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Test: So wird die Stereoanlage fit für Musik-Streaming

Alte Stereoanlagen klingen oft super - aber sie sind offline. Streaming-Lautsprecher sind zwar vernetzt, klingen für verwöhnte Ohren aber oft billig. Wir zeigen, wie man die Stereoanlage mit wenig Aufwand fit für Spotify, Amazon Music & Co. macht.
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Zwischen dem Durchbruch der Stereofonie ab etwa 1960 und dem Erfolg von MP3-Downloadportalen um das Jahr 2000 haben Musikliebhaber mitunter mehrere tausend D-Mark ausgegeben, um zuhause Musik in einer Qualität hören zu können, die dem Erlebnis im Konzertsaal vergleichbar ist. Stereoanlagen von Revox, Denon, MBL und vielen anderen Marken kaufte man sich nicht nur, um damit im Wohnzimmer vor Gästen zu protzen, sondern insbesondere wegen ihres Klangs. Eine lebendige Audio- und HiFi-Szene mit zahlreichen Fachzeitschriften testete jedes neue Gerät und kitzelte das letzte Quäntchen Klangschönheit aus den Anlagen heraus.

Doch im Zeitalter von Musikstreaming stehen viele alte Stereoanlagen unbeachtet in einer Ecke oder wurden sogar trotz voller Funktionsfähigkeit weggeworfen. Gleichzeitig trauern viele Musikliebhaber dem Sound der damaligen Zeit nach - denn vernetzte Lautsprecher von Amazon, Google und anderen preiswerten Herstellern bieten keineswegs das Klangerlebnis einer guten Stereoanlage. Zudem wird die Musik manchmal nur in Mono wiedergegeben und die Lautsprecher sind zu klein, um große Räume zu beschallen.

Dabei ist es gar nicht schwer, die alte Stereoanlage mit wenigen Handgriffen wieder zum Leben zu erwecken - und die Umrüstung kostet meist auch nicht viel. Der Bluetooth-Adapter an einer älteren Offline-Kompaktanlage von Philips Der Bluetooth-Adapter an einer älteren Offline-Kompaktanlage von Philips
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Einfach, aber manchmal unmöglich: Das Klinkenkabel

Alte Stereoanlagen bieten oft eine große Vielzahl von Anschlussmöglichkeiten, doch vernetzt sind sie nicht. Der Begriff "analoge Stereoanlage" im Gegensatz zu vernetzten Musikanlagen ist übrigens Unsinn, da natürlich auch CD-Player und andere HiFi-Komponenten spätestens seit den 1980er-Jahren digitale Technik enthielten. Der Begriff "Offline-Anlage" wäre also passender.

Eine einfache Möglichkeit, die Stereoanlage mit einem Smartphone, Tablet, Fernseher oder anderen Streaming-Gerät zu verbinden, ist ein analoges Klinkenkabel. Verfügt die Stereoanlage lediglich über Cinch-Eingänge, kann das internetfähige Gerät über ein Adapterkabel verbunden werden, das auf der einen Seite einen 3,5-mm Klinkenstecker und auf der anderen Seite je einen weißen und roten Cinch-Stecker hat. Das Kabel kann dann an einem freien AUX-Eingang der Stereoanlage eingesteckt werden.

Optimal ist diese Lösung allerdings nicht, da hierbei ein Netzbrummen (Erdschleife/50-Hertz-Brummen) auftreten kann und andererseits viele mobile Geräte inzwischen keine Klinkenbuchse mehr haben. Das Brummen kann gegebenenfalls durch das Zwischenschalten eines Entstörfilters für wenige Euro reduziert oder eliminiert werden. Außerdem muss man für die Steuerung der Musikwiedergabe ständig in der Nähe der Stereoanlage sitzen, was bei teuren Stereoboxen oder einer Surround-Anlage akustisch natürlich Unsinn ist.

Diese Varianten gibt es für Streaming

In unserem Artikel Alte Schätze ans Netz - Stereoanlagen zum Streamen bringen haben wir in Grundzügen bereits die beiden Techniken erwähnt, über die sich Musik an die Stereoanlage streamen lässt: Bluetooth und WLAN. Wichtig dabei zu wissen ist: Jeder Streaming-Adapter benötigt eine Stromversorgung und damit eine freie Steckdose in der Nähe der Stereoanlage.

Für diesen Artikel haben wir uns einmal einen x-beliebigen Bluetooth-Adapter besorgt, den es auf Amazon gibt. Der in China gefertigte Aukey BR-C2 [Link entfernt] für rund 13 Euro ist beileibe keine Neuheit, sondern schon seit mehreren Jahren auf dem Markt. Der nur 50 mal 25 mal 11 Millimeter kleine und 15 Gramm leichte Adapter lässt sich bequem in der Hosentasche transportieren

Aukey BR-C2: Klangtest, Fazit, Alternativen

Der Aukey BR-C2 unterstützt Bluetooth 4.1 + EDR sowie die Profile A2DP, AVRCP, HSP und HFP. Der kleine schwarze Adapter hat eine gummierte Oberfläche und zwei Anschlüsse: Per Micro-USB wird der interne Akku geladen und für die Verbindung zur Stereoanlage hat der Adapter eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse. Ein großer Button auf der Oberfläche dient zum Ein- und Ausschalten, während der Bluetooth-Koppelung blinkt er blau. Während der Musikübertragung wird der Knopf zum Pause- und Play-Button umfunktioniert.

