IFA-Wettstreit

4K-Handys, 8K-Fernseher: Wie viel Schärfe brauchen wir?

Ein Smartphone mit 4K-Auflösung von Sony, ein 8K-Fernseher von LG - auf der IFA wetteifern die Hersteller mit immer höheren Auflösungen um den ersten Platz. Doch brauchen wir derart scharfe Displays? Ein Kommentar.
Von der IFA in Berlin berichtet Rita Deutschbein

4K-Smartphones, 8K-Fernseher: Wie viel Schärfe brauchen wir? 4K-Smartphones, 8K-Fernseher: Wie viel Schärfe brauchen wir?
Bild @ Tsiumpa - Fotolia.com
Scharf ist der neue Trend. Waren bislang vor allem Computer-Monitore mit 4K-Auflösung erfolgreich, steigt so langsam auch der Absatz von TV-Geräten, die eine Auflösung von 3840 mal 2160 Pixel bieten. Doch auch heute sind Fernseher mit 4K-Panel in den deutschen Haushalten noch Mangelware. Dennoch hört die Entwicklung nicht auf - LG zeigt auf der diesjährigen IFA einen 8K-fähigen Fernseher, den das Unternehmen bereits auf der CES zu Beginn des Jahres mit im Gepäck hatte. Auch Sony macht auf der Messe von sich Reden und zeigte das erste Smartphone mit einem 4K-Display. Scharf, schärfer, 4K, 8K - wo geht der Trend hin und braucht man das?

Scharfes Bild, aber kaum Inhalte

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Ein Grund für die schleppende Verbreitung von 4K-TVs sind vor allem die wenigen verfügbaren Inhalte. Streaming-Anbieter wie Netflix bieten mittlerweile zwar vereinzelte Filme und Serien im 4K-Format an, doch benötigen Nutzer für das Video-Streaming in 4K auch eine entsprechend schnelle Internetleitung. Blu-rays mit 4K-Inhalten gibt es bislang nicht, da ein spezielles Kompressions­verfahren benötigt wird, damit die hochauflösenden Filme auf die Discs passen. Ende des Jahres könnte die erste 4K-Blu-ray - oder Ultra HD Blu-ray - in den Handel kommen. Passend dazu kommt auch Bewegung in den Markt der Abspielgeräte: Samsung hat auf der IFA 2015 einen Blu-ray-Player vorgestellt, der 4K-Filme wiedergeben kann. Das Modell mit der Bezeichnung "UBD-K8500" soll allerdings erst im kommenden Frühjahr erhältlich sein, wobei der Preis vermutlich um 500 Euro betragen wird.

Es stellt sich also die Frage: Warum soll ich einen Fernseher kaufen, der mit etwas wirbt, was ich zumindest aktuell kaum nutzen kann? Wäre es nicht besser, mit dem Kauf eines 4K-Fernsehers zu warten, bis entsprechende Inhalte in größerer Auswahl verfügbar sind? Und macht es angesichts der nur langsam voran­schreitenden Verbreitung von 4K-fähigen Smart-TVs Sinn, bereits die nächste Generation zu pushen?

Die nächste Generation, das sind TV-Geräte mit 8K-Panel, also 7680 mal 4320 Pixel. Ein entsprechendes Gerät ist beispielsweise am Stand von LG in Halle 18 auf der IFA zu bewundern. Das Modell bietet ein 98 Zoll großes Display und will nicht nur mit der Auflösung, sondern auch mit seiner Helligkeit überzeugen. Fairerweise muss gesagt werden, dass es sich bei dem 8K-Fernseher von LG nur um einen Prototypen handelt, der in naher Zukunft nicht in die Läden kommen wird. Vielmehr will LG mit dem Gerät zeigen, was in Sachen Bildpunkten alles möglich ist. Es wird vermutlich bis 2020 dauern, bis TV-Geräte mit einer solch hohen Auflösung marktreif sind und es dann auch entsprechende Inhalte gibt. 8K-Fernseher von LG 8K-Fernseher von LG
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein

Sharp schon im Frühjahr mit 4K-Smartphone-Display

Irgendwann stößt das menschliche Auge an seine Grenzen - eine Darstellung lässt sich also nicht bis ins unendliche verschärfen. Ab einem bestimmten Punkt können wir die Schärfe nicht mehr wahrnehmen. Eine ultrahohe Auflösung mag bei Fernsehern vielleicht noch bis zu einem gewissen Grad sichtbar sein - schließlich reden wir hier von deutlich größeren Panels - bei Smartphones stoßen wir aber schnell an einen Punkt, an dem die Anhebung der Pixel vielmehr zu einem Wettstreit alá "Wer hat die Höchste?" auf dem Datenblatt wird als das sie uns wirklich nutzt.

Bereits im Frühjahr dieses Jahres hat Sharp ein Smartphone-Display vorgestellt (via BBC), das 3840 mal 2160 Pixel auflöst. Bei einer Diagonale von 5,5 Zoll ergibt dies eine Pixeldichte von 806 ppi. Können unsere Augen eine derart hohe Pixeldichte verarbeiten? Nun ja, dies kommt sicherlich auf das eigene Sehvermögen an. Kunstdrucke beispielsweise haben oftmals um die 600 dpi (Dots per Inch) und bieten damit eine hohe Qualität. Doch schauen wir uns derartige Darstellungen aus einer weitaus höheren Entfernung an als die, mit der wir aufs Smartphone-Display schauen. In den Tests von teltarif.de hat sich mehrmals gezeigt, dass ein Unterschied zwischen Full-HD-Displays und denen, die eine QHD-Auflösung (2560 mal 1440 Pixel) bieten, selbst in direktem Vergleich kaum noch auszumachen ist. Was bezweckt Sony also mit seinem 4K-Display? Sharp zeigt 4K auf 5,5 Zoll Sharp zeigt 4K auf 5,5 Zoll
Bild: Sharp

Sony Xperia Z5 Premium: Protzen bei den Specs

Das Sony Xperia Z5 Premium kommt bei einer Displaygröße von 5,5 Zoll auf 3840 mal 2160 Pixel und erreicht somit exakt die Werte des im April von Sharp gezeigten Screens. Doch ist die Sache mit der Auflösung nicht so einfach. Denn beim Xperia Z5 Premium werden Apps und Inhalte in 1080p angezeigt und anschließend auf 4K hochskaliert. Statt ultrahoch­auflösend bekommt der Nutzer also ein Pixel viermal zu sehen.

Die Nachteile eines 4K-Displays bei Smartphones sind nicht von der Hand zu weisen: Eine derart hohe Auflösung auf kleinen Bildschirmen ist für den Smartphone-Nutzer von einer QHD-Auflösung eigentlich nicht unterscheidbar, dafür benötigen 4K-Screens ordentlich Strom. Wird hier also nicht auch die Akku-Technik weiterentwickelt, ist eher Ärger als Freude an der Darstellung die Folge. Zudem muss bedacht werden, dass auch die Grafikeinheiten 4K meistern können müssen - bei aktuellen Prozessoren wie dem Snapdragon 810 und seiner Grafikeinheit Adreno 430 sollte dies zwar möglich sein, doch wird der Chip für die Wiedergabe sicherlich ordentlich beansprucht, was Ressourcen kostet. Sony Xperia Z5 Premium mit 4K-Display Sony Xperia Z5 Premium mit 4K-Display
Bild: Sony
Anspruchsvoll in Sachen Leistung, akkuzehrend und dabei nicht einmal wirklich sichtbar - brauchen wir also 4K-Displays bei Smartphones? Vielleicht bei Virtual-Reality-Anwendungen, doch im alltäglichen Smartphone-Dasein sicherlich nicht. Liebe Hersteller, hört also auf mit dem Kräftemessen auf dem Datenblatt - zumindest dann, wenn wir als Nutzer keine wirklichen Vorteile davon haben. Strengt euch lieber an und denkt euch in Sachen Laufzeit und hilfreichen Innovationen etwas aus. Damit wäre sicherlich uns allen geholfen.