Interview

Eugene Kaspersky: Die Ruhe vor dem Sturm

Smartphones geraten zunehmend ins Visier der Cyberkriminellen
Von

In einem Interview am Rande der ITU Telecom World 2009 [Link entfernt] erläuterte Eugene Kaspersky, Gründer des bekannten Internet-Sicherheits-Anbieters Kaspersky Lab, die Situation bezüglich Viren und Trojanern auf Smartphones: Dort hinkt die Entwicklung zehn Jahre hinter der auf PCs hinterher.

Gründe hierfür gibt es mehrere: So werden auf Smartphones noch nicht so viele für Cyberkriminelle attraktive Anwendungen wie Online-Banking ausgeführt. Zudem sind die Täter oft faul: Wozu sich mit einem neuen - wenn auch ähnlichen - System auseinandersetzen, wenn man mit den wohlbekannten Angriffen im Internet- und PC-Bereich bei geringem Risiko viel Geld verdienen kann? Eugene Kaspersky im Interview Eugene Kaspersky im Interview
Bild: teltarif.de

Relevant sind für Kaspersky derzeit vor allem zwei Angriffsszenarien: Diebstahl von Smartphones inklusive der darauf befindlichen vertraulichen Daten, sowie Trojaner, die gezielt SMS an Premium-Nummern schicken. Letztere vergleicht er mit den vor zehn Jahren im Internet- und PC-Bereich üblichen Trojanern, die Internetzugangsdaten ausspionierten. Beide würden letztendlich über die Abrechnungssysteme der Anbieter zu Vermögensverschiebungen führen.

Mit dem vorgenannten Vergleich bekräftigt Kaspersky seine Aussage, dass die Malware im Smartphone-Bereich im Vergleich zur PC-Welt zehn Jahre zurückliegt. Er erwartet aber, dass sich auch im Smartphone-Bereich offene und unsichere Systeme wie Windows Mobile oder Google Android durchsetzen werden, während geschlossene Systeme wie Apple Mac OS X oder RIM OS auf Blackberrys künftig an Nutzern verlieren werden, da aufgrund deren restriktiven Umgangs mit Entwicklern künftig weniger Anwendungen für diese entwickelt werden. Und mit den offenen Systemen werden dann auch die aus der PC-Welt bekannten Probleme kommen.

Mobilfunk-Netzbetreibern ist die Gefahr laut Kaspersky noch nicht bewusst. Auch hier sieht er zehn Jahre zeitlichen Versatz: Wenn man um die Jahrtausendwende einen Internet-Provider darauf ansprach, E-Mail auf Viren, Malware und Trojaner zu filtern, waren diese dazu nicht bereit. Sie fürchteten, Nutzer zu verlieren, die Angst haben, dass ihre E-Mail "mitgelesen" wird. Heute seien solche Systeme selbstverständlich geworden. Im Mobilfunk-Bereich ist das Umdenken diesbezüglich aber noch im Gang.