Daten-Schnüffler

Gefahr durch Vernetzung: Spionage per Smart-TV

Smarte Fernseher verraten viel über ihre Nutzer
Von Marie-Anne Winter

Achtung: Smart-TVs können jede Aktion ihres Nutzers verraten. Achtung: Smart-TVs können jede Aktion ihres Nutzers verraten.
Bild:dpa
Die neuen Ver­netzungs­mög­lich­keiten digitaler Geräte bieten den Kunden ganz neuen Komfort, bringen aber auch für Hersteller und Dienste­an­bieter neue Mög­lich­keiten mit sich, mehr über die Nutzungs­ge­wohn­heiten ihrer Kunden zu erfahren. Dabei müssen sie die HbbTV-Dienste auf ihrem neuen Smart-TV nicht einmal aktiv nutzen.

Wer seinen smarten Fernseher mit dem Internet verbunden hat und Online-Angebote wie Mediatheken und Programmvorschau nutzt, liefert den Sendern beispielsweise Informationen darüber, was er wie lange ansieht. Das berichtet derzeit die Computer Bild.

Bei einem von dem Magazin beauftragten Labor-Test wurde der Datenverkehr zwischen Fernsehern und Internet protokolliert. Dabei zeigte sich, dass der Achtung: Smart-TVs können jede Aktion ihres Nutzers verraten. Achtung: Smart-TVs können jede Aktion ihres Nutzers verraten.
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smarte Fernseher bei jedem Kanalwechsel automatisch eine sogenannte "Startapplikation" aufruft, ohne dass der Zuschauer irgendeine Taste drückt. "Die Startapplikation verhält sich wie eine normale Internetseite, nur ist sie in der Regel durchsichtig", erklärt HbbTV-Experte Klaus Merkel vom Institut für Rundfunktechnik in München. Beim Verbindungsaufbau wird dann etwa die Kennung des Geräts übertragen. Auch dessen ungefährer Standort lässt sich aus den Daten ablesen.

Google weiß, wo dein Fernseher steht

Außerdem lassen mittlerweile viele Sender die Nutzungsdaten durch Tools wie Google Analytics auswerten. So lässt sich messen, wie viele Besucher etwa eine bestimmte Sendung aus der Mediathek abrufen. Google Analytics kann anhand der IP-Adresse erkennen, woher die Nutzer kommen und wie häufig sie wiederkehren. Über die IP-Adresse eines Haushalts ist Google somit technisch in der Lage, einen Smart-TV-Nutzer eindeutig zu identifizieren. Wenn die Nutzer dann auch noch die Suche, Google+ und YouTube über ihr persönliches Nutzerkonto nutzen, kann Google aus den gewonnenen Daten individuelle Nutzerprofile generieren.

Es ist aber durchaus möglich, sich zumindest teilweise vor der Überwachung durch den Fernseher zu schützen: Im Menü der meisten Smart-TVs lässt sich HbbTV und die damit verbundene Schnüffelei deaktivieren. Dann gibt es aber allerdings keine Internet-Extras der Sender mehr. Einige TV-Sender wie ARD und ZDF bieten im HbbTV-Menü an, Cookies abzuschalten - über diese kleinen Text-Dateien erkennt beispielsweise Google das entsprechende Gerät wieder. Anhand von Cookies werden auch bei anderen Anbietern individuelle Einstellungen der Kunden gespeichert - was natürlich nicht mehr funktioniert, wenn diese Funktion abgeschaltet wird.

Die Überwachung ist aber nicht das einzige Sicherheits-Problem, das die schöne, smarte Fernsehwelt mit sich bringt: Durch die Anbindung an das Internet können natürlich auch Angreifer in das heimische Netz gelangen und in Set-Top-Boxen oder Fernsehgeräte eindringen. So wurden bereits Sicherheitslücken entdeckt, durch die Fernseher und Zusatzgeräte zum Absturz gebracht oder gar völlig unbrauchbar gemacht werden können.

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