Ablösung

Apotheker abgelöst: Meg Whitman soll HP aus der Krise holen

Deutscher Manager war nur elf Monate im Amt
Von Steffen Herget / dpa

Umbesetzung an der HP-Spitze Umbesetzung an der HP-Spitze
Logo: HP
Was gerade noch ein Gerücht war, wurde nun bestätigt: Nach nicht mal einem Jahr an der Spitze des weltgrößten Computerherstellers Hewlett-Packard macht der glücklose deutsche Manager Léo Apotheker Platz für Meg Whitman. Die ehemalige Ebay-Chefin soll das verloren gegangene Vertrauen der Kunden und Aktionäre zurückgewinnen.

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"Wir werden alles Nötige unternehmen, um HP wieder in die Spur zu bringen", so Whitman in einer Telefonkonferenz kurz nach Bekanntgabe des Wechsels. Sie stellte jedoch im gleichen Atemzug klar, dass sie weder den umstrittenen 10-Milliarden-Dollar-Kauf des britischen Softwarehauses Autonomy stoppen werde, noch dass die mögliche Abspaltung des PC-Geschäfts automatisch vom Tisch ist.

Viele der Anleger nahmen diese Ansage verstört zur Kenntnis. Sie hatten gehofft, dass Whitman den von Apotheker begonnenen und vom Verwaltungsrat mitgetragenen Schwenk von der Hardware in Richtung Software beendet. Sie stehe hinter den getroffenen Entscheidungen, sagte Whitman, die selbst seit acht Monaten in dem wichtigsten Firmengremium sitzt. Die Aktie fiel nachbörslich.

Whitman hat Ebay nach vorne gebracht

Whitman ist ein Neuling in der Computerbranche. Die Managerin hat sich ihre Sporen vor allem beim Online-Auktionshaus Ebay verdient, das sie binnen zehn Jahren von einem Mittelständler zu einem Weltkonzern ausbaute. Danach versuchte sie sich unter anderem in der Politik und stellte sich als Gouverneurin von Kalifornien zur Wahl. Hier scheiterte die 55-Jährige allerdings.

Kritiker zweifeln unterdessen daran, dass es der fachfremden Managerin gelingen wird, den kriselnden Riesen HP in den Griff zu kriegen. Der Verwaltungsratsvorsitzende Ray Lane verteidigte die Wahl: "Ich habe Meg dabei beobachtet, wie rasch sie Entscheidungen trifft." Zudem kenne sie Hewlett-Packard seit Ebay-Zeiten, wenn auch damals aus Kundensicht. Zur Sicherheit will Lane - eigentlich oberster Kontrolleur - selbst eine aktivere Rolle im Management übernehmen.

Das Führungsgremium hatte Apotheker binnen weniger Tage abgesägt, nachdem es seinen Kurs zuvor mitgemacht hatte. "Das Vertrauen der Investoren in den Verwaltungsrat ist schwach", sagte ein Analyst in der Telefonkonferenz. Whitman versicherte, dass spätestens bis zum Jahresende eine Entscheidung darüber gefällt wird, ob die wichtige PC-Sparte aus dem Konzern herausgelöst wird oder nicht.

Der Strategieschwenk scheint viele Kunden derart verunsichert zu haben, dass sie Käufe aufschieben. Hinzu kommt die wirtschaftliche Abkühlung. Gleich dreimal musste Apotheker die Prognose zurücknehmen. Auch das laufende Quartal entwickelt sich nicht gerade blendend, wie Finanzchefin Cathie Lesjak einräumte: Vor allem in Europa hielten sich die Kunden zurück. Nach Lesjaks Worten wird es schwer, den anvisierten Umsatz zu erzielen.

Vorwürfe aus dem Verwaltungsrat

Chefkontrolleur Lane dankte Apotheker trotz aller Querelen für seine Arbeit: "Der Verwaltungsrat ist aber der Ansicht, dass der Posten des HP-Chefs nun weitere Eigenschaften verlangt, um die Firmenstrategie erfolgreich umzusetzen." Er warf Apotheker mangelnden Teamgeist, zu wenig Einarbeitung ins Unternehmen und eine schlechte Kommunikation der Entscheidungen nach Außen vor.

Apotheker hatte am 1. November vergangenen Jahres das Ruder bei HP übernommen. Seit er an der Spitze steht, verlor die HP-Aktie fast die Hälfte ihres Werts. Für Apotheker ist es schon der zweite Tiefschlag in Folge. Bei SAP hatte er den Spitzenposten nach Differenzen mit Gründer Hasso Plattner ebenfalls nach weniger als einem Jahr als alleiniger Firmenchef räumen müssen. Ehemalige Mitarbeiter sagen Apotheker einen schroffen Führungsstil nach.

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