Helfer am Handgelenk: Smartwatch auf dem Vormarsch
Smartwatch von Agent
Bild: Agent
So schlecht war sie eigentlich nicht, die Idee
mit der Armbanduhr. Das Handgelenk zu drehen, geht schneller und
diskreter, als eine Taschenuhr aus der Weste oder ein Smartphone aus
der Hosentasche zu ziehen. Deshalb gab es in der Vergangenheit immer
wieder Versuche, Uhren mehr als die Zeit anzeigen zu lassen. Mit
bescheidenem Erfolg, analysiert der US-Marktforscher ABI: "Sie sahen
hässlich aus, waren zu wuchtig, boten nur schlechte Funktionalität
oder die Batterielaufzeit war nicht gut genug." Doch gerade sorgt
eine neue Generation von Smartwatches für Furore. Die neuen Modelle
haben viel Potenzial, sind aber noch nicht ausgereift.
Smartwatch von Agent
Bild: Agent
Smartwatches verbinden sich per Bluetooth mit Smartphone oder
Tablet, auf denen eine App des Uhrherstellers laufen muss. Sie
signalisieren Anrufe und SMS, zeigen teils Anrufernamen, Nummern,
Termine oder Updates wie das Wetter sowie Daten kompatibler
Dritt-Apps an. Einige fungieren auch als Freisprecher, steuern
Handy-Musikplayer und -Navi oder schließen sich mit Sport-Apps kurz.
Ob die Zeit digital oder analog angezeigt wird, entscheidet der
Nutzer. Schließlich bleibt die Zeitanzeige das Kernelement: "Für den
Blick auf die Uhrzeit war unter Usability-Aspekten das Smartphone ein
Rückschritt gegenüber der Armbanduhr", sagt Cornelia Kelber, Expertin
für Medien und Kultur am Zukunftsinstitut in Frankfurt am Main.
Smartwatches sind Teil eines übergeordneten Trends
Smartwatches sind Teil eines übergeordneten Trends, dem Wearable Computing. So nennt man Technologie zum Anziehen, die ihrem Träger unauffällig hilft, assistiert, seine Aktivität misst oder ihn informiert - Fitness-Armbänder gehören ebenso dazu wie Googles Project Glass. "Eine Maschine am Handgelenk zu tragen, ist aber etwas anderes, als das Blickfeld von einer Maschine kontrollieren zu lassen", sagt Trendforscherin Kelber. Smartwatches wahrten die nötige Distanz zwischen Mensch und Maschine. "Und im Moment sieht es so aus, als wäre der Favorit unter den Wearable-Konzepten die Smartwatch."
I'm Watch für Android und iOS
Bild: Im Watch
Die Welle losgetreten hat ein kalifornisches Start-up, das die
Pebble fertigt, eine wasserdichte Smartwatch mit Schwarz-Weiß-Display
aus elektronischem Papier (1,26 Zoll) für iOS und Android. Weitere
Schwarz-Weiß-Modelle mit besonders stromsparenden Anzeigen sind etwa
Metawatch (ab 100 Euro), Agent oder Sonostar
[Link entfernt]
(in der Entwicklung).
Die Pebble gehört zur Gruppe von Smartwatches, die vor allem ein Anhängsel zum Smartphone sein wollen. Dazu zählen auch die Smartwatches von Sony. Die Japaner haben schon die zweite Generation ihrer mit Sony-Androiden koppelbaren Uhr angekündigt, für die es bereits viele Apps gibt. Die SW2 (199 Euro ab dem 3. Quartal 2013) hat ein farbiges LCD-Touchdisplay (1,6 Zoll), ist spritzwasserdicht und verfügt über NFC zum schnellen Koppeln.
Wasserdichte Smartwatch mit analogem Uhrwerk
Eine ebenfalls wasserdichte Smartwatch mit analogem Uhrwerk ist die Cookoo (iPhone, 130 Euro). Sie zeigt Nachrichten oder Erinnerungen nur mit Symbolen im Zifferblatt an. Ein frei belegbarer Knopf kann etwa die Handykamera auslösen. Ebenfalls analog mit eingelassenem, einzeiligen Display kommen die Modelle des Herstellers Martian für Android daher (190 bis 230 Euro). Sie verstehen Sprachkommandos und funktionieren als Handy-Freisprecher.
Noch in der Entwicklung ist die Kreyos Meteor, die dank diverser Sensoren auch auf Gesten reagieren soll, etwa um einen Anruf per Schütteln des Arms auf dem integrierten Freisprecher anzunehmen (Android, iOS und Windows Phone, 77 bis 130 Euro). Freisprechen bietet auch die 300 Euro teure I'm Watch für Android und iOS.
Besonderheiten der in Richtung Sportuhr gehenden Leikr (300 Euro) mit 2-Zoll-Farbdisplay sind GPS und Open-Street-Map-Karten. Auch die WearIT (1,54-Zoll-Farbdisplay) mit GPS, WLAN und diversen Sensoren spricht eine breite Zielgruppe an (in der Entwicklung).
Neptune Pine mit 2,4-Zoll-Farbdisplay
Bild: Neptune
Zur kleineren Gruppe von Smartwatches, die mit Mobilfunkmodul das
Handy ersetzen wollen, gehören etwa die Simvalley PW-315 (80 Euro)
mit 1,54-Zoll-Farbdisplay und GSM-Modul oder die Neptune Pine mit
2,4-Zoll-Farbdisplay, Fünf-Megapixel-Kamera und UMTS, auf der sogar
beliebige Android-Apps laufen sollen (vorbestellbar für 245 Euro). Die Simvalley PW-315 haben wir bereits ausführlich getestet.
Expertin Kelber glaubt aber nicht an den Erfolg vollautonomer Smartwatches. "Die aktive Nutzung, also Telefonieren und Schreiben von Nachrichten, erfordert natürlich ein anderes Interface." Hier habe sich das Smartphone mit großem Touchscreen bewährt - "ein Fortschritt, den die User auch nicht wieder aufgeben wollen".
Die Kleinen haben vorgelegt, nun sind die Großen wie Apple, Google, LG oder Samsung am Zug: Alle sollen an Smartwatches arbeiten. Und für 2013 prognostizieren die ABI-Marktforscher weltweit bereits 1,2 Millionen wasserdichte Smartwatch mit analogem UhrwerkMillionen verkaufte Smartwatches.