7-Tage-Regel

Sollen Inhalte in Online-Mediatheken länger als 7 Tage abrufbar sein?

Laufen Blogs und soziale Medien den Klassikern den Rang ab oder setzt sich deren vermeintlich höhere Qualität auch im Netz durch? Beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland steht im Fokus, wie sich die digitale Revolution für die Medien am besten nutzen lässt.
Von dpa / Marleen Frontzeck-Hornke

Streit um die Verweildauer in Mediatheken Streit um die Verweildauer in Mediatheken
Screenshot: teltarif.de
Was ist wichtig, wer bietet es an und wie lange darf es wo im Internet stehen? - Fragen wie diesen widmet sich der Medientreffpunkt Mitteldeutschland seit Montag in Leipzig. Zum Auftakt standen unterschiedliche Formen von Journalismus im Internet und der Streit um die Sendungs-Abrufdauer in den Mediatheken auf dem Programm.

"Die analoge Sicht haben wir mit in die digitale Welt gebracht", bekannte Prof. Gabriele Schade, Vorsitzende des MDR-Rundfunkrates, mit Blick auf die noch durchweg nach dem TV-Sendetermin ausgerichtete Verweildauer. Mittelfristig sei hier eine Loslösung wichtig. Zugleich brachte Schade eine Debatte um die sogenannte Depublikationspflicht in Gang: Es sei sinnvoller zu regeln, was nach wenigen Tagen aus dem Netz genommen werden müsse, statt für jeden einzelnen Beitrag die Verweildauer festzulegen.

Während die Ministerpräsidentenkonferenz die bisher weitgehend angewandte 7-Tage-Regel in Mediatheken für überholt hält, fürchtet insbesondere die Filmwirtschaft Refinanzierungseinbußen im DVD- und Videostream-Geschäft, wenn diese Verweildauer fällt. "Die Sender zahlen allenfalls 15 bis 17 Prozent Beteiligung bei einer Kinoproduktion, dafür können sie am Ende nicht alle Rechte haben", sagte Manuela Spehr, Präsidentin der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) und selbst Produzentin sowie Verleiherin. In einem neuen Mustervertrag für Koproduktionen versuche etwa die ARD zunehmend, sich Online-Rechte ohne Aufpreis zu sichern.

Nutzer muss vor allem finden können, was er sucht

Streit um die Verweildauer in Mediatheken Streit um die Verweildauer in Mediatheken
Screenshot: teltarif.de
Für den Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) stellte deren Geschäftsführer Claus Grewenig klar: "Wenn wer etwas online stellt, dann muss ein Geschäftsmodell dahinter stehen". Und der Nutzer müsse vor allem finden können, was er suche. Vor dem Hintergrund kritisierte er, dass das Kartellamt gemeinsamen Sender-Plattformen für Mediatheken einen Riegel vorgeschoben habe. Die Diskussion um die 7-Tage-Regel nannte er indes eine "Phantomdebatte", da Studien zufolge die weitaus meisten Nutzer eine Sendung innerhalb weniger Tage nach Ausstrahlung abriefen.

Auch Präsenz und Erfolg von Medien bei Facebook, wirtschaftliche Perspektiven des Lokalrundfunks oder der Übertragungsstandard DVB-T2 wurden zum Kongressauftakt in der media city leipzig auf verschiedenen Podien diskutiert.

Unter dem Gesamtthema "Relevanz - Was ist wichtig?" stehen bis zum Mittwoch 200 Referenten in 42 Panels und Podien auf dem Programm. Rund 1 200 Teilnehmer erwartet der Vorsitzende der veranstaltenden AG Medientreffpunkt Mitteldeutschland und Direktor der Medienanstalt Sachsen-Anhalt, Martin Heine.

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