WiMAX: Ausgereifte Technik, aber kaum verfügbar
WiMAX: Ausgereifte Technik, aber kaum verfügbar
Foto: Image licensed by Ingram Image, Montage: teltarif.de
Die Funktechnik WiMAX sollte ein DSL-Ersatz werden, dessen Entwicklung von
einer großen Anzahl von Herstellern im WiMAX Forum - allen voran Intel - unterstützt wurde. Eine allgemeine Übersicht finden Sie auf unserer
Übersichtsseite zu WiMAX. Hintergründe, warum sich WiMAX nie
durchsetzen konnte, liefern wir Ihnen auf unserer Seite zur Geschichte von WiMAX.
WiMAX ist ursprünglich als Richtfunkstandard mit sehr hohen Frequenzen (10 bis 66 GHz) standardisiert worden. Bei diesen ist eine Übertragung nur möglich, wenn eine direkte Sichtverbindung zwischen beiden Endstationen besteht.
WiMAX: Ausgereifte Technik, aber kaum verfügbar
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Vor allem Intel drängte das WiMAX-Forum dann in die Richtung, auch die
Versorgung von portablen Geräten in Innenräumen mit der Funktechnik zu ermöglichen. Da durch
Mehrfachreflexionen, fehlende Richtcharakteristik der Antennen und das
Durchdringen von Wänden das Signal geschwächt bzw. gestört wird, sind dazu viel
robustere Modulationsverfahren nötig. Die WiMAX-Standards der IEEE 802.16-Standardfamilie
wurden entsprechend überarbeitet.
Seit Ende 2005 steht mit IEEE 802.16e ein Standard für mobiles WiMAX zur Verfügung. Gefunkt wird damit vorwiegend im Frequenzbereich von 2 bis 6 GHz. Dabei nutzt mobile WiMAX wie der konkurrierende Funk-Standard LTE zur Übertragung das Verfahren OFDM (Orthogonal Frequency Division Multiplex) und die Mehr-Antennen-Technologie MIMO (Mutiple Input, Multiple Output). Die im Jahr 2011 verabschiedete Erweiterung des Standards, IEEE 802.16m (WiMAX 2), soll theoretisch sogar Brutto-Datenraten von bis zu 1 GBit/s möglich machen.
Gutes Potenzial: Hohe Datenraten über mehrere Kilometer Entfernung übertragen
Die Grundparameter für WiMAX sind erstmal nicht schlecht: Die Technik ermöglicht es, sehr hohe Bitraten (50 MBit/s und mehr) über große Distanzen (mehrere Kilometer) an stationäre und mobile Endgeräte zu übertragen.
Doch auch über WiMAX ist es nicht möglich, von einem mobilen Endgerät aus eine Verbindung mit 75 MBit/s über eine Entfernung von vielen Kilometern aufzubauen, wie die ambitionierten Zahlen nahelegen, die von WiMAX-Fürsprechern manchmal genannt werden. Dies verhindert schon die Physik bzw. die maximal mögliche Sendeleistung. Eine typische Reichweite soll bei etwa 600 Metern liegen, die bei der Versorgung mobiler Endgeräte (z. B. Laptops) in Häusern im städtischen Gebiet mit WiMAX erreicht werden kann. Dabei steht dann eine Übertragungsrate von knapp 20 MBit/s zur Verfügung, die sich allerdings alle Nutzer einer Zelle teilen müssen. Vorstädtisch werden bei gleicher Bitrate aufgrund der weniger dichten Bebauung etwa 900 Meter erreicht.
Den WiMAX "Metrospot", bei dem eine zentrale Antenne alle Laptops einer Stadt mit Breitband-Internet versorgt, gibt es jedoch nicht. Vielmehr wäre es zum Aufbau eines flächendeckenden WiMAX-Netzes für mobile Anwender erforderlich, die Stadt mit einem Netz aus WiMAX-Basisstationen zu versehen. Die Kosten einer Basisstation liegen in einer ähnlichen Größenordnung wie bei UMTS.
Besteht eine direkte Sichtverbindung zwischen Basisstation und Empfänger, sind hingegen etwa 4,5 MBit/s über eine Entfernung von bis zu 15 Kilometer möglich. Dazu ist aber ein gewisser Installationsaufwand erforderlich, da beim Empfänger die Antenne an der Außenwand angebracht sein muss. Maximale Reichweiten und Bitraten erhält man, wenn der Empfänger eine Richtantenne verwendet und diese auf einem ausreichend hohen Masten anbringt.
Hierzulande waren in puncto WiMAX nur Nischenlösungen in einigen wenigen Regionen im kommerziellen Betrieb - und große Hoffnung auf einen großflächigen Ausbau gab es für die Zukunft nicht. Denn die Einsatzszenarien, für die WiMAX konzipiert ist, werden heute weitgehend von LTE und 5G abgedeckt. Konsequenterweise sprach sich dann im März 2014 auch eine Mehrheit der in der IEEE 802.11-Arbeitsgruppe aktiven Mitglieder dafür aus, die korrespondierende IEEE 802.16-Arbeitsgruppe aufzulösen.
Auf zwei weiteren Seiten lesen Sie weitere Informationen zum Mobilfunk-Standard WiMAX:
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