Update: Wald-Amorbach: Telefónica baut einen Mast bis 2024
Wir haben über die Förderung des Senders in Pfirschbach (einem Ortsteil von Höchst im Odenwald) berichtet. Wenige Kilometer entfernt liegt ein weiterer Ort im Tal, mit Namen Wald-Amorbach, was politisch zur Stadt Breuberg gehört, größter Arbeitgeber der Region ist der Reifenhersteller Pirelli. Da fragte ein Leser, wann mit einem Netzausbau in Wald-Amorbach zu rechnen sei.
Bekanntes Funkloch: Schon 2021 untersucht
Wohnen nur wenige Menschen in einem Funkloch bekommen die Kostenrechner kalte Füsse. In Wald-Amorbach (Hessen) müssen sie aber ausbauen - nur wann?
Foto: Picture Alliance / dpa
Das dazu befragte hessische Digital-Ministerium antwortete uns: "Für Breuberg wurde bereits 2021 ein erstes Markterkundungsverfahren durchgeführt und ausgewertet. Der aktuell bestehende weiße Fleck ist bekannt. Wald-Amorbach liegt an der Landesstraße L3413. In diesem Bereich liegt für die Mobilfunknetzbetreiber Telefónica, Telekom und Vodafone eine Auflage zum verpflichtenden Ausbau aus den Frequenzversteigerungen der Bundesnetzagentur von 2019 vor. Die Auflage sieht vor, dass entlang von Bundes- und Landesstraßen bis Ende 2024 mindestens mit LTE-Technik ausgebaut werden muss."
Kooperativer Ansatz
Das Ministerium weiter: "Dabei verfolgen die Mobilfunknetzbetreiber einen kooperativen Ansatz, der Ausbau wird in der Regel durch einen Mobilfunknetzbetreiber koordiniert, die verbleibenden nutzen die Infrastruktur mit. Eine Auskunft, welcher Betreiber dort die Federführung hat, müsste selber von Ihnen bei den drei Betreibern eingeholt werden.
In Gebieten mit marktgetriebenem Ausbau, zu dem auch die Versorgungsauflagen zu zählen sind, muss und darf kein geförderter Ausbau stattfinden, insofern ist ein Ausbau wie in Höchst-Pfirschbach aus dem Landesförderprogramm nicht möglich. Die Landesregierung unterstützt in solchen Gebieten im Rahmen ihres Stakeholder-orientierten Ansatzes die Mobilfunknetzbetreiber auch bei Ausbauschwierigkeiten." Soweit die offizielle Antwort aus Wiesbaden. Damit spielt das Ministerium den Ball an die Netzbetreiber zurück und am Ende müsste wohl die Bundesnetzagentur ein Machtwort sprechen.
Telekom und Vodafone: Nichts eigenes geplant
Wir fragten bei der Deutschen Telekom nach, die uns für solche entlegenen Regionen am geeignetesten erschien. Sie teilte uns "nach Rücksprache mit den Funknetzplanern" mit, das seitens der Telekom aktuell dort kein Ausbau geplant sei.
Eine Anfrage an Vodafone wurde an die Turmgesellschaft Vantage Towers weitergeleitet: "Uns liegt aktuell keine Beauftragung vor, um einen Mobilfunkmast in Wald-Amorbach zu realisieren."
Update: o2 - wird bauen
Ein teltarif.de-Leser erinnerte sich an einen Presseartikel, wonach Telefónica die Absicht habe, dort etwas zu bauen. Auf unsere Anfragen an Telefónica (o2), wurde uns versprochen, "sich kundig" zu machen.
Update: o2-Telefonica hat dies soeben bestätigt. "Wir errichten dort über den Funkturmbetreiber American Towers (ATC) einen neuen Mobilfunkmasten, der bis Sommer 2024 in Betrieb gehen soll - inkl. 5G-Versorgung. Der Mast ist so konzipiert, dass er prinzipiell auch für andere Netzbetreiber nutzbar ist.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Die Bürger haben sich an die Vorteile des Mobilfunks gewöhnt und erwarten längst überall Handynetz. Orte tief im Wald schauen da schnell ins Leere, weil der Netzbetreiber kühl den Taschenrechner zückt und "lohnt sich nicht" murmelt. Die Bundesnetzagentur hat den Netzbetreibern Vorgaben auferlegt, die Branchenkenner als "viel zu lasch" abtun, die Netzbetreiber verweisen darauf, dass diese Auflagen nicht finanzierbar sind, weil der Kunde ja möglichst wenig zahlen will. Soll der Staat mehr Geld stiften, kommt das aus Steuergeldern, die alle aufbringen müssen. Darf der Anbieter höhere Preise nehmen und versorgt dafür auch entlegene Winkel, müssen das die Kunden des Anbieters zahlen.
Brauchen wir vielleicht ein Tarifmodell, bei dem Kunden in schwer zu versorgenden Gebieten etwas mehr zahlen, damit sie versorgt werden? Aber wäre das in unserer mobilen Gesellschaft überhaupt fair und selbst wenn, wie teuer würde das werden?
Jeder, der mal eine Fahrt in die Landschaft unternimmt, ist heil froh, wenn im Ernstfall eine Funkverbindung besteht. Das sollte uns diese Sicherheit auch wert sein.
Ist vor Ort kein Netz, können Nutzer eines iPhone 14 möglicherweise per Satellit Hilfe holen.