Hintergrund: So funktioniert ein Kabelnetz
Hat an Ihrer Adresse der zuständige Kabelnetzbetreiber die eigene Infrastruktur mit Kabelkopfstellen, Verstärkern und Glasfasernetzen rückkanalfähig gemacht, ist eine wichtige Voraussetzung für Kabel-Internet erfüllt. Im nächsten Schritt muss auch das Kabelnetz innerhalb des Wohnhauses modernisiert werden. Dies erledigen Servicetechniker. Interessant ist in diesem Zusammenhang, wie die einzelnen Wohnungen im Haus miteinander verbunden sind. Oftmals handelt es sich um eine Baumstruktur. Das heißt, das Kabelnetz kommt vom Übergabepunkt im Keller in der ersten Wohnung an, geht von dort in die zweite und von dort in die dritte. Im Umkehrschluss würde das bedeuten, dass ein Kunde im fünften Stock sein Internetsignal erst durch vier weitere Stockwerke senden muss, bevor es ins eigentliche Kabelnetz geht. Das ist technisch jedoch nicht immer möglich.
Die vorhandene Baumstruktur wird überprüft, um die technischen Parameter einzuhalten. Bei Bedarf wird das Netz möglicherweise umgebaut. Interessiert sich ein Kunde im fünften Stock für Kabel-Internet, so wird in diesem Szenario ein eigenes Kabel durch die in der Regel im Treppenhaus befindlichen Kabelzüge gezogen, das seine Wohnung direkt mit der Netztechnik im Keller verbindet. Dies ist ein einfacher und etablierter Vorgang mit geringem Arbeitsaufwand. Alternativ ist in Wohnhäusern eine Stern-Struktur angelegt worden. In diesem Fall ist bereits jede Wohnung direkt mit dem Keller verbunden.
Andere Anbieter können eigenes Signal einliefern
Die im Keller des Wohnhauses verbaute Technik: Von der Wohnung zum Übergabepunkt.
Foto: teltarif.de
Hat der Servicetechniker die Arbeiten im Hausnetz erledigt und den Kabelverstärker im Keller gegen
einen Rückkanal-Hausverstärker ausgetauscht, erhält der neue Kabel-Internet-Kunde eine neue Kabelbuchse
(Multimediadose) in seiner Wohnung. Statt zwei Anschlüssen für TV- und Radio-Signal hat er nun drei
Anschlüsse - an den dritten wird das Kabel-Modem gesteckt, das dann das Telefonieren und das Surfen
im Internet ermöglicht.
Die Schnittstelle zwischen NE3 und NE4 ist der Hausübergabepunkt (HÜP). An diesen Punkt liefert beispielsweise Vodafone dem Anschlussbereich entsprechend ein festgelegtes Signal. Netzbetreiber der Netzebene 4 können das von der NE3 angelieferte Signal auch mit eigenen Informationen anreichern. So kann es durchaus sein, dass in einigen Haushalten mehr Fernsehprogramme zu empfangen sind als in anderen. Auch wenn der NE4-Betreiber ein Internet-Angebot bereithält, muss dieses nicht zwingend vom NE3-Betreiber stammen. Eigene Produkte fremder NE4-Betreiber müssen nach dem HÜP realisiert werden und können dort dann nach Bedarf eingespeist werden. Die Schnittstelle (ob Technikraum, Hausanschlusskeller, intern oder extern eines zu versorgenden Objektes) legt der Anbieter selbst fest. Häufig ist es heute aber so, dass die NE4-Vermarktung vom eigentlichen Kabelnetzbetreiber durchgeführt wird, die TV-Signale aber durch einen Rahmenvertrag über die Wohnnebenkosten abgerechnet werden.
134.000 Vodafone-Verstärker im Bundesgebiet
Verstärkerpunkt von Kabel Deutschland / Vodafone
Foto: teltarif.de
Das aus dem Hausübergabepunkt versorgende Kabel verläuft dann weiter unter dem Bürgersteig.
Hier spricht man von der D-Linie, die in einen kleinen Verteilerkasten unter dem Bürgersteig mündet.
Hier kommen auch noch andere Hauseinmündungen an und das Signal wird auf die C-Linien gelegt,
die entlang der Straße verlaufen. Sie enden in Verstärkerpunkten. Diese Verstärkerpunkte sehen aus
wie die Kabelverzweiger der Deutschen Telekom, die wir Ihnen in einem
anderen Hintergrundartikel
vorstellen. Im Versorgungsgebiet von Vodafone, die uns einen Einblick in ihre
Technik gewährte, hat das Unternehmen 134 000 Verstärker installiert. Hinzu kommen die
Verstärker anderer Unternehmen.
Die Verstärker verstärken sowohl das TV- und Internet-Signal aus der Kabelkopfstelle in Richtung des Kunden als auch das Internetsignal vom Kunden zur Breitband-Kabelverstärkerstelle. Eine Energieversorgung für die Verstärkerpunkte wird entweder vor Ort realisiert oder als Niedrigspannungs-Signal über die ohnehin liegenden Kabel von anderen Verstärkerpunkten zugeführt. So muss der örtliche Energieversorger nicht an allen Verstärkerpunkten eine Stromleitung zur Verfügung stellen.
Von den Koax-Verstärkerpunkten aus wird das Signal dann durch weitere Verstärker zu den Fibre Nodes (Glasfaserverstärkerpunkte) transportiert, also so etwas wie den Einwahlpunkten der Kabel-Internet-Kunden. Der Fibre Node ist für eine gewisse Zahl an Nutzern und Bandbreite ausgelegt. Sind in einem Gebiet besonders viele Kunden auf dem Breitbandnetz aktiv, so wird das Netz feinmaschiger aufgebaut, um den Kunden die bestellte Bandbreite liefern zu können. So wird das Netz immer weiter sternförmig aufgebaut und der Anbieter hat die Möglichkeit, die Performance der Kunden auf den Fibre Nodes zu beeinflussen. Dadurch rückt die Glasfaserleitung über die Jahre auch immer näher an den Kunden heran.
Vom Fibre Node aus werden die Daten dann in die Breitbandkabelverstärkerstelle (BK) geschickt. Das ist der Punkt, der allgemein als Kabelkopfstation bekannt ist. Vodafone unterhält in ganz Deutschland 2100 üBK (ü = übergeordnete BK). Hinzu kommen jene Kabelkopfstationen von Unitymedia (gehört seit 2019 zu Vodafone) und Tele Columbus. Zudem gibt es auch kleine Kabelkopfstationen, die in Wohnanlagen stationiert sind und direkt die NE4 versorgen.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, welche Standards bei der Übertragung von Internet über Kabel genutzt werden und wie sowohl Internet als auch Telefonie über das Kabelnetz realisiert werden können.