Themenspezial: Verbraucher & Service Panne

Offenbar Abrechnungsprobleme bei LTE-Roaming im Ausland

Wenn das Daten-Roaming im Ausland deaktiviert ist, dürfen keine Kosten anfallen. Dies dachten sich zwei teltarif.de-Leser, trotzdem erhielten sie eine Rechnung über eine EU-Tagesflat - bei einem Verbrauch von exakt 1 kB.
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Offenbar Abrechnungsprobleme bei LTE-Roaming im Ausland Offenbar Abrechnungsprobleme bei LTE-Roaming im Ausland
Bild: o2
Durch die EU-Roaming-Optionen vieler Provider ist Surfen im EU-Ausland kein teurer Spaß mehr. Seit gut zwei Jahren bieten o2, Vodafone und Deutsche Telekom sogar das Roaming in ausländischen LTE-Netzen an, bis dahin konnten Kunden mit deutscher SIM-Karte im Ausland nur mit HSPA-Geschwindigkeit surfen.

teltarif.de liegen nun Hinweise darauf vor, dass es bei der Abrechnung von LTE-Roaming-Verbindungen im Ausland Probleme geben könnte. Ganz konkret berichten Nutzer davon, dass ihnen auf der Rechnung Gebühren für Daten-Roaming berechnet werden, obwohl das Daten-Roaming auf dem Smartphone sicher ausgeschaltet war. Zumindest für das o2-Netz hat teltarif.de mittlerweile eine Bestätigung erhalten, dass dieses Problem vereinzelt auftritt.

Roaming ausgeschaltet: Trotzdem DayPack EU auf der Rechnung

Offenbar Abrechnungsprobleme bei LTE-Roaming im Ausland Offenbar Abrechnungsprobleme bei LTE-Roaming im Ausland
Bild: o2
Viele Nutzer buchen sich im Ausland - trotz günstiger Roaming-Option ihres Providers - ausschließlich in WLAN-Netze ein, um das Internet zu nutzen. teltarif.de-Leser berichten uns immer wieder, dass ihnen im Ausland ein WLAN-Zugang im Hotel oder Café für wenige Stunden am Tag reicht und sie darum keine Daten-Roaming-Option bei ihrem Provider buchen.

Zwei teltarif.de-Leser haben aber mittlerweile Rechnungen vorgelegt, auf denen für Tage, an denen der Kunde sicher kein Daten-Roaming aktiviert hatte, Daten-Verbindungen berechnet wurden. Ein Kunde schreibt:

Ich war vom 26.3.-9.4. im Urlaub auf den Kanaren. Am Ankunftstag aktivierte ich das Datenroaming. Am Abend des gleichen Tages wurde es deaktiviert, da ich im Hotel WLAN nutzen konnte. Ich habe also definitiv nur am 26.3. das Internet im Ausland genutzt. Als die Rechnung kam, traute ich meinen Augen nicht. Das Smartphone DayPack EU wurde an allen Tagen berechnet. Ich lege Ihnen meinen Einzelverbindungsnachweis vor. Dort ist ersichtlich, dass ich am 26.3. das Internet genutzt habe. An den folgenden Tagen wurde trotz deaktivierter Roamingoption jeden Tag lächerliche 1 kB berechnet. Jeden Tag die gleiche Menge."

Aus dem Einzelverbindungsnachweis ist zu ersehen, dass pro Tag exakt 1 kB Datenvolumen angefallen sein soll. In der Spalte "tarifiert" wird eine Abrechnungseinheit von 50 kB genannt. Das Abrechnungssystem hat also für jeden Tag ein Smartphone DayPack EU verbucht. Ein anderer Leser schreibt:

Ich [...] habe [...] nach heute erfolgter Abrechnung für den abgelaufenen Monat März erneut ein Problem mit abgerechneten Daten-Roaming-Paketen zur gebuchten Option "Smartphone DayPack EU". Demnach wurde mir dieses bei zwei laufenden Verträgen während eines 6-tägigen Aufenthalts in Spanien berechnet, obwohl bei meinen iPhones (Modell 6 und 6S Plus) in den Einstellungen Daten-Roaming ausgeschaltet war. Dennoch wurden für das iPhone 6 für 6 Tage bei einem täglichen Verbrauch von 1 bzw. 2 kB (ja, kB und nicht MB) je Tag 1,99 Euro in Rechnung gestellt.

