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Kaufland Mobil in der Praxis: Langes Warten und Pannen

Wer zur neuen Marke Kauf­land Mobil wech­seln will, kann 50 Euro Portie­rungs­gut­schrift bekommen. Doch zuvor ist Warten ange­sagt, und nicht alles funk­tio­niert auf Anhieb. Ein Erfah­rungs­be­richt.
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Bei den Karten von Telekom Multibrand wird das Guthaben mit *144# abgefragt. Bei den Karten von Telekom Multibrand wird das Guthaben mit *144# abgefragt.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Wir haben über den Start der neuen Marke Kauf­land Mobil im Netz der Telekom berichtet. Wer seine alte Rufnummer z.B. von K-Classic oder einem Anbieter zu Kauf­land Mobil mitbringen möchte, bekommt 50 Euro Bonus­gut­haben, wenn bis 30. Juli portiert wird. Das ist unge­wöhn­lich viel, also haben wir uns in das Aben­teuer Rufnum­mern­por­tie­rung gestürzt.

Am Anfang heißt es Warten

Bei den Karten von Telekom Multibrand wird das Guthaben mit *144# abgefragt. Bei den Karten von Telekom Multibrand wird das Guthaben mit *144# abgefragt.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Wie schon berichtet, wurde die Karte im Markt am 28. April erworben und gleich die notwen­dige ID-Prüfung und Regis­trie­rung ange­stoßen.

Dazu waren am Vormittag schon das Opt-In beim abge­benden Anbieter (hier Fonic) gesetzt worden, um die Mittags­zeit wurden schon 6,82 Euro für die Portie­rung abge­bucht. Eine kurze E-Mail von Kauf­land, dass man sich regis­triert habe und die E-Mail-Adresse bestä­tigen solle, und das wars.

Kommt die SMS an?

Auf der "alten" Karte hätte eine SMS ankommen sollen, wann die Portie­rung statt­finden wird. Da in diesem spezi­ellen Falle die alte Karte nicht auffindbar war, kam diese SMS jedoch nie wirk­lich an. Im Netz ist zu lesen, dass in ähnli­chen Fällen trotz aktiver "alter" SIM-Karte diese SMS auch nie ankam.

Die neue Karte bleibt bei Portie­rungen zur Telekom - und hier speziell zu Telekom-Multi­brand - immer so lange tot, bis die Portie­rung tatsäch­lich erfolgt ist. Auch ein Login ins neue Kauf­land-Kunden­center ging vorher nicht, und im alten Kunden­center (hier bei Fonic) gab es auch keine Infor­ma­tion zum verein­barten Umschalt­termin. Dafür war die Fonic-Hotline hilfs­be­reit und nannte ihn: Es war der 6. Mai.

Show­down um Mitter­nacht

Schließ­lich um Mitter­nacht des 5. auf den 6. Mai hauchte die alte Fonic-SIM-Karte unbe­merkt ihr Leben aus und ein Anruf um 0:30 Uhr zur frisch portierten Rufnummer ergab eine selt­same Ansage: "Deine Mailbox ist nicht konfi­gu­riert, bitte melde Dich bei Deiner Kunden­be­treuung."

Handy frisch starten

Flugs das Handy mit der neuen Karte frisch gestartet (Flug­modus an/aus reicht nicht) und die Karte buchte sich um 0:35 Uhr mit dem Netz­namen "Kauf­land Mobil" ein. Der Konto­stand (hier mit *144# zu erfragen) nannte 0,01 Euro. Dies bedeu­tete wohl, dass von den 10 Euro Start­gut­haben gleich der Opti­ons­preis abge­bucht wurde. Als weiterer Bonus erlaubt Kauf­land im ersten Schritt jede, auch die teuerste Option für 9,99 Euro zu wählen, die norma­ler­weise 19,99 Euro kosten würde und 7 GB Daten bietet.

Die Karte lief, das Online-Portal jedoch noch nicht. Auch die Kauf­land-Mobil-App ließ den neuen Kunden nicht rein. Am Morgen des 6. Mai gleich um 8 Uhr die Kauf­land-Mobil-Hotline ange­rufen: "Wie kann ich Ihnen helfen?" und das Problem geschil­dert. "Ja", so die Antwort "Ihre Karte ist noch nicht komplett durch­ak­ti­viert, das kann noch bis heute Abend dauern."

