DSL-Alternative

Internet via Kabel: Eine Alternative zu DSL und VDSL

Bei Breit­band denken immer noch viele Nutzer an DSL oder VDSL. Eine konkur­renz­fähige Alter­native ist der klas­sische TV-Kabel-Anschluss, also Breit­band via Fern­seh­kabel. Wir erklären Ihnen, wie Breit­band via TV-Kabel funk­tio­niert.
Von / Julian Ruecker

Bei Breit­band-Internet­anschlüssen denken viele immer noch eher DSL oder VDSL. Andere breit­ban­dige Tech­nolo­gien wie LTE/5G, Internet via Satellit und eben auch das Fern­seh­kabel sind aber inter­essante Alter­nativen zur auf Kupfer­kabeln basie­renden DSL-Technik. Dabei hat gerade der Kabel­anschluss ein gehö­riges Poten­zial: Während zum Beispiel das vergleichs­weise teure Breit­band via Satellit als Notlö­sung für DSL-lose länd­liche Regionen gilt, haben die Kabel­netz­betreiber den DSL-Anbie­tern erheb­liche Markt­anteile abge­rungen und inves­tieren Milli­arden von Euro in den Ausbau ihrer Netze.

Internet über Kabel: Technik und Dienste

Über den Kabel­anschluss, genauer das Kupfer-Koaxi­alkabel, können nicht nur Rund­funk- und Fern­seh­inhalte trans­por­tiert, sondern auch Telefon- und Internet-Dienste genutzt werden. Da dann aber nicht nur Daten empfangen, sondern auch versendet werden, musste das Netz für Tele­kom­muni­kati­ons­dienste erst rück­kanal­fähig ausge­baut werden. Gleich­zeitig wurde vieler­orts die Über­tra­gungs­band­breite der Leitungen von 470 MHz auf 862 MHz erhöht, um sie leis­tungs­fähiger zu machen.

Maxi­male Kabel-Daten­raten
Anbieter Tarif Down- /
Upstream1
Voda­fone GigaZuhause 1000 Kabel 1000 / 50
Lidl Connect GigaZuhause 1000 Kabel 1000 / 50
PŸUR Kombi 1000 1000 / 50
KEVAG Telekom Cable Gigas­peed 1000 1000 / 40
Telekom MagentaZuhause Giga 1000 / 200
o2 Kabel my Home XXL 1000 / 50
Stand: Februar 2024. Alle Angaben ohne Gewähr.
1) in MBit/s
Wie der neben­ste­henden Tabelle zu entnehmen ist, bieten die Kabel-Provider sehr hohe Maximal-Band­breiten. Garan­tieren können sie die verspro­chenen Daten­übertragungs­raten jedoch nicht. Das TV-Kabel­netz ist ein soge­nanntes Shared Medium, sodass die wirk­liche Geschwin­dig­keit auch vom Surf­ver­halten der anderen Nutzer abhängig ist. Trotzdem: Wer sich einen 250-MBit/s-Kabel-Anschluss bucht, wird sehr schnell im Internet unter­wegs sein - wenn auch nicht mit 250 MBit/s.

Gemessen an der mögli­chen Daten­übertragungs­rate besitzt das Kabel-Internet gute tech­nische Voraus­set­zungen als multimedia­fähiges Allzweck-Kabel, wobei in Tests noch weitaus höhere Daten­raten erreicht werden.

Somit funk­tio­nieren auch anspruchs­volle Anwen­dungen wie hoch­auf­lösendes Fern­sehen (HDTV) und Inter­net­fern­sehen (Tarif-Vergleich) sowie größere Down­loads problemlos - oder auch mehrere dieser Dienste parallel. Ein beliebtes Schlag­wort ist Triple Play: Telefon, Internet und Fern­sehen gebün­delt über eine Leitung. Der Vorteil der Kabel­netz­betreiber gegen­über den VDSL- oder Voll­anschluss-Anbie­tern: Sie müssen keine TV-Inhalte mehr einkaufen, da dies ohnehin ihr Kern­geschäft ist. Internet via Kabel: Eine echte DSL-Alternative Foto: Kabel Deutschland Für das Tele­fonieren reser­vieren die Anbieter in der Regel Leitungs­kapa­zitäten, sodass die Gesprächs­qua­lität immer gewähr­leistet sein sollte - natür­lich kann es aber Probleme bei der tech­nischen Umset­zung durch den Anbieter geben.

Darüber hinaus bietet der Kabel-Telefon-Anschluss in puncto Tele­fonie bekannte Leis­tungs­merk­male wie die Rufnum­mern­über­mitt­lung. Von Funk­tionen wie einem netz­basierten Anruf­beant­worter haben sich einige Kabel-Anbieter inzwi­schen aber bereits wieder verab­schiedet.

