch der Verbin­dungs­preis zur Vorwahl 0700 neu gere­gelt werden.

Ober­grenze: 14 Cent pro Minute

Im Entwurf des neuen TKG ist eine Preisobergrenze für Anrufe zu 0700 vorgesehen. Im Entwurf des neuen TKG ist eine Preisobergrenze für Anrufe zu 0700 vorgesehen.
Bild: teltarif.de
Folgt man dem Entwurf des TKG, ist darin erst­malig eine verbind­liche Preis­ober­grenze von 14 Cent/Min (Artikel 108, Para­graph 5) aus allen Netzen und zu allen Zeiten geplant. Das bedeutet zwar bei Anrufen aus den Mobil­funk­netzen eine spür­bare Verbes­serung. Aktuell können es nach Recher­chen der Inter­essen­gemein­schaft 0700 noch bis zu 71 Cent pro Minute sein. Aber: Bei Verbin­dungen aus dem Fest­netz der Deut­schen Telekom beispiels­weise würde sich der Preis zu 0700 je nach Tages­zeit mehr als verdop­peln, aber auf jeden Fall erhöhen. Bisher kostet ein Anruf aus dem Fest­netz der Telekom in den meisten Tarifen 6,3 Cent/Minute zur Neben­zeit und 12,6 Cent pro Minute zur Haupt­zeit.

Preis­regu­lie­rung erzeugt Preis­explo­sion?

Die an sich "gut gemeinte Preis­regu­lie­rung soll hier also zu einer Preis­explo­sion führen", kriti­siert die IG 0700 die geplante Neure­gelung. Weiterhin sieht die Neufas­sung des Gesetzes vor, dass künftig alle Inhaber von 0700-Rufnum­mern den gültigen Tarif "verbind­lich und in direkter Nähe zu Rufnum­mern" angeben müssen. Das ist heute schon bei Verwen­dung der Vorwahl 0180x der Fall.

Ist 0700 eine gewerb­liche Service-Rufnummer?

Mögli­cher­weise könnte der Gesetz­geber planen, den Verbin­dungs­preis zur Vorwahl 0700 mit den Preisen für über­wie­gend gewerb­lich genutzten Hotlines, etwa unter der Vorwahl 0180, gleich­zustellen. Dabei hatte die Bundes­netz­agentur vor einiger Zeit klar­gestellt, dass es sich bei der Vorwahl 0700 um keinen "Servi­cedienst" handelt. Die Vorwahl 0700 wird nach Erkennt­nissen der IG 0700 oftmals von Privat­per­sonen als "lebens­lange Rufnummer" und weniger für gewerb­liche Geschäfts­modelle, wie sie zahl­reiche Call­center anbieten, genutzt.

Ande­rer­seits werben einige Hoster der Vorwahl 0700 bei ihren Kunden mit einer mögli­chen Auszah­lung von 1-2 Cent pro ankom­mender Minute. Dies könnte beispiels­weise für Gewinn­spiele im Radio oder Fern­sehen mit extrem hohem Anruf­auf­kommen für den Inhaber der Rufnummer inter­essant werden. Kurz gerechnet: Bei 1 Million Anrufe wären das dann beispiels­weise schon 20 000 Euro.

Wird Preis­angabe verpflich­tend?

Sollte das Gesetz, so wie im Entwurf formu­liert, durch­gewunken werden, müssten alle Privat­per­sonen bei der Angabe ihrer 0700-Rufnummer immer den korrekten Preis (z.B. 14 Cent pro Minute) dazu schreiben, andern­falls könnten sie Opfer von auf Abmah­nungen spezia­lisierten Vereinen, Kanz­leien oder Privat­per­sonen werden.

IG 0700 will Poli­tiker anspre­chen

Die IG 0700 hat ihren Mitglie­dern und Unter­stüt­zern vorge­schlagen, den jewei­ligen Abge­ord­neten ihres Wahl­kreises anzu­schreiben. Ihr Vorschlag ist es, die Vorwahl 0700 preis­lich wie eine "normale" Rufnummer im Fest­netz zu behan­deln. Dann wären Anrufe dorthin auch in Flat­rates enthalten, wie sie viele Tele­fonierer heute schon gebucht haben.

Sofern die Beprei­sung als Fest­netz­nummer nicht durch­setzbar wäre, sollte der Anruf zu 0700 einer Verbin­dung zum Mobil­funk gleich­gestellt werden, wobei die Weiter­lei­tung zu Mobil­funk dann gene­rell für den Inhaber der 0700-Nummer kostenlos sein müsste. Sofern der Anrufer eine Flat­rate zu Mobil­funk gebucht hätte, dürften Anrufe zur 0700 nichts mehr extra kosten.

Neure­gelung für mehr Akzep­tanz

Nach Erkennt­nissen der Deut­schen Telekom, die aus dem Markt für 0700-Rufnum­mern-Hosting kürz­lich ausge­stiegen ist, seien viele der zuge­teilten 0700-Rufnum­mern wenig, bis gar nicht genutzt worden. Als Grund geben viele befragte Telefon-Nutzer die unklaren und völlig über­zogenen Anruf­preise zur 0700 an.

Sobald die Preis­frage vernünftig geklärt ist, könnten die Inhaber einer 0700-Rufnummer gezielt nur noch diese Rufnummer bekannt geben und indi­viduell entscheiden, wo sie aktuell klin­geln soll: Daheim, unter­wegs auf dem Handy, im Büro, bei Freunden oder viel­leicht im Hotel­zimmer im Urlaub.

Hoster nicht begeis­tert

Die Hoster von Sonderrufnum­mern sind von der disku­tierten Abrech­nung zum Fest­netz­tarif nicht sonder­lich begeis­tert. Sie befürchten, dass ihnen dadurch das Geschäft mit der für den Anrufer kosten­losen Vorwahl 0800 wegbre­chen könnte. Bei der Vorwahl 0800 zahlt der Inhaber alle Anrufe, die teil­weise mit 5 Cent pro Minute (falls vom Handy einge­hend) berechnet werden. Viele Nutzer könnten dann auf die benach­barte Vorwahl 0700 auswei­chen und hätte somit keine oder wesent­lich gerin­gere Kosten für ankom­mende Anrufe.

Man darf gespannt sein, ob die Inhaber oder Nutzer von 0700-Rufnum­mern ihr Problem der Politik vermit­teln können und welche Entschei­dung hier am Ende getroffen wird.

Welche Sonderrufnum­mern gehören zu welchem Dienst und wie hoch sind die Kosten für einen Anruf auf eine Sonder­rufnummer? Wir geben Ihnen einen Über­blick.

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