Internet ohne Kabel

Wohnung ohne neue Kabel mit Internet versorgen

So instal­lieren Sie ein Netz­werk für die Breit­band-Internet-Versor­gung im Haus ohne großen Aufwand - und in vielen Fällen sogar ganz ohne neue Kabel­ver­legung.
Von / Julian Ruecker

Um im neuen Heim, sei es ein Haus, sei es eine Wohnung, in den Genuss eines breit­ban­digen Internet-Anschlusses zu gelangen, muss das neue Domizil von einem Internet-Provider ange­schlossen werden. Doch damit ist die Arbeit unter Umständen noch nicht erle­digt: Natür­lich müssen auch die einzelnen Geräte ins Heim­netz einge­bunden werden, sprich, bei mehreren Zimmern muss die Versor­gung in den einzelnen Räumen gewähr­leistet sein.

Breitband im Haus ohne neue Kabel Breitband im Haus ohne neue Kabel
Foto: M-Net
Wer sich ein neues Haus baut, kann bei der Planung und Umset­zung direkt die Indoor-Verka­be­lung für die Tele­kom­mu­ni­ka­tion im Blick behalten: So können entspre­chende Rohre verlegt und genü­gend Räume auf die TK-Nutzung vorbe­reitet werden. Wird indessen ein bestehendes Haus bezogen, steht diese Vari­ante nicht so einfach zur Verfü­gung: Vor 30, 50 oder gar 100 Jahren wurde eben noch nicht mit dem Internet gerechnet. Sind also die entspre­chenden Rohre nicht verlegt worden, muss eine andere Lösung gefunden werden. Problem Altbau: Neuverkabelung ist schwierig Problem Altbau: Neuverkabelung ist schwierig
Bild: dpa

Nach­träg­lich Verka­be­lung oft aufwändig und teuer

Hier bieten sich verschie­dene Vari­anten an: Die nach­träg­liche Verka­be­lung per Ethernet ist zwar nahe­lie­gend, aber unter Umständen keine beson­ders gute Wahl. Hier stünden poten­ziell wiederum zwei Arten zur Verfü­gung: Die "Unter Putz"- und die "Über Putz"-Vari­ante. Die Unter-Putz-Verle­gung ist dabei nur sinn­voll, wenn ein Haus total­sa­niert wird, ansonsten droht ein erheb­li­cher (finan­zi­eller und hand­werk­li­cher) Aufwand: Putz aufbre­chen, Kabel verlegen, Durch­gänge durch Wände bohren, Knick-Stellen vermeiden, wieder zuputzen, dann noch die Farbe zum Über­strei­chen kaufen und dabei den Original-Farb-Ton treffen. Dies alles ist sehr arbeits­auf­wändig und belastet zudem den Spar­strumpf über die Maßen.

Eine Verle­gung von Kabeln "über Putz" ist dagegen optisch nicht beson­ders schön und kann zudem natür­lich an Knick-Stellen eben­falls erheb­liche Probleme bereiten. Doch auch wenn sich der Nutzer gegen diese beiden Vari­anten entscheidet, muss auf die Indoor-Breit­band­ver­sor­gung nicht verzichtet werden, im Gegen­teil: Mit WLAN, Power­line und der Über­tra­gung per Fern­seh­kabel kommen die Räume ohne über­mä­ßigen Aufwand ans Breit­band. Wie die drei Vari­anten umge­setzt werden, erfahren Sie in diesem Artikel.

WLAN: Ohne Kabel, aber bei Stahl­beton oft schwierig

Die bekann­teste Vari­ante zur Versor­gung der verschie­denen Räume mit schnellem Internet ist die Nutzung von WLAN, zumal viele Internet-Provider einen passenden Router im Paket­preis oder gegen ein geringes Entgelt für Neukunden mitlie­fern. Dank der Endge­räte­frei­heit können Sie auch einen Router im freien Handel kaufen. Tipps dazu erhalten Sie in unserem Ratgeber So finden Sie den rich­tigen Router für (V)DSL und TV-Kabel.

Mancher Hard­ware-Hersteller gibt hier für sein Produkt eine Reich­weite von bis zu 300 Meter an, dies ist aller­dings, gelinde gesagt, eine sehr opti­mis­ti­sche Schät­zung. Ein solcher Wert wird nämlich ledig­lich theo­re­tisch und dann im Freien ohne sons­tige Stör­fak­toren erreicht, im Haus oder der Wohnung redu­ziert sich die Reich­weite vor allem bei einfa­cher Hard­ware in der Praxis dagegen auf 20 bis 30 Meter. WLAN-Router gibt es oft im Set mit Repeatern WLAN-Router gibt es oft im Set mit Repeatern
Foto: AVM

Für eine kleine Wohnung reicht dies aus, wer dagegen ein ganzes Haus sein Eigen nennt, stößt an die tech­ni­schen Grenzen. Schwierig wird es mit einem WLAN-Netz über mehrere Räume mitunter in Häusern mit Stahl­be­ton­kon­struk­tionen, da diese das Signal abdämpfen. Abhilfe in einem gewissen Rahmen schafft hier Hard­ware mit tech­ni­schen Verbes­se­rungen wie zum Beispiel MