Digitale Souveränität

Telekom plant abhörsicheres Smartphone für alle

Die Telekom plant, nicht nur Politikern und Geschäftsleuten, sondern allen privaten Verbrauchern ein Smartphone in die Hand zu geben, bei dem der Nutzer über alle Einstellungen zur Privatsphäre selbst entscheiden kann. Doch ob es sich durchsetzt, ist aus mehreren Gründen offen.
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Das Alcatel One Touch Fire ist das erste Firefox-OS-Smartphone bei der Telekom Das Alcatel One Touch Fire ist das erste Firefox-OS-Smartphone bei der Telekom
Bild: teltarif.de / Markus Weidner
Die weltweiten Ausspähungen der NSA, die von Whistleblower Edward Snowden aufgedeckt wurden, haben auf der einen Seite ein großes Umdenken bei vielen Nutzern bewirkt. Eine Änderung des Verhaltens im Internet hat aber bei vielen Verbrauchern nicht stattgefunden. Daran ist nicht immer nur die Bequemlichkeit schuld: Für Privatanwender gibt es - gerade im Bereich der mobilen Geräte - kaum ein System, dass für einen bezahlbaren Preis eine hohe Sicherheit sowie eine perfekte Kontrolle der Privatsphäre erlaubt. Ohne passendes "Handwerkszeug" bringt also der beste Sinneswandel erst einmal wenig.

Laut Informationen der Süddeutschen Zeitung plant die Telekom die Einführung eines "sicheren" Smartphones, bei dem der Nutzer die volle Kontrolle über seine Daten behalten soll. Momentan kann dies kein einziges der großen mobilen Betriebssystem im Auslieferungszustand bieten. Wie will die Telekom das also bewerkstelligen?

100 Prozent Privatsphäre momentan nur mit Firefox OS machbar

Das Alcatel One Touch Fire ist das erste Firefox-OS-Smartphone bei der Telekom Das Alcatel One Touch Fire ist das erste Firefox-OS-Smartphone bei der Telekom
Bild: teltarif.de / Markus Weidner
Laut Informationen der Zeitung hat sich Thomas Kremer, der Vorstand der Deutschen Telekom für Datenschutz, dahingehend geäußert, dass die bereits bestehende Partnerschaft der Telekom mit der Mozilla Foundation vertieft werden soll. Denn ganz alleine kann die Telekom das Projekt unter gar keinen Umständen stemmen - die Dominanz von in den USA beheimateten (geschlossenen) Betriebssystemen, Apps und Webdiensten ist viel zu groß.

Anscheinend würde momentan nur eine vertiefte Kooperation mit der Mozilla Foundation erlauben, ein mobiles System zu kreieren, bei dem der Nutzer die volle "digitale Souveränität" behält, wie Kremer sagt. Gerüchten zufolge könnte ein erstes Smartphone, das die volle Kontrolle über Privatsphäre-Einstellungen erlaubt, schon auf dem MWC zu sehen sein. Auch bei Apps müsste der Benutzer dann explizit freigeben, was die Anwendung darf und was nicht. Allerdings weiß Kremer auch, dass das alleine bei weitem nicht reicht.

Europäische Datenschutz-Richtlinie und Umdenken bei US-Unternehmen

Nach Aussage der Zeitung kämpft Kremer seit längerer Zeit in der Politik dafür, dass endlich eine europäische Datenschutzrichtlinie verabschiedet wird, die zumindest das relativ hohe Datenschutz-Niveau Deutschlands garantiert. An so einer Richtlinie basteln die Europäer nun schon seit zwei Jahren herum, eine Einigung könnte noch dieses Jahr kommen, aber vermutlich nicht mehr vor der Europawahl.

Doch auch schärfere gesetzliche Bestimmungen werden nur dann erfolgreich sein, wenn sich die US-Unternehmen darauf einlassen und wenn bei Firmen, die Daten als die "digitale Währung" betrachten, ein Umdenken einsetzt.

Und schlussendlich wird sich ein solches Smartphone nur dann verkaufen, wenn es nicht nur sicher ist, sondern auch alle anderen Anforderungen der Nutzer an ein modernes Smartphone erfüllen kann. Dazu gehören ein fehlerfrei funktionierendes System - was bei Firefox OS momentan nicht der Fall ist-, eine breite Unterstützung grundlegender Apps, hohe Leistung bei akzeptabler Akkulaufzeit, ausgefeilte Multimedia-Features sowie ein nicht zu hässliches Design. Dass das auf dem MWC vorgestellte Gerät der Telekom alle diese Anforderungen erfüllt, erscheint unwahrscheinlich.

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