Erfahrungsbericht

Lumia 950 im Test: Neuer Überflieger am Smartphone-Himmel?

Microsoft hat im Lumia 950 nahezu allen modernen Standards verbaut und setzt mit Continuum noch eines obendrauf. Doch reicht es, um sich gegen die starken Mitbewerber zu behaupten?
Von Daniel Rottinger /

Mit dem Lumia 950 möchte Microsoft zu Google und Apple aufschließen. Gelingt es dem neuen Lumia-Flaggschiff mit Windows 10 Mobile die Mitbewerber mit Features wie Continuum, Iris-Scanner und 20-Megapixel-Kamera vielleicht sogar zu übertrumpfen? Wir klären es in unserem Test.

Wir haben das Lumia 950 seit Anfang der Woche im Test und sind bereits auf die neuen Funktionen, wie den Iris-Scanner, das Continuum-Feature und Dual-SIM in separaten Beiträgen eingegangen. Während die Einzeltests bereits einen guten Ersteindruck hinterlassen haben, ist es spannend zu sehen, wie sie unter der neuen Oberfläche von Windows 10 Mobile zusammen­wirken und ob sie sich im Alltag bewähren. Einmal ausgepackt präsentiert sich das Lumia 950 als 5,2-Zoll-Gerät mit einer Display-Auflösung von 2560 mal 1440 Pixel. Für die nötige Power soll der Sechskern-Prozessor Snapdragon 808 mit einer Taktung von je 1,8 GHz pro Kern sorgen. Weiterhin hat Microsoft einen 3 GB großen Arbeitsspeicher verbaut. Nutzer können Daten auf einem 32 GB großen internen Speicher ablegen, der sich per MicroSD-Karte um bis zu 200 GB erweitern lässt. Das Smartphone ist zudem mit einem USB-Typ-C-Anschluss ausgestattet, der Informationen per USB-3.0-Standard überträgt und zudem keine festgelegte Steckrichtung vorschreibt. Regulär wird das Lumia 950 für 599 Euro verkauft, aktionsweise erhalten es Interessenten aber auch schon für 549 Euro samt umfangreichem Zubehör. Auf dem Lumia 950 ist Windows 10 Mobile vorinstalliert.

PureView-Kamera mit 20 Megapixel

Lumia 950: Kamera mit PureView-Technologie Lumia 950: Kamera mit PureView-Technologie
Bild: teltarif
Bereits im Vorfeld der Veröffentlichung hatte Microsoft mit der Kamera des Lumia 950 geworben. Die Ingenieure haben bei dem Flaggschiff eine PureView-Kamera mit 20-Megapixel-Sensor verbaut, wobei auf das Know-How des Linsen-Herstellers Carl Zeiss zurückgegriffen wurde. Nutzer können die Kamera aus jeder App heraus über eine dezidierte Kamerataste an der rechten Gehäuseseite ansteuern. Je nach Einstellung ist es auch möglich, dass die Kamera-App auch aus dem Standby geöffnet werden kann. Dadurch hat der Nutzer einen deutlichen Geschwindigkeitsvorteil im Vergleich zu anderen Modellen, die auf eine separate Kamerataste verzichten. In unserem Test konnten wir so Schnappschuss-Aufnahme bereits nach knapp drei Sekunden aufnehmen - aus dem Standby heraus.

Die Kamera des Lumia 950 besitzt einen guten Autofokus, der die Motive schnell scharf stellt. Grundsätzlich werden die Bilder in einer Auflösung von 16 Megapixel aufgenommen. Anschließend können Nutzer die Bilder in der vorinstallierten App Lumia Creative Studio bearbeiten. Alternativ kann das Foto mit einem Touch auch nachträglich in der Belichtung verändert werden, dazu wird in der Foto-App ein entsprechender Regler angezeigt, mit dem Nutzer dasselbe Motiv in unter­schiedlichen Helligkeitsstufen auswählen können.

Microsoft Lumia 950

Auch die von Windows Phone 8 bekannten Lenses sind bei Windows 10 Mobile wieder am Start. Nutzer können dabei zusätzliche Funktionen für die Kamera-App einfach über den Store nachinstallieren. Dabei gibt es etwa den Bing-Übersetzer, eine Lupen-App oder auch die Office-Lense-App, mit der Nutzer Dokumente scannen können. Die nachinstallierten Lenses lassen sich anschließend über die Kamera-App anwählen und ausführen.

Bei Tages- oder Kunstlicht gelingt es der Kamera, sehr detailgenau zu arbeiten und die Abbildungen scharf darzustellen. Bei unserem Testszenario mit bunten Farbquadraten wurden die Farben natürlich wiedergegeben. Auch bei schlechten Lichtverhältnissen ohne Blitz, konnte das Ergebnis des Szenarios überzeugen: Die Ränder der Farbquadrate sind nur leicht ausgewaschen und noch klar als solche erkennbar. Damit Sie sich einen Eindruck von den Details machen können, haben wir Ihnen besagte Testfotos angefügt:

Um für Aufnahmen in der Dunkelheit gerüstet zu sein, setzt das Lumia 950 auf einen Triple-LED-Blitz, der für eine natürliche Aufhellung bei schlechten Lichtverhältnissen sorgen soll. In unserem Test hat sich der LED-Blitz allgemein bewährt und bei schlechten Licht werden die Bilder natürlich aufgehellt, ohne das ein immenser Qualitätsverlust auftritt. Natürlich können Nutzer mit dem Lumia 950 auch Videos aufzeichnen, selbst Clips in 4K-Qualität (3840 mal 2160 Pixel) lassen sich festhalten. Allerdings sind die Aufnahmen maximal auf 30 Bilder pro Sekunden limitiert, während bei Full-HD-Videos auch 60 FPS möglich sind. Während bei der Hauptkamera ein 20-Megapixel-Sensor verbaut ist, hat Microsoft die Front-Cam nur mit 5 Megapixel ausgestattet. Die Frontcam-Fotos sind solide, fallen aber im Vergleich zu der restlichen Kamera-Qualität etwas ab. Für einen schnellen Selfie-Schnappschuss sind die Fotos dann aber doch mehr als ausreichend zu bezeichnen und auch die Schärfe hinterlässt bei Betrachtung einen ordentlichen Eindruck. Zudem können die Bilder und Videos direkt auf einer Speicherkarte gesichert werden. Somit stoßen Anwender auch bei zahlreichen 4K-Aufnahmen nicht so schnell an ein Speicherlimit.

Als Nutzer der gerne das iPhone 6S mit seiner 12-Megapixel-Kamera bei Events für Aufnahmen verwendet, könnte sich das Lumia 950 als eine gute Alternative für mich erweisen.

Continuum: Handy als PC-Ersatz

Lumia 950: Continuumm-Feature Lumia 950: Continuum-Feature
Bild: teltarif
Beim Lumia 950 können Nutzer per Continuum-Feature ihr Smartphone als eine Art PC-Ersatz verwenden. Dazu kann das Handy per USB an ein separat erhältliches Display-Dock angeschlossen werden oder die Bildinformationen werden per Miracast an das TV-Gerät gestreamt. Welche Erfahrungen wir dabei gesammelt haben und wie sich das Feature konkret nutzen lässt, können Sie in diesem Artikel nachlesen. Grundsätzlich macht die Funktion schon jetzt vieles richtig und es ist tatsächlich sehr komfortabel, an einer Excel-Tabelle auf dem großen Bildschirm weiter­zuarbeiten, ohne dabei auf einen zusätzlichen PC zurückgreifen zu müssen. Allerdings geht Continuum im Streaming-Modus stark auf den Akku und das Gerät wird sehr warm, zudem lassen sich noch nicht alle Funktionalitäten direkt über die Continuum-Oberfläche abrufen. Dennoch ist das Feature reizvoll und könnte sich künftig durchaus als eine Alternative zu einem Laptop erweisen, auf dem man üblicherweise eine Präsentation abspielen lässt oder ihr den letzten Feinschliff verleiht.

Iris-Scanner: Login per Windows Hello

Windows Hello beim Lumia 950: Iris-Scanner im Einsatz Windows Hello beim Lumia 950: Iris-Scanner im Einsatz
Bild: teltarif
Statt der Eingabe von PINs, bieten immer mehr Smartphones auch alternative Login-Lösungen an. Beim Lumia 950 können die Nutzer auf einen Iris-Scanner zurückgreifen. Die Einrichtung des Iris-Scans ist sehr schnell erledigt und hinterließ in unserem separaten Test einen guten Eindruck. Nach dem Setup kann die Funktion direkt genutzt werden, indem der Anwender die Front-Kamera-Sensoren in die Nähe seiner Augen führt. Anschließend wird er automatisch ins System eingeloggt. Falls der Benutzer nicht erkannt werden sollte, kann alternativ der PIN-Code eingegeben werden.

Auf der nächsten Seite erklären wir, wieso uns das neue Betriebssystem und das Display überzeugt haben und schließen mit einem Fazit.

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