Per Kabel immer mit dem Internet verbunden

Da das Internet über Kabel als Stand­lei­tung funk­tio­niert, bleibt der Nutzer nach dem Einschalten der Hard­ware ohne Zwangs­tren­nung ständig online - was mit der entspre­chenden Router-Einstel­lung aller­dings auch bei VDSL der Fall ist. Ein Vorteil des Breit­band-Inter­nets über das TV-Kabel gegen­über ADSL waren die in der Regel kürzeren Ping-Zeiten, diesen Nach­teil hat VDSL aber wieder wett­gemacht.

Voraus­set­zungen und Hard­ware

Der Kunde braucht für das Fern­sehen, Inter­net­surfen und die Tele­fonie einen Kabel­router für das Verbinden des Compu­ters oder mobilen Geräts. Um die Einrich­tung des Anschlusses muss sich der Kunde in der Regel nicht kümmern, da die Anbieter hierfür einen Tech­niker vorbei­schi­cken. Dieser über­prüft den Kabel­anschluss und ersetzt - falls noch nicht geschehen - die herkömm­liche Kabel-Dose an der Wand durch eine soge­nannte Multi­media­dose, die künftig für die Tren­nung der Daten sorgt.

Anbieter und Verfüg­bar­keit

Internet via Kabel: Eine echte DSL-Alternative Multimedia-Dose
Foto: Kabel Deutschland
Da sich der Verkauf der Netze der neun Kabel­regionen des ehema­ligen Staats­mono­polisten Deut­sche Telekom bis über die Jahr­tau­send­wende hinzog, musste das Kabel-Internet den gewal­tigen Vorsprung der DSL-Tech­nologie aufholen, mit der eine sehr hohe Versor­gungs­dichte der deut­schen Haus­halte mit Breit­band-Internet erreicht ist.

Die Verfüg­bar­keit der Breit­band-Anschlüsse über das TV-Kabel kann anhand der genauen Adresse auf den Webseiten der Kabel­gesell­schaften abge­fragt werden - dank der fort­schrei­tenden Bemü­hungen um den Netz­ausbau sind so gut wie alle Kabel­anschlüsse bereits inter­net­fähig.

Den großen Kabel­unter­nehmen der soge­nannten Netz­ebene 3 - hierzu zählen die bekannten Bran­chen­riesen - fehlte aller­dings histo­risch bedingt oft der direkte Zugang zum Endkunden. Die Netz­ebene 3 reicht bis zum Grund­stück eines Gebäudes, die Verka­belung des Hauses - als Netz­ebene 4 bezeichnet - liegt dann in der Verant­wor­tung einer anderen Firma. Viele Haus­eigen­tümer haben jedoch inzwi­schen entspre­chende Nutzungs­ver­ein­barungen mit den Kabel­netz­betrei­bern abge­schlossen, sodass diese die Kunden direkt errei­chen können, auch wenn ihnen die Leitungen nicht gehören.

Perspek­tiven für Telefon und Internet über Kabel

Die Preise der Kabel­anbieter können es problemlos mit denen der DSL-Provider aufnehmen - was sie ja auch müssen, um weiter im umkämpften Telekommunikations­markt mitzu­mischen. In aller Regel ist die Freischal­tung des TV-Ange­botes bei Kabel-Anschlüssen keine Voraus­set­zung für die Nutzung von Internet und Tele­fonie. Es werden also ledig­lich Kosten für das Internet- bzw. Tele­fonie-Paket fällig, wenn kein Kabelfernseh­anschluss gewünscht ist. Der Fernseh-Empfang ist schließ­lich auch über Live-TV-Dienste im Internet möglich.

Die Technik für den schnellen Inter­net­zugang per TV-Kabel (DOCSIS) ist ausge­reift, das zeigt ihr höherer Markt­anteil in anderen Ländern - nur sind eben längst nicht alle deut­schen Haus­halte verka­belt. Kabel-Internet-Anschlüsse gibt es vor allem dort, wo auch VDSL-Anschlüsse vorhanden sind - die länd­liche Bevöl­kerung geht oft leer aus. Mit dem Ausbau ihrer Netze holen die Kabel­betreiber jedoch den Vorsprung der DSL-Technik allmäh­lich auf. Die Kabel­netze haben sich damit zur echten Konkur­renz für das Breit­band-Internet via DSL-Leitung gemau­sert.

Experten prognos­tizieren, dass in den kommenden Jahren Internet via Kabel­anschluss den Anteil am Breit­band-Markt im zwei­stel­ligen Prozent­bereich weiterhin halten wird. Viele Kabel-Netz­betreiber bauen aber inzwi­schen auch echte Glas­faser-Anschlüsse bis zum Kunden. Auf unserer geson­derten Ratge­ber­seiten erfahren Sie mehr über die Technik und Geschichte des TV-Kabel­netzes in Deutsch­land und den Wegfall des Neben­kos­ten­pri­vilegs am 30. Juni 2024. Aktu­elle Kabel-Internet-Ange­bote im Vergleich können Sie unserer Tarif-Über­sicht entnehmen.

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