Interoperabilität hätte Facebook-Ausfall abfangen können
6 Stunden lang war das Netz von Facebook nicht erreichbar.
Grafik: Picture Alliance / dpa
Der gestrige Ausfall von Facebook und anderen Netzwerken des Konzerns hätte durch Interoperabilität, also die Möglichkeit zur plattformübergreifenden Nutzung von Diensten verschiedener Anbieter, abgefedert werden können. Das findet der Europaabgeordnete Patrick Breyer, Berichterstatter für das Digitale-Dienste-Gesetz im Ausschuss für bürgerliche Freiheiten und Mitglied der europäischen Piraten-Partei.
Anbieter sollte frei wählbar sein
6 Stunden lang war das Netz von Facebook nicht erreichbar.
Grafik: Picture Alliance / dpa
Die Voraussetzung: Könnten Nutzer ihren Social-Media-Anbieter frei wählen und dabei ihre Kontakte und geposteten Beiträge einfach „mitnehmen“, würde sich eine vielfältigere Anbieterlandschaft entwickeln, so dass der Ausfall eines einzelnen Anbieters viel besser abzufangen wäre. Die Piraten im EU-Parlament setzen sich für die Umsetzung von Interoperabilität im Digitale-Dienste-Gesetz und dem Digitale-Märkte-Gesetz ein.
Ausfall zeigt Abhängigkeit der Gesellschaft
Breyer erklärt das so: „Der stundenlange Ausfall von Facebook, WhatsApp und Instagram zeigt, wie abhängig die Gesellschaft von der Monopolstellung des Tech-Giganten ist. Darum wollen wir mit dem Digitale-Dienste-Gesetz Interoperabilität durchsetzen, so dass Nutzer:innen über verschiedene Netzwerke hinweg miteinander kommunizieren können und eine echte Wahl haben. Mit dezentralen Netzwerken, wie etwa Mastodon, können User dominante Plattformen verlassen und trotzdem mit ihren Kontakten in Verbindung bleiben. Der plattformübergreifende Austausch von Informationen schafft nicht nur ein vielfältigeres Internet und erlaubt Raum für innovative Dienste, sondern entschärft auch die ungesunde Abhängigkeit von Facebook & Co.“
Facebook hat seinen Schlüssel vergessen
Marcel Kolaja MdEP, tschechischer Vizepräsident des Europäischen Parlaments und Schattenberichterstatter für das Digitale-Märkte-Gesetz im Binnenmarktausschuss, findet klare Worte: "Facebook hat sich gestern praktisch selbst aus dem Internet entfernt. Viele Internetdienste hängen bis zu einem gewissen Grad von Facebook ab, darunter eben Facebook selbst. Es war, als ob sie ihre Schlüssel vergessen und sich aus ihrem eigenen Haus ausgesperrt hätten. Dieser Ausfall zeigt, welche Risiken die Abhängigkeit des gesamten Internets von einem einzigen Unternehmen birgt. Das ist ein weiterer guter Grund, warum wir eine Verpflichtung zur Interoperabilität von Kerndiensten im Gesetz über digitale Märkte brauchen."
Was ist Interoperabilität?
Interoperabilität bedeutet: Der Kunde könnte seine Daten jederzeit zu einem anderen sozialen Netzwerk mitnehmen. Alle Netze müssten untereinander in Verbindung stehen, was den netten und gewünschten Nebeneffekt hätte, dass man Nachrichten von WhatsApp zu Threema oder Facebook, Signal kreuz und quer verschicken könnte.
Was bei Messenger Diensten nicht geht, funktioniert beim Telefonieren: Es ist völlig normal, dass ein Kunde im Netz der Telekom Deutschland einen Kunden im Netz von Telefónica in Spanien anrufen kann und umgekehrt. Bei WhatsApp & Co. geht das derzeit noch nicht.
Facebook hat seinen Fehler versucht zu erklären.