Alles dauert etwas länger

In der Tat: Die Dame hatte Recht. Um 18:13 Uhr kam eine SMS die mich "Herz­lich Will­komen bei Kauf­land Mobil" hieß, und eine weitere SMS kündigte die Aufbu­chung von 25 Euro (!) Extra-Guthaben für das Mitbringen der Rufnummer an. *144# brachte Gewiss­heit: Das Guthaben beträgt weiter 0,01 Euro, aber das Bonus­gut­haben (wie verspro­chen) 50 Euro. Gleich­lau­tende Infos jetzt auch in der App.

Endlich Login ins Kunden­konto

Einblick in die App, das verbleibende Datenvolumen ist gut erkennbar. Einblick in die App, das verbleibende Datenvolumen ist gut erkennbar.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Der Login ins Kunden­konto war schließ­lich am Schal­tungstag um 18:13 Uhr dann auch möglich, als Eröff­nungs-Kenn­wort wird die PUK1 benö­tigt, man wählt "Erst­an­mel­dung". Danach möchte das System sofort das Pass­wort ändern, auch hier wieder für "altes Pass­wort" die PUK1 verwenden, danach ein Pass­wort aus Groß- und Klein­buch­staben und bestimmten Sonder­zei­chen.

Ist das über­wunden, hat man zwei Pass­wörter: Eins für die Hotline, das sollte irgendwas einfa­ches sein, Groß-Klein­schrei­bung führt da nur zur Verwir­rung, weil der Hotliner das manuell bei sich eintipppen muss, ersatz­weise akzep­tiert die Hotline auch die korrekte PUK 1. Das Login für die App oder die Webseite ist gleich, die App scheint im Kern eine Art mobile Webseite zu sein und ist je nach Handy­größe nicht sonder­lich ergo­no­misch zu bedienen.

Verwir­rende Infos auf datapass.de oder pass.telekom.de

Der Aufruf von pass.telekom.de oder www.datapass.de liefert völlig verwirrende Informationen. Der Aufruf von pass.telekom.de oder www.datapass.de liefert völlig verwirrende Informationen.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Wer Kauf­land-Kunde wird, hat mögli­cher­weise wenig Erfah­rung mit Mobil­funk und das ist hier wohl besser so. Zu viel Hinter­grund­wissen stiftet hier nur Verwir­rung: Erfah­rene Telekom-Kunden wissen, dass die Internet-Seite http://pass.telekom.de oder www.datapass.de über das aktu­elle Daten­vo­lumen infor­miert. Nicht so bei Kauf­land. Die gebo­tene Infor­ma­tionen (siehe Screen­shot) ist absolut verwir­rend, wieso wird die Roaming-Daten-Sperre als "abge­schaltet" gemeldet? Das rich­tige Daten­vo­lumen gibt's in der Kauf­land-App oder auf der Webseite nach Login, siehe das Bild mit grünem Kreis oben drüber.

Die Mailbox bleibt 2 Tage defekt

Die Kauf­land-Mobil-Karte steckt in einem iPhone, aber längeres Drücken der Taste "1" oder die "Voice-Mail"-Funk­tion führen zu einer Fehler­mel­dung. Welche Rufnummer das iPhone für die Mailbox verwenden möchte, verrät uns Apple nicht mehr, seit etwa iOS 7 wurden die Codes zur Eingabe oder Abfrage dieser Nummer aus dem System entfernt. Wir vermuten 0171-2523311 bzw. +49 171 2523311, nur diese Nummer ist bei Kauf­land-Mobil (und FCB-Mobil) gesperrt, warum auch immer.

Manu­elles Wählen der 3311 führte schließ­lich weiter, die Mailbox bat um die Einrich­tung einer Geheim­zahl. Nächster Punkt: Begrü­ßungs­an­sage einrichten: "Bitte mit Raute (#) bestä­tigen". Inter­es­sant: Original-Telekom hatte vor Jahren auf Stern (*) zu Bestä­ti­gung von Eingaben umge­stellt, während alle anderen Anbieter die Raute verwenden. Kauf­land Mobil (Telekom Multi­brand) fragt nun nach der Raute. Also Sprüch­lein gesagt, Raute gedrückt und Zack, Verbin­dung unter­bro­chen. Neues Spiel, glei­cher Effekt. Die Mailbox schien kaputt zu sein.

