Streaming

Justwatch: Amazon Prime Video vor Netflix und Disney+

Im ersten Quartal 2021 mussten die Markt­führer Amazon Prime Video und Netflix leicht Federn lassen, bleiben aber unan­gefochten auf den ersten Plätzen. Disney+ holt weiter auf, berichtet die Strea­ming-Such­maschine "JustWatch".
Von Björn König

Der Strea­ming-Wett­bewerb gewinnt in Deutsch­land weiter an Fahrt, trotzdem bleiben Amazon Prime Video und Netflix unan­gefochten auf den ersten beiden Plätzen. Immer mehr Zuschauer entscheiden sich darüber hinaus für Disney+. Mit Joyn und TVNOW sind die deut­schen Medi­enkon­zerne auf dem Strea­ming-Markt immer noch weit abge­schlagen.

US-Dienste domi­nieren deut­schen Strea­ming-Markt

Foto: Amazon "The Boys" gehört zu den Serienhighlights bei Amazon Prime Video
Foto: Amazon
Wie nicht anders zu erwarten, vertei­digt Amazon Prime Video mit 34 Prozent Markt­anteil im ersten Quartal den ersten Platz. Amazons tradi­tio­nelle Stärke in diesem Segment dürfte aller­dings nicht nur an den Inhalten liegen, schließ­lich ist der Streamer Teil von Amazon Prime, welches von Kunden wiederum in erster Linie für porto­freie Bestel­lungen bei Amazon gebucht wird. Dennoch über­zeugt der Strea­ming-Dienst immer wieder mit heraus­ragenden Eigen­pro­duk­tionen. Dazu zählen beispiels­weise die hoch­karä­tigen Serien "Bosch" oder "Goliath". Mit "The Expanse" geht zudem eine der belieb­testen Science-Fiction-Serien von Amazon in die mitt­ler­weile sechste Staffel.

Netflix hält laut JustWatch mit 32 Prozent einen soliden zweiten Platz, verzeich­nete aller­dings im ersten Quartal ebenso einen leichten Kunden­ver­lust. Hier dürften sicher­lich mitunter auch die kürz­lichen Preis­erhö­hungen und Einschrän­kungen beim Thema Account-Sharing eine Rolle gespielt haben. Zudem steht Netflix nach wie vor aufgrund von Direct-to-Consumer-Stra­tegien der großen US-Studios unter Druck. Trotzdem: Mit erfolg­rei­chen Eigen­pro­duk­tionen wie "Das Damen­gambit" oder "Bridgerton" spielt der Streamer aus Los Gatos weiterhin in der ersten Liga.

Disney holt weiter auf

Disney+ belegt mit 16 Prozent Markt­anteil in Deutsch­land einen soliden dritten Platz und konnte eben­falls Abon­nenten hinzu­gewinnen. Ein wich­tiger Grund hierfür ist sicher­lich, dass der Dienst kürz­lich sein Erwach­senen­angebot "Star" mit vielen neuen Inhalten an den Start gebracht hat. Aller­dings stieg gleich­zeitig auch der Monats­preis von 6,99 Euro auf 8,99 Euro. Vermut­lich hätte der Mickey-Mouse-Konzern abseits von Star-Wars- und Marvel-Fans ohne Preis­erhö­hung höchst­wahr­schein­lich noch weitaus mehr Poten­zial in Deutsch­land.

Weit abge­schlagen bewegen sich im Markt­umfeld die regio­nalen Streamer. Sky schafft es gerade auf sieben Prozent Markt­anteil, das Schluss­licht bilden Joyn (drei Prozent) respek­tive TVNOW der Medi­engruppe RTL mit einem Prozent Markt­anteil. Apple TV+ kann sich trotz eines bislang vergleichs­weise über­schau­baren Kata­logs mit vier Prozent Markt­anteil erstaun­licher­weise noch vor den beiden deut­schen Wett­bewer­bern posi­tio­nieren. SVOD-Marktanteile in Q1 2021 SVOD-Marktanteile in Q1 2021
Grafik: Justwatch

Eine Einschät­zung (von Björn König)

Die Quar­tals­zahlen von "JustWatch" waren im Prinzip so zu erwarten. Über­raschend blieb hingegen, dass der Verlust bei Netflix nicht noch deut­licher ausfiel. Auch hätte man durch die vielen zusätz­lichen Inhalte bei Disney+ ebenso dort mit einem stär­keren Zuge­winn an Markt­anteilen rechnen können. Das nach wie vor schwache Abschneiden von Joyn und vor allem TVNOW sollte den deut­schen Wett­bewer­bern jedoch mitt­ler­weile eine Warnung sein, über ein gemein­sames Angebot nach­zudenken. TVNOW ist aktuell alleine am Markt voll­kommen chan­cenlos.

Würde RTL jedoch seine Inhalte zu Joyn beisteuern, könnte man gemeinsam even­tuell wenigs­tens zu Apple TV+ aufschließen. Fakt ist: Die großen US-Dienste punkten vor allem mit hoch­karä­tigen Seri­enpro­duk­tionen und inves­tieren hier entspre­chend viel Geld. Es ist schwer vorstellbar, wie RTL mit seinen Inhalten bei TVNOW dies­bezüg­lich auf eigene Faust im natio­nalen Umfeld deut­lich Markt­anteile gewinnen will. Nötig wäre zumin­dest in der Seri­enpro­duk­tion auf eine inter­natio­nale Zusam­men­arbeit mit weiteren Ländern zu setzen, in denen RTL bereits tätig ist. Ähnliche Syner­gie­effekte nutzt beispiels­weise auch Sky mit seiner Content-Schmiede Sky Studios.

In einem weiteren Artikel disku­tieren wir, warum der deut­sche TV-Markt für US-Inhalte schwierig ist.

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