Themenspecial Stationäres Internet getestet

Tooway: Internet per Satellit von Eutelsat im Test

System mit Fair-Use-Regelung kann nur teilweise DSL-Ersatz sein
Von Thorsten Neuhetzki

Die Fair-Use-Policy ist eine Wissenschaft für sich. Der Traffic, den ein Nutzer in verschiedenen Zeiträumen generiert, wird erfasst. Dabei gibt es Zeiträume von einer Stunde, vier Stunden, einem Tag, einer Woche sowie vier Wochen. Generiert nun der Kunde binnen einer Stunde, etwa durch ein großes Windows-Update, viel Traffic, so geht seine Bandbreite und somit die Performance nach unten. In unserem Test erlebten wir dabei leider des Öfteren recht radikale Einschnitte, die nach Angaben von TelDaFax auf Fehler im System zurückzuführen waren. So war von der 2-MBit/s-Leitung manchmal nur noch eine 64-kBit/s-Performance übrig. Wird die Satelliten-Anbindung dann eine Zeit lang nicht genutzt, so wird die Drosselung wieder aufgehoben. Bleibt hingegen der Traffic auch über vier Stunden oder einen Tag oder gar noch länger konstant hoch, so werden die Drosselungen immer länger und deutlicher.

Leider gab es bei unserer Test-Anlage oftmals Probleme mit der FUP. Obwohl nur verhältnismäßig wenig Traffic generiert wurde, war die Downstream-Bandbreite oft stark gedrosselt. TelDaFax schaute im internen System nach, das einen FUP-Vorfall meldete. Dabei waren wir zeitweilig sogar in langfristige Drosselungen gerutscht, die sich auch abschließend nicht haben klären lassen. Da in einschlägigen Nutzerforen von gleichgelagerten Problemen keine Rede ist, scheint es sich hier wirklich um ein Problem mit unserer Test-Anlage gehandelt zu haben.

Deutscher Kunde surft als Italiener

Von hier gehen die Daten ins All.
Foto: teltarif.de
Realisiert wird Tooway über eine Bodenstation, die die Daten der Nutzer ins Internet weiterleitet. Von hier aus werden auch die vom Nutzer angeforderten Internet-Daten zum Satelliten geschickt. Diese Bodenstation, auch als Teleport oder Uplink bezeichnet, steht im italienischen Turin. Für den Nutzer bedeutet das, dass er für die im Internet befindlichen Webserver ein Italiener ist. Surft er nun auf Webseiten, die nur für deutsche Nutzer zugelassen sind, so wird die Webseite keine Daten an ihn ausliefern.

Zu den Kosten: Die Spezial-Hardware lässt sich TelDaFax mit einmalig 299 Euro bezahlen. Enthalten sind hier der Sat-Spiegel, der LNB, Modem und 30 Meter Kabel. Monatlich werden für den genannten Tarif 49,95 Euro fällig. Alternativ kann der Kunde auch jährlich zahlen, der rechnerische Monatspreis fällt dann auf 43,95 Euro. Wer die einmaligen Kosten für die Hardware scheut, kann hier zu einer monatlichen Zahlweise greifen: Hardware und Tarif kosten dann als Paket 64,95 Euro monatlich. Hinzu kommen in jedem Fall Versandkosten in Höhe von 19,95 Euro, ein Bereitstellungspreis von 99 Euro sowie die Kosten für den Satelliten-Techniker. Diese werden in aller Regel nach Stunden abgerechnet.

Auch ein VoIP-Dienst ist nach Angaben der Homepage inzwischen möglich, war bei unserer Test-Stellung aber nicht implementiert. Jedoch konnten wir über eine Test-Anlage von Schott einige Testgespräche führen. Dabei fiel auf, dass zwar der Rufaufbau lange dauerte, die Verbindung an sich dann aber binnen weniger Sekunden nur marginale Nachteile gegenüber einer Festnetzleitung aufwies. Große Verzögerungen aufgrund der Signallaufzeiten zum Satelliten gab es während des Gespräches nicht, sie waren in etwa vergleichbar mit einem Gespräch zwischen zwei Handys, von dem sich eins im Ausland befindet.

Blick in die Zukunft: Mehr Bandbreite mit Ka-Sat

Das Tooway-Modem Kommendes Jahr will Eutelsat wie bereits berichtet den Satelliten Ka-Sat ins All schießen. Dieser verfügt über zahlreiche kleine Spotbeams, die es ermöglichen, eine Frequenz in Europa mehrfach zu nutzen. Dadurch lässt sich die Gesamtkapazität auf dem Satelliten deutlich erhöhen. Die Rede ist von einem Datendurchsatz von insgesamt 70 GBit/s, was deutlich mehr ist als alle Eutelsat-Satelliten derzeit zusammen liefern könnten.

Fraglich ist, in welche Richtung Eutelsat gehen will: Zum einen könnten auf diesem Weg die monatliche Kosten für die Nutzer gesenkt werden, alternativ lassen sich aber auch schlicht mehr User mit größerer Bandbreite bzw. mehr Datenvolumen aufschalten. In einem Interview mit Digitalfernsehen.de äußerte sich Eutelsat-Managing Direktor Volker Steiner dahingehend, dass man derzeit einen Dienst mit bis zu 10 MBit/s im Down- und 1 MBit/s im Upsteam plane, der auf dem Kostenniveau der heutigen Dienste liegen soll. Ob sich dass sinnvoll umsetzen lässt, gilt es abzuwarten.

Fazit: Stabiler Satelliten-Internet-Dienst, aber kein DSL-Ersatz

Subjektiv hat die Tooway-Anlage gegenüber der Astra2Connect-Anlage dennoch einen stabileren Eindruck gemacht. Nicht nur die Hardware macht einen professionelleren Eindruck (benötigt aber auch mehr Platz), auch der Dienst an sich scheint stabiler zu laufen und bricht nicht generell zu Hauptverkehrszeiten ein. Einen faden Beigeschmack hat der Zugang in unserem Test dennoch gehabt: Die Fair Use Policy mit ihren Problemen, die sich nicht abschließend klären ließen. Ohne diese Probleme wäre Tooway eine Lösung für all jene, die für einen Breitbandzugang bereits sind, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen, eine gute Alternative. Wer aber auf große Downloads - und seien es nur legale MP3 von diversen Plattformen - Wert legt, wird sich oft an seine Schmalbandzeiten erinnert fühlen. Ein vollwertiger DSL-Ersatz kann eine Satelliten-Lösung nicht sein.