Wie wir nach Umfrage unter anderen Nutzern heraus­fanden, ist das Mailbox-Problem kein Einzel­schicksal, sondern mindes­tens noch in einem weiteren Fall aufge­treten. Die am 7. Mai befragte Kauf­land-Mobil-Hotline war ratlos, versprach aber, die Technik zu infor­mieren. Ich sollte "nächsten Montag" nochmal nach­fragen. Da sind wohl einige Abläufe noch nicht klar defi­niert.

Am 8. Mai um 7 Uhr streikte die Mailbox immer noch. Gegen 9 Uhr funk­tio­nierte sie ... eini­ger­maßen. Man konnte jetzt einen Begrü­ßungs­text aufspre­chen, nur die ersten 3 Sekunden des Textes werden vom System verschluckt. Ein Beispiel. Von der gespro­chenen Ansage "Guten Morgen, Guten Morgen das ist die Mailbox von ..." bleibt "das ist die Mailbox von ..." übrig.

Die Mailbox hat ansonsten völlig andere und teil­weise auch schlauer gelöste Funk­tionen, als man sie von der Telekom-Original-Mailbox gewohnt ist. Kein Wunder, Telekom-Multi­brand hat dafür ein eigenes neueres System aufge­setzt, das offenbar noch nicht bis ins letzte Detail ausge­testet wurde. Das sind wir von der Telekom eigent­lich anders gewohnt.

Die Praxis:

Telekom-Multi­brand macht vieles anders. Das Guthaben wird mit *144# abge­fragt, auf *100# oder *101#, wie man es von anderen Prepaid-Tarifen gewohnt ist, empfängt man nur eine Fehler­mel­dung. Wer mit einem Computer tele­fo­nieren will, kann auch die Konto­ver­wal­tung unter 6060 anrufen. Darüber hinaus hat Kauf­land Mobil hat seiner Karte eine Menge verschie­dener USSD-Codes spen­diert, die Nutzern ohne Smart­phone zu Gute kommen. Auch die Tarife oder Optionen lassen sich per SMS-Nach­richt an die 777333 ein oder ausschalten.

Abge­sehen von der zunächst defekten Mailbox, ist der Anschluss nutzbar. LTE funk­tio­niert, aber die Höchst­ge­schwin­dig­keit ist auf 25 MBit/s im Down­load begrenzt, auch wenn vor Ort "mehr" möglich wäre. Man sieht es schön, wenn sich der Speed­test nach kurzem "Voll­aus­schlag" auf 25 MBit/s einpen­delt.

Beim mobilen Tele­fo­nieren wurde es gruselig. Die LTE-Anzeige verschwand sofort und das Telefon nutzte 3G oder 2G zum Tele­fo­nieren. Der Grund ist simpel: Die Prepaid-Platt­form der Telekom kann noch kein VoLTE oder soll es noch nicht können dürfen, weil VoLTE derzeit den "höher­wer­tigen" (sprich teureren) Vertrags­ta­rifen vorbe­halten ist. Ein Tarif ohne VoLTE ist heute eigent­lich nicht mehr zeit­gemäß, denn die Abschal­tung von 3G ist in greif­bare Nähe gerückt und 2G ist für Daten­über­tra­gungen kaum und in bestimmten Funk­loch­be­rei­chen auch für Tele­fonie nicht mehr nutzbar.

Viele (unbe­kannte) Funk­tionen

Der Konto­ma­nager hört - wie schon erwähnt - auf die Kurz­wahl 6060, wie bei T-Multi­brand üblich. Neben dem Aufladen mit "eigenen" Rubbel­codes (die bei Kauf­land irgendwo an der Kasse erhält­lich sein sollten), gibt es auch die Möglich­keit, Guthaben zu anderen Kauf­land-Mobil-Kunden zu trans­fe­rieren. Nur hat das wieder einen Haken: Dazu braucht man eine vier­stel­lige Auflade-PIN, und wie die lautet, weiß vermut­lich so gut wie niemand. Nein, es ist nicht "0000" und auch nicht die auf dem SIM-Karten-Rahmen vermerkte PIN2 (oder PIN1). Somit bleibt unklar, ob die Funk­tion noch nicht frei­ge­geben oder schlicht defekt ist, oder eine Zahl benö­tigt wird, die man durch schlichtes Raten oder Kombi­nieren von bekannten Daten nicht erfahren kann.

