verpixelt

Für und Wider von 41 Megapixel

Nokias Extrem-Fotohandy 808 PureView in der Detailanalyse
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Ein weiteres Problem aller Handykamera-Sensoren ist die geringe Farbauflösung: Von 8 Megapixeln sind beispielsweise nur je 2 Megapixel empfindlich für blaues oder rotes Licht. Enthält ein Bild viele Farbkontraste, sinkt schon alleine deswegen die effektive Gesamtauflösung auf ein Viertel der Sensor-Pixelzahl. Das Nokia 808 hat hingegen jeweils 10,25 Megapixel für blau und rot, sowie 20,5 Megapixel für grün, und kann folglich ein 5- oder 8-Megapixel-Foto mit voller Farbauflösung aufnehmen. Abermals ein Pluspunkt des Sensors mit den vielen, vielen Pixeln!

Besser, aber nicht proportional besser

Nokia 808 PureView

Es lässt sich zusammenfassen: Mit 41 Megapixeln hat das Nokia 808 gute Chancen, tatsächlich "echte" 8 Megapixel aufzulösen und entsprechend hochwertige Bilder aufzunehmen. Insbesondere bei schwierigen Lichtverhältnissen und bei detailreichen Szenen ist eine deutliche Verbesserung der Bildqualität im Vergleich zu herkömmlichen Kamerahandys mit 8-Megapixel-Sensor zu erhoffen, so die weiteren Hausaufgaben (z.B. Qualität der Linse und der Scharfstellung) ordentlich gemacht sind.

Andererseits darf man von den zusätzlichen Pixeln auch keine Wunder erwarten. Bei Kerzenlicht ohne Blitz ist eine digitale Spiegelreflexkamera dank nochmals viel größerem Sensor und wesentlich lichtstärkerem Objektiv haushoch überlegen. Egal, ob sie 8, 12 oder 24 Megapixel hat. Die vielen zusätzlichen Pixel des 41-Megapixel-Handys können keine große Optik ersetzen. Sie können nur die Probleme, mit denen kleine Kameras prinzipiell kämpfen, etwas abmildern.

Der Kompromiss zwischen Zoom-Stufe und qualitätsverbesserndem Oversampling Der Kompromiss zwischen Zoom-Stufe und qualitätsverbesserndem Oversampling
Grafik: Nokia
Auch die für das Nokia 808 geplante Zoom-Funktion wird mit großer Wahrscheinlichkeit die Grenzen des Geräts aufzeigen. Denn der Zoom wird nicht durch sich bewegende Linsen, sondern rein digital durch Ausschnittsvergrößerung implementiert. Die Standard-Auflösung der gespeicherten Bilder bleibt zwar bei 5 Megapixel, aber mit zunehmendem Zoom-Faktor entfällt nach und nach der Oversampling-Vorteil. Schaut man sich ein bei höchster Zoom-Stufe (Faktor 3) aufgenommenes 5-Megapixel-Bild im 1:1-Maßstab an, findet man garantiert zuhauf die vorgenannten Artefakte von Rauschreduktion, Scharfrechnung und Farbergänzung. Wenn möglich, sollte man mit dem Nokia 808 PureView also nicht zoomen, sondern näher an das fotografierte Objekt herangehen.

Freilich hat selbst ein Computerbildschirm oder Fernseher mit Full-HD-Auflösung überhaupt nur knapp über 2 Megapixel. Höhere Auflösungen finden sich bisher nur selten bei sehr teuren High-End-Workstations. Selbst das kolportierte (und mittlerweile offiziell bestätigte) iPad 3 mit Retina-Display wird voraussichtlich "nur" 3,1 Megapixel aufweisen. Erst beim Ausdruck eines Handyfotos auf Posterformat (DIN A3 oder noch größer) oder bei entsprechenden Ausschnittsvergrößerungen wird man gemäß unserer Prognose sehen, dass es eben doch keine "echten" 5 Megapixel mehr sind, die das Nokia 808 in der höchsten Zoom-Stufe auflöst.

Leider enttäuscht das Display ein wenig: Mit 4 Zoll Diagonale ist es ausreichend groß, aber die Auflösung von 640 x 360 Pixel ist vergleichsweise niedrig. Sie entspricht einer Pixeldichte von 184 ppi. Zum Vergleich: Das Retina-Display des iPhone 4 und 4S kommt auf 326 ppi. Gerade, um die hochauflösenden Fotos des Nokia 808 PureView würdigen zu können, wäre ein besonders hoch auflösendes Display angemesssen. Selbst das bald zwei Jahre alte Samsung Wave S8500 bietet ein AMOLED-Display mit 282 ppi.

Besser als gewöhnliche Handykameras

Das bereits erwähnte iPhone 4S hat zwar, wie auch viele andere aktuelle Smartphones, einen 8-Megapixel-Sensor und speichert auch Bilder mit bis zu 8 Megapixeln ab. Aufgrund der vorgenannten Einschränkungen beträgt die faktische Auflösung aber nur rund 2 Megapixel. Dem stellt das Nokia 808 PureView nun "echte" 5 bis 8 Megapixel gegenüber - ein deutlicher Schritt nach vorn.

Das teure PureView nur wegen der Kamera zu kaufen, macht natürlich keinen Sinn: Da bieten Systemkameras oder DSLR-Einstiegsmodelle fürs gleiche Geld deutlich mehr. Wer aber eh mit einem Symbian-Smartphone liebäugelt, und wen die paar Millimeter extra für die dicke Kamera nicht stören, der bekommt mit dem Nokia 808 PureView voraussichtlich für einen akzeptablen Aufpreis eine Handy-Kamera, die für mehr taugt als nur Schnappschüsse.

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