Musik in jedem Raum: Multiroom-Systeme auf der IFA
Aktuelle Produktfamilie von Sonos
Bild: Sonos
Die Stereoanlage steht im Wohnzimmer, man will den
Lieblingssong aber auch in der Küche beim Abspülen hören. Und das,
ohne die Nachbarn durch hohe Lautstärke zu stören? Dann braucht man
entweder weitere Boxen mit ziemlich langen Kabeln - oder Lautsprecher
mit Multiroom-Funktion. Das sind meist Aktivboxen oder Audiosysteme,
die Musik über das Heimnetzwerk verteilen und auf diverse
Klangquellen zurückgreifen - von der klassischen Anlage über das
Smartphone bis hin zu internetbasierten Streamingdiensten.
Multiroom-Musiksysteme sind auf der diesjährigen Elektronikmesse IFA einer der großen Trends im Audiobereich. Neben Marktführer Sonos und schon etwas etablierteren Größen wie Raumfeld oder Denon zeigen auch andere Hersteller interessante Konzepte, wie Musik nicht nur abgespielt, sondern auch vom Smartphone, Tablet, Computer, Medienserver oder Internetstream intelligent in verschiedene Räume der eigenen Wohnung verteilt werden kann. Dann läuft zum Beispiel im Wohnzimmer der Fernseher, und der Ton des Fußballspiels wird ins Arbeitszimmer übertragen - während in der Küche das Radio läuft, und die Kinder ihre Lieblingslieder aus dem Netz streamen.
Diese Systeme sind auf der IFA zu sehen
Aktuelle Produktfamilie von Sonos
Bild: Sonos
Yamaha setzt bei seinem Musiccast-System auf Vielseitigkeit: 23 Produkte mit WLAN, Bluetooth, DLNA und AirPlay vom kleinen
Lautsprecher über die Kompaktanlage und die Soundbar bis hin zum
AV-Receiver für mehrere tausend Euro gibt es zum Start. Jedes
einzelne davon kann als Ausgangspunkt für ein Multiroom-System
genutzt und um weitere Komponenten mit Musiccast erweitert werden.
Auch Bluetooth-Boxen von Drittanbietern werden - wie bei den meisten
anderen Systemen - unterstützt. Eines ist bei Musiccast aber
anders. Jedes einzelne Gerät kann innerhalb des Boxenverbundes senden
- im Gegensatz zu vielen Konkurrenzprodukten, die auf ein Sendemodul
und Empfängerboxen setzen. Die Steuerung geschieht per
Smartphone-App. Sie erlaubt das Anlegen von Raumprofilen und das
Ansteuern einzelner Lautsprecher.
Auch Samsung zeigt in Berlin vernetzte Lautsprecher. Die Südkoreaner sind in ihrem kalifornischen Audiolabor aber zu einer anderen Lösung gekommen: 360-Grad-Boxen in Tonnen- oder Eierform. "Die Hörgewohnheiten haben sich verändert", sagt Produktmanager Steffen Greb. Statt mehrere Lautsprecher auf einen zentralen Punkt auszurichten sorgen die Lautsprecher der R-Serie für gleichmäßigen Klang im ganzen Raum. "Den Sweetspot gibt es nicht mehr", sagt Greb. "Man hört Musik heute mehr nebenbei und bewegt sich dabei." Auch Samsungs Boxen werden per App angesteuert. Über die Smartphone- oder Tablet-App können die Boxen in Gruppen sortiert werden - etwa eine für simultane Beschallung von Küche und Wohnzimmer. Auch der Zugang zu Streamingdiensten ist integriert. 200 bis 400 Euro kosten die neuen R1-, R3 und R5-Boxen - je nach Größe.
Auch das Design spielt eine wichtige Rolle
Unmonday 4.3 Vol II
Bild: Unmonday
Beim Blick auf das Angebot an Multiroom-Systemen zeigt sich schnell,
dass alle Hersteller Wert auf entweder ansprechendes oder eben
unauffälliges Design setzen. Bei Yamaha ist bei fast jedem Modell
Metall im Spiel, Samsung setzt auf hochwertigen Kunststoff, Panasonic
auf Lochbleche und berührungsempfindliche Oberflächen. Einen echten
Designausreißer leistet sich das finnische Unternehmen Unmonday - und
auch die Bedienung ist einzigartig.
Die drahtlose Streamingbox Unmonday 4.3 Volume II hat einen Klangkörper aus Keramik und kann als stationäres Modell oder mit Batterie unterwegs genutzt werden. Ist die Box einzeln im Einsatz, gibt sie Musik oder Radiosendungen in Mono wieder. Kommt ein zweites Gerät hinzu, können die Boxen auch Stereosound abspielen. "Dazu dreht man die sechseckige Box eine Ecke weiter", erklärt Entwicklungsdirektor Jukka Illi. Nach rechts, für den rechten Tonkanal, nach links für den linken. Per App werden die Designerboxen ins Heimnetzwerk eingebunden, können dort gruppiert oder individuell angesteuert werden. Rund 500 Euro muss man für einen der ab Oktober erhältlichen Keramiklautsprecher investieren, mit Batterie noch einmal 100 Euro mehr.
Manche Boxen auch als Surround-System einsetzbar
Der Connector des Raumfeld-Systems
Bild: Raumfeld
Beinahe jeder große und viele kleine Hersteller zeigen in diesem Jahr
Multiroom-Lösungen auf der IFA. So auch Philips mit der
Lautsprecherreihe Izzy oder Panasonic mit der All-Reihe, deren
verschiedene Boxen sich etwa auch zu Surround-Systemen kombinieren
lassen - die richtig Anzahl und Art vorausgesetzt. "Multiroom ist
eines der größten Wachstumselemente im Audiobereich", sagt Timm
Lutter vom IT-Verband Bitkom. Das liegt vor allem daran, dass
Smartphones und Streamingdienste als Klangquellen immer wichtiger
werden. Rund 20 Millionen Netznutzer in Deutschland streamen bereits
Musik. Weil das nicht nur über Smartphone-Lautsprecher und Kopfhörer
passieren soll, steigt der Bedarf an drahtlosen Boxen. Durch den
Fortschritt in der drahtlosen Übertragung ist das mittlerweile in
immer besserer Qualität möglich. Die höherpreisigen Systeme
unterstützen häufig verlustlose Übertragung in HD-Audio.
Meist setzen die Hersteller bei der Verbindung der Boxen auf eigene Standards. Philips verbindet seine Izzy-Lautsprecher etwa über ein Izzylink genanntes System, auch Yamahas Musiccast und viele andere Systeme nutzen eigene Standards. Die Wahl des Systems sollte deswegen gut überlegt sein. Zwar erlauben viele Hersteller das Einbinden fremder Boxen, den vollen Funktionsumfang erreichen sie aber nicht. Mit dem Kauf des ersten Bausteins für die clevere Musikverteilung in den eigenen vier Wänden, bindet man sich damit meist auch für längere Zeit an einen Hersteller.