An der Schmalseite befinden sich zwei Lautstärketasten und darüber hinaus ist in das Gehäuse auch ein Mikrofon integriert. Im Lieferumfang fanden wir ein USB-Ladekabel, aber kein Netzteil. Für die Musikübertragung liegen dem Aukey BR-C2 ein doppelter Klinkenstecker (mit 3,5-Millimeter-Stecker auf jeder Seite) sowie ein Klinkenkabel bei. Das Klinkenkabel kann beispielsweise verwendet werden, wenn direkt an der Stereoanlage kein Platz wäre, um den Adapter einzustecken.

Der eingebaute Li-Polymer-Akku (170 mAh) soll laut Hersteller rund fünf bis sechs Stunden Musikübertragung ohne Steckdose ermöglichen - nach unserem Test würden wir hier eher von fünf Stunden ausgehen. Geladen ist der Akku in höchstens zwei Stunden. Aukey gibt an, dass das Smartphone sich maximal 10 Meter vom Adapter entfernen darf. Bei direkter Sichtverbindung können wir das bestätigen, liegen Wände dazwischen, sank bei uns die Reichweite auf fünf bis sechs Meter ab.

Der Aukey BR-C2 lässt sich übrigens nicht nur mit einem, sondern zwei Smartphones koppeln, außerdem ist es möglich, den Adapter als Freisprecheinrichtung zu benutzen, beispielsweise am Autoradio. Kommt ein Anruf herein, wird die Musikwiedergabe automatisch pausiert. Sind zwei Geräte gekoppelt, kann natürlich immer nur eines zum Telefonieren oder Musikhören verwendet werden. Bluetooth-Adapter mit Zubehör Bluetooth-Adapter mit Zubehör
Bild: teltarif.de / Alexander Kuch

Klangtests über die Bluetooth-Verbindung

Getestet haben wir den Aukey BR-C2 an einer älteren Mini-Stereoanlage von Philips und an einer Surround-Anlage von Teufel. Unser rund 12 Jahre altes Toyota-Autoradio verfügt über keine Klinkenbuchse und wird daher wohl für immer "offline" bleiben.

In unseren Tests konnten wir mit geschulten Ohren keine klanglichen Unterschiede feststellen, ob das Smartphone über den Bluetooth-Adapter oder direkt mit einem Klinkenkabel mit der Stereoanlage gekoppelt war. Die Musik klang genauso, so lange wir uns im Bereich von fünf bis sechs Metern um den Adapter befanden. Erst als wir mit dem Smartphone diesen Bereich verließen, wurde die Klangqualität schlechter.

Letztendlich war der Klang so gut, dass wir auch über Bluetooth die starken Unterschiede bei Streaming-Konserven feststellen konnten. Hört man beispielsweise klassische Musik über Amazon Music oder YouTube Music, ist die Qualität der Digitalisierung sehr stark schwankend. Manche Alben sind sehr leise und haben ein leichtes Rauschen beigemischt. Neuere Alben sind mitunter mit so einer klaren und räumlich differenzierten Soundqualität eingepflegt, dass man denkt, man höre statt eines Stereosignals einen Mehrkanalton.

Alle diese Unterschiede gab der Aukey BR-C2 getreulich wieder und auch bei der Handhabung sind uns keine Probleme begegnet. Auch andere Musikstile wie Rock, Pop, Schlager oder Elektrosounds werden ohne hörbaren Qualitätsverlust übertragen. Wie bei jeder "analogen" Steckverbindung sollte man nach einigen Monaten gegebenenfalls die Stecker herausziehen und neu einstecken oder gegebenenfalls die Stecker mit einem trockenen Tuch abreiben, um Klangstörungen durch Korrosion zu vermeiden.

Fazit: Stereoanlage streamingfähig für wenige Euro

Mit einem günstigen Bluetooth-Streamingadapter in der Preisklasse zwischen 10 und 20 Euro wird eine alte Stereoanlage mit wenigen Handgriffen streamingfähig. Hat die Stereoanlage keinen 3,5-Millimeter-Klinkeneingang, wird gegebenenfalls als Zubehör noch ein Adapterkabel auf Cinch-Buchsen benötigt. Insgesamt sollte die Aufrüstung nicht mehr als 15 bis 20 Euro kosten. Waren Verstärker und Lautsprecher der Anlage auch vorher schon gut, winkt sicherlich ein deutlich besseres Klangerlebnis zuhause als über billige Bluetooth-Boxen oder sprachgesteuerte Lautsprecher.

Bluetooth-Streaming ist für preisbewusste Aufrüster also die Technik der Wahl. Eine Alternative für Streaming per WLAN ist der Chromecast Audio, bei dem die Nachteile von Bluetooth wegfallen. Dieser Adapter verfügt über einen kombinierten Analog-Digitalausgang. Hat die Stereoanlage also einen optischen Eingang, kann der Chromecast Audio mit einem optischen Kabel angeschlossen werden, das auf der Anlagenseite einen Toslink-Stecker und auf der Chromecast-Audio-Seite einen optischen Klinkenstecker hat. Allerdings kostet der Chromecast Audio mit 40 Euro fast dreimal so viel wie ein Bluetooth-Adapter.

Wer außer Audio auch Video übertragen möchte, muss natürlich zu einem WLAN-Streaming-Adapter mit HDMI greifen, der am Fernseher oder Monitor betrieben wird, sollte der TV direkt kein Streaming unterstützen. Eine gute Qualität erzielt man in diesem Fall bei der Soundwiedergabe, wenn man vom Smartphone beispielsweise über einen klassischen Chromecast an den TV streamt und den Fernseher über ein optisches Toslink-Kabel mit der Stereoanlage verbindet. Damit lassen sich "analoge" Störungen ebenso einfach umgehen wie beim Chromecast Audio.

Weil die Klangqualität aufgrund der mitunter starken Kompression bei den großen Streaminganbietern nicht immer optimal ist, gibt es spezielle Musik-Streaming-Anbieter mit besonders gutem Sound.

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