Justwatch: Amazon Prime Video vor Netflix und Disney+
Der Streaming-Wettbewerb gewinnt in Deutschland weiter an Fahrt, trotzdem bleiben Amazon Prime Video und Netflix unangefochten auf den ersten beiden Plätzen. Immer mehr Zuschauer entscheiden sich darüber hinaus für Disney+. Mit Joyn und TVNOW sind die deutschen Medienkonzerne auf dem Streaming-Markt immer noch weit abgeschlagen.
US-Dienste dominieren deutschen Streaming-Markt
"The Boys" gehört zu den Serienhighlights bei Amazon Prime Video
Foto: Amazon
Wie nicht anders zu erwarten, verteidigt Amazon Prime Video mit 34 Prozent Marktanteil im ersten Quartal den ersten Platz. Amazons traditionelle Stärke in diesem Segment dürfte allerdings nicht nur an den Inhalten liegen, schließlich ist der Streamer Teil von Amazon Prime, welches von Kunden wiederum in erster Linie für portofreie Bestellungen bei Amazon gebucht wird. Dennoch überzeugt der Streaming-Dienst immer wieder mit herausragenden Eigenproduktionen. Dazu zählen beispielsweise die hochkarätigen Serien "Bosch" oder "Goliath". Mit "The Expanse" geht zudem eine der beliebtesten Science-Fiction-Serien von Amazon in die mittlerweile sechste Staffel.
Netflix hält laut JustWatch mit 32 Prozent einen soliden zweiten Platz, verzeichnete allerdings im ersten Quartal ebenso einen leichten Kundenverlust. Hier dürften sicherlich mitunter auch die kürzlichen Preiserhöhungen und Einschränkungen beim Thema Account-Sharing eine Rolle gespielt haben. Zudem steht Netflix nach wie vor aufgrund von Direct-to-Consumer-Strategien der großen US-Studios unter Druck. Trotzdem: Mit erfolgreichen Eigenproduktionen wie "Das Damengambit" oder "Bridgerton" spielt der Streamer aus Los Gatos weiterhin in der ersten Liga.
Disney holt weiter auf
Disney+ belegt mit 16 Prozent Marktanteil in Deutschland einen soliden dritten Platz und konnte ebenfalls Abonnenten hinzugewinnen. Ein wichtiger Grund hierfür ist sicherlich, dass der Dienst kürzlich sein Erwachsenenangebot "Star" mit vielen neuen Inhalten an den Start gebracht hat. Allerdings stieg gleichzeitig auch der Monatspreis von 6,99 Euro auf 8,99 Euro. Vermutlich hätte der Mickey-Mouse-Konzern abseits von Star-Wars- und Marvel-Fans ohne Preiserhöhung höchstwahrscheinlich noch weitaus mehr Potenzial in Deutschland.
Weit abgeschlagen bewegen sich im Marktumfeld die regionalen Streamer. Sky schafft es gerade auf sieben Prozent Marktanteil, das Schlusslicht bilden Joyn (drei Prozent) respektive TVNOW der Mediengruppe RTL mit einem Prozent Marktanteil. Apple TV+ kann sich trotz eines bislang vergleichsweise überschaubaren Katalogs mit vier Prozent Marktanteil erstaunlicherweise noch vor den beiden deutschen Wettbewerbern positionieren.
SVOD-Marktanteile in Q1 2021
Grafik: Justwatch
Eine Einschätzung (von Björn König)
Die Quartalszahlen von "JustWatch" waren im Prinzip so zu erwarten. Überraschend blieb hingegen, dass der Verlust bei Netflix nicht noch deutlicher ausfiel. Auch hätte man durch die vielen zusätzlichen Inhalte bei Disney+ ebenso dort mit einem stärkeren Zugewinn an Marktanteilen rechnen können. Das nach wie vor schwache Abschneiden von Joyn und vor allem TVNOW sollte den deutschen Wettbewerbern jedoch mittlerweile eine Warnung sein, über ein gemeinsames Angebot nachzudenken. TVNOW ist aktuell alleine am Markt vollkommen chancenlos.
Würde RTL jedoch seine Inhalte zu Joyn beisteuern, könnte man gemeinsam eventuell wenigstens zu Apple TV+ aufschließen. Fakt ist: Die großen US-Dienste punkten vor allem mit hochkarätigen Serienproduktionen und investieren hier entsprechend viel Geld. Es ist schwer vorstellbar, wie RTL mit seinen Inhalten bei TVNOW diesbezüglich auf eigene Faust im nationalen Umfeld deutlich Marktanteile gewinnen will. Nötig wäre zumindest in der Serienproduktion auf eine internationale Zusammenarbeit mit weiteren Ländern zu setzen, in denen RTL bereits tätig ist. Ähnliche Synergieeffekte nutzt beispielsweise auch Sky mit seiner Content-Schmiede Sky Studios.
In einem weiteren Artikel diskutieren wir, warum der deutsche TV-Markt für US-Inhalte schwierig ist.