Themenspecial Telefonieren zuhause Was ist eigentlich mit ...

Lebenslang gültige Telefonnummer: Die Möglichkeiten im Überblick

Warum 0700 sich nicht durchsetzte und welche Alternativen es gibt
Von Thorsten Neuhetzki

Die eigentliche Idee ist toll: Man gibt einem Menschen einmal eine Telefon­nummer und dieser Mensch kann einen immer erreichen. Egal ob unterwegs, zu Hause oder auf Arbeit: Das Telefon klingelt. Und nach dem Umzug oder dem Handy­anbieter­wechsel? Das Telefon klingelt - selbst wenn sich die Handy­nummer geändert hat und das Ortsnetz gewechselt wurde. Und wer sich doch einmal als lästig erweisen sollte, wird auf eine Blacklist gesetzt. Theoretisch gibt es diese Möglichkeit in Deutschland - unter der nur noch wenig bekannten Vorwahl 0700. Doch die 0700-Nummer hat sich nie durchsetzen können. In unserem heutigen Ratgeber zum Auftakt unseren neuen Themen-Specials Festnetztelefonie zeigen wir Ihnen, welche Anbieter von 0700-Nummern es noch gibt und zeigen Ihnen auch, welche Alternativen existieren.

0700 ist eine Sonderruf­nummerngasse. Entsprechend wird sie auch abweichend von normalen Festnetzgesprächen berechnet. Als die Nummerngasse vor mehr als zehn Jahren eingeführt wurde, waren sowohl Telefonate vom Handy als auch Gespräche aus dem Festnetz um ein Vielfaches teurer als heute. Oder anders herum: Es war mitunter billiger, eine Sonderrufnummer wie 0180 oder 0700 anzurufen, als über die Telekom oder einen anderen Anbieter zu telefonieren. Flatrates waren in weiter Ferne. Das hat sich heute komplett gedreht, doch an den Preisen für Anrufe zu 0700-Nummern hat sich bis heute nichts geändert. Wer diese Nummern anruft, zahlt bis heute tagsüber etwa 12 Cent pro Minute, in den Abendstunden immerhin "nur" etwas mehr als 6 Cent pro Minute. Wer die Nummer vom Handy anruft, dürfte bei seiner nächsten Rechnung zwei Mal nachschauen: In Einzelfällen kann die Minute 1 Euro kosten. Die Anrufkosten sind zudem in keiner Flatrate inkludiert. Kaum ein Freund dürfte daher bereit sein, seine Telefonate über diese Nummerngasse zu realisieren - eher wird das Handy angerufen.

0700 eher von Mittelständlern und Early Adoptern genutzt

Immer die gleiche Nummer - geht das? Immer die gleiche Nummer - geht das?
Foto: Christoph Hähnel - fotolia.com
Auch die Bereitschaft, sich eine solche Nummer zuzulegen, war bei den Deutschen nie besonders hoch. Zwar wurden anfangs vergleichsweise viele Nummern zugeteilt, so waren es meist so genannte Early Adopter, also jene Nutzer, die bei technischen Neuerungen schnell mit dabei sein wollen. Zudem haben sich einige Mittelständler diese Nummerngasse als Alternative zur 0180-Nummer zugelegt - auch weil sie im Unterhalt oftmals billiger war und zum Teil sogar parallel für Telefax und Telefon genutzt werden konnte.

Wer heute eine 0700-Nummer neu schalten will, steht vor zwei Problemen. Zum einen braucht er die Nummer, die er sich - sofern noch nicht vergeben - aussuchen kann. So gibt es die Möglichkeit, die Nummer als Vanity-Nummer anzulegen, etwa 0700-PIZZADIENST. Beantragt werden muss diese Nummer bei der Bundesnetzagentur. Dieses kann inzwischen sogar online [Link entfernt] erfolgen. Bedenken sollte der Antragsteller aber, dass ein Antrag mit 62,50 Euro zu Buche schlägt. Eine Liste aller schon zugeteilten Nummern hat der Regulierer auf seiner Webseite bereitgestellt. Der Marktanteil ist entsprechend gering. Nur 0,4 Prozent aller Verbindungen zu Sonderrufnummern in Deutschland werden zu 0700-Nummern aufgebaut. Das sind durchschnittlich 16 000 Minuten pro Tag. (Quelle: Dialog Consult)

Schaltung der Nummer: Von kostenlos bis Premium-Preis

Das zweite Problem ist, einen Anbieter zu finden, der die 0700-Nummer schaltet. Dieses machen längst nicht alle Telefongesellschaften und viele haben ihre Dienste bereits wieder eingestellt bzw. betreuen nur noch Bestandskunden. Der bekannteste Anbieter ist die Deutsche Telekom. Sie verlangt für den Dienst monatlich 7,84 Euro. Andere Anbieter sind auf einem ähnlichen Preisniveau zu finden. Lediglich planet33 bietet eine kostenlose Schaltung an. Das Routing zu einem Festnetzanschluss ist generell kostenlos, wer die Gespräche an ein Handy weitergeleitet bekommen möchte, muss jedoch auch heute noch etwa 20 Cent pro Minute zahlen.

Der Leistungsumfang der einzelnen Anbieter ist unterschiedlich. Einige unterstützen den Faxempfang, andere das zeit- und/oder anruferspezifische Routing. Teilweise kann auch ein Sekretariatsservice genutzt werden, so dass Anrufe auch in Abwesenheit entgegen genommen werden können. Kostenlos ist das freilich nicht.

Auf der nächsten Seite zeigen wir Ihnen, welche Alternativen es heute im Markt zur 0700-Nummer gibt und welche künftig kommen könnte. Eine Rufnummerngasse zum garantierten Festnetztarif ist nicht unwahrscheinlich.

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