Der Hinweis auf das iPhone ließ uns aufhorchen: Sollte für das Problem etwa die iOS-Funktion "WLAN-Unterstützung" verantwortlich sein? Im Inland kann der iPhone-Nutzer mit dieser Funktion dem iPhone vorgeben, dass es bei einer brüchigen WLAN-Verbindung ergänzend das mobile Datennetz mitnutzt. Sollte die iOS-WLAN-Unterstützung im Ausland trotz deaktiviertem Daten-Roaming Datentraffic verursachen? Ein Blick auf die entsprechende Support-Seite bei Apple brachte die Entwarnung: "WLAN-Unterstützung wechselt nicht automatisch zur Mobilfunkverbindung, wenn Sie Datenroaming nutzen", stellt Apple hier klar.

Vermutung: Netzseitiges Problem im o2-Netz

Interessant war, dass alle SIM-Karten der oben zitierten Leser bei WinSIM, einer Drillisch-Marke im o2-Netz, geschaltet sind. Beide Kunden wandten sich wegen der fehlerhaften Rechnung an ihre Kundenbetreuung. Einer unserer Leser erhielt vom Kundenservice folgende merkwürdige Antwort:

Sie reklamieren die Daten-Verbindungen, welche trotz des deaktivierten Daten-Roamings entstanden sind. Diese können durch sogenannte Ping-Anfragen entstehen. Es liegen keine Fehler in der Erfassung und Abrechnung der Verbindungsdaten vor. Die Daten sind uns in vorliegender Form vom Netzbetreiber übermittelt worden und wurden mit Ihrer SIM-Karte generiert. Auf den heutigen Smartphones aktualisieren sich regelmäßig Apps und Programme über das Internet. Befinden Sie sich nun im Ausland und haben das Daten-Roaming deaktiviert, versucht sich das Mobiltelefon dennoch automatisch zu aktualisieren. Hierfür sendet das Endgerät eine Ping-Anfrage per Upload an die nächstliegende Basisstation. Da das Handy nun keine Antwort von der Basisstation aufgrund von deaktiviertem Datenroaming bekommt, schlägt die Anfrage fehl und resultiert in einer Fehlermeldung. Dieser Prozess erfolgt über Ihre mobile Datenverbindung und wird entsprechend unserer Tarifpreise abgerechnet.

Offenbar sind unsere beiden Leser mit der Problematik nicht allein, im Forum Telefon-Treff [Link entfernt] hat ein DeutschlandSIM-Kunde vom selben Problem berichtet. teltarif.de wandte sich also zuerst an Drillisch mit der Bitte um Aufklärung. Ein Drillisch-Sprecher schrieb uns:

Wir haben die beiden Kundenfälle eingehend geprüft und uns dazu auch bereits mit dem Netzbetreiber in Verbindung gesetzt. Es scheint so, als ob aktuell tatsächlich ein Fehlerbild speziell bei Roamingverbindungen in LTE-Netzen auftritt. Bis zur Lösung der Problematik kann zur Vermeidung des Fehlers bei einem Aufenthalt im Ausland neben dem Datenroaming bei der Verbindungsart auch "LTE" am Gerät deaktiviert werden. Für die genannten Kunden haben wir eine kulante Lösung gefunden.

Einer unserer Leser bestätigt mittlerweile, dass Drillisch ihm aus Kulanz die entsprechenden Kosten für alle EU-Roaming-Pakete erstattet hat. Ein finanzieller Schaden dürfte also bislang nicht entstanden sein.

Da es sich aber vermutlich um ein von Drillisch unabhängiges Netzproblem handelt, hat teltarif.de bei o2 angefragt, ob das Phänomen bekannt ist und ob gegebenenfalls auch noch Kunden anderer Marken im o2-Netz davon betroffen sind. Rein theoretisch könnte das Problem auch bei den anderen Netzbetreibern auftreten, hier wird teltarif.de nachfragen.

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