Prime Video: Amazon setzt Serie auf IMDb TV fort
"Bosch" wechselt als Spin-off von Prime Video zu IMDb TV
Foto: Amazon Studios
Im Gegensatz zu Netflix ist die Zahl eigenproduzierter Serien bei Amazon Prime Video nach wie vor relativ überschaubar. Das Motto lautet hier eindeutig Qualität statt Quantität. Obwohl Prime Video mit Blick auf Abozahlen eindeutiger Streaming-Marktführer in Deutschland ist, kommen beim Publikum nur wenige Serien wirklich gut an. Dazu gehört beispielsweise die Science Fiction-Produktion "The Expanse" oder "Goliath" mit Billy Bob Thornton.
Absoluter Kassenschlager unter den Amazon Originals ist aber die Krimiserie "Bosch". Sie schaffte es mittlerweile in die siebte Staffel, was bei Streaming-Diensten durchaus ungewöhnlich scheint. So ist beispielsweise auf Netflix bereits oft nach der zweiten oder dritten Staffel endgültig Schluss, sofern die Serie nicht von einem anderen Network oder Streaming-Dienst übernommen wird. Den umgekehrten Fall gab es beispielsweise in der Vergangenheit auch bei "Designated Survivor", welche Netflix von der Disney-Tochter ABC übernommen hatte.
Spin-offs werden für Streaming wichtiger
"Bosch" wechselt als Spin-off von Prime Video zu IMDb TV
Foto: Amazon Studios
Selbst besonders erfolgreiche Serien sind irgendwann abgedreht. Ein Beispiel hierfür ist das Zombie-Epos "The Walking Dead", das allerdings ebenfalls per Spin-off seinen Weg zu Amazon fand. In diesem Fall gab es sogar zwei davon: "Fear the Walking Dead" sowie "The Walking Dead: World Beyond". Auch wenn beide Serien sicherlich nicht an das Original herankommen, sind allein die Rechte an der Marke für Amazon bereits ein gutes Geschäft. Der Streaming-Dienst setzt auf den bekannten Namen, wie Disney es beispielsweise mit Star Wars oder Marvel tut - gleichwohl natürlich in einer ganz anderen Kategorie.
Die Dreharbeiten für den Bosch-Ableger sollen laut Netzwelt noch in diesem Jahr beginnen, mit einem Start dürfte also frühestens im Herbst kommenden Jahres zu rechnen sein. Spannend bleibt die Frage, ob und wann die Serie schließlich ihren Weg nach Deutschland findet. Zwar hatte Amazon schon vor längerer Zeit einen Start von IMDb TV auch in Deutschland angekündigt, bisher scheint das Projekt jedoch auf Eis zu liegen.
Trotzdem Auswertung bei Prime Video?
Es wäre naheliegend, dass Amazon die Serie in Deutschland weiterhin auf Prime Video auswertet, zumindest bis IMDb TV auch hierzulande verfügbar ist. Allerdings fährt Amazon bei eigenen Inhalten üblicherweise globale Strategien. Es ist kaum vorstellbar, dass Amazon Studios eine Serie nur für einen Dienst in bestimmten Regionen der Welt produziert. Für Kunden von Prime Video wäre ein solcher Fall trotzdem ärgerlich. Sie zahlen für exklusive Inhalte und bekommen diese nun womöglich nicht mehr bzw. müssen künftig Werbeunterbrechungen akzeptieren.
Genau ein solches Vorgehen wäre für Netflix ein rotes Tuch: Dessen Chef Reed Hastings hat immer wieder öffentlich betont, dass Werbung kein Geschäftsmodell für Netflix sei. Womöglich sind Abonnenten des Marktführers aus Los Gatos in dieser Hinsicht auch noch weitaus empfindlicher, denn der Dienst blendet im Gegensatz zu Prime Video noch nicht einmal Eigenwerbung bzw. Trailer für eigene Serien und Filme ein.
Ähnliche Strategie bei ViacomCBS
Amazons aktuelle Content-Strategie lässt Branchenbeobachter womöglich aufhorchen: ViacomCBS setzt nämlich ebenfalls eine kombinierte SVoD/AVoD-Auswertung. Allerdings laufen dort Premium-Inhalte auf Showtime/Paramount+, wohingegen B-Ware im AVoD-Service "Pluto TV" landet. Dass Amazon nun eine eigenproduzierte Premium-Serie sowohl im SVoD als auch AVoD auswertet, ist hingegen in der Branche ein Novum.
Es könnte sich hierbei allerdings auch um einen Testballon handeln. Amazon möchte womöglich austesten, wie viele Zuschauer eine eigenproduzierte Serie bei IMDb TV erreicht und welche Werbeumsätze sich damit generieren lassen. Ein Projekt, das sicherlich auch Privatsender in Deutschland argwöhnisch beobachten. Langfristig könnten Werbekunden dann nämlich abspringen und zu Amazon wandern. Schließlich dürfte Werbung in der Premiere einer Blockbuster-Serie so mancher Marketing-Abteilung interessant erscheinen. Werbebdugets kann man allerdings nur einmal verteilen.