Die Kurz­wahl 4387, um fest­zu­stellen, in welchem Netz die Nummer geschaltet ist, funk­tio­niert bei Telekom Multi­brand übri­gens (auch) nicht. Ok, im Zeit­alter von All-Net-Tarifen und Flat­rates ist diese Frage nicht mehr so wichtig wie früher. Wohl dem, der einen älteren Tarif oder Vertrag ohne diese Einschrän­kungen zur Hand hat.

Die Aufla­dung geht über spezi­elle Kauf­land-Codes, jedoch nicht über die Original Telekom Xtra/Magenta-Prepaid Codes, dafür auch über die Webseite oder die App. Die Online-Aufla­dung schlägt einen festen Termin oder die Unter­schrei­tung einer Gutha­ben­grenze zur Nach­la­dung vor. Dazu werden einmalig nochmal Kunden­daten wie die betrof­fene Mobil­funk­nummer und die Bezahl­me­thode (PayPal, "Sofort­über­wei­sung", Kredit­karte oder "Giropay") abge­fragt. Zahlungs­dienst­leister ist die Firma Liquix B.V. in Holland, der bei allen Ange­boten von Telekom-Multi­brand zum Zuge kommt.

Ein erstes Fazit:

Irgendwie sind die Warte­zeiten und die fehlende Infor­ma­tion, wann etwas (oder auch nicht) passiert, ein nerviges Manko. Hier müsste es viel mehr Infor­ma­tion geben, nicht nur per SMS, sondern auch per E-Mail, schließ­lich sind die E-Mail-Adressen ja beim alten und neuen Anbieter hinter­legt. Auch der alte Anbieter könnte sich mit einer E-Mail verab­schieden und beispiels­weise nach­fragen, ob die Adresse noch für Infor­ma­tionen über neue Ange­bote verwendet werden darf, mancher Kunde fände das viel­leicht gut. Der neue Anbieter könnte mit einer früh­zei­tigen Info-Mail zur Vorbe­rei­tung die endlose wirkende Warte­zeit etwas verkürzen. Alle Anbieter sollten sich zusam­men­setzen, wie man die 8-10 Tage auf 1-2 Tage verkürzen kann.

Was an Kauf­land Mobil gut gefällt, sind die umfang­rei­chen Tarif­op­tionen. Wer wenig surft und wenig tele­fo­niert, bekommt für 4,99 Euro im Monat 1 GB Daten und 100 Minuten und kann damit überaus glück­lich werden, mit 7 GB für 19,99 Euro kann man in der Regel schon eine Menge anfangen. Gefallen hat auch, dass Optionen und Tarife per schlichter SMS buchbar sind. Ein Angebot an ältere Zeit­ge­nossen, die gerade nicht mit der aller­neusten Hard­ware unter­wegs sind.

Dass VoLTE bei Kauf­land noch nicht geht, ist ein gene­relles Problem der Telekom bei Prepaid-Ange­boten, das aber möglichst bald geklärt werden sollte, denn die bevor­ste­hende Abschal­tung von 3G wird viele Kunden sonst in die digi­tale Einöde schi­cken, die 2G-Versor­gung exis­tiert (noch), aber perma­nente System­wechsel zwischen 4G und 2G sind je nach Handy und Netz­ver­sor­gung störend und fehler­an­fällig.

Es mag regional ein Vergnügen sein, vom bisher von Kauf­land genutzten o2-Netz zum Netz der Telekom wech­seln zu können, es gibt aber auch Regionen, wo das genau anders­herum sein könnte. Manche o2-Kunden schätzen, dass man eine Prepaid-Karte auch längere Zeit "liegen lassen" kann, ohne perma­nent aufladen zu müssen. o2 kalku­liert ganz richtig, dass mancher Kunde seine Karte nach längerer Zeit "wieder­ent­deckt" und frisch auflädt.

Bei der Telekom hingegen gibt's genau ein Jahr Zeit, bis wieder aufge­laden werden muss, sonst ist die Karte (und nach einer weiteren Karenz­zeit auch die Rufnummer) perdu. Diese Frist wird unter der 6060 im Menü 2 ange­sagt, bis zum Ende anhören.

Übri­gens: Das Rest­gut­haben der bishe­rigen Karte von Fonic ist auch am 6. Mai auf dem hinter­legten Bank­konto ange­kommen, wovon bisher aufge­laden wurde. Kauf­land Mobil wollte bei der Anmel­dung übri­gens keine Bank­ver­bin­dung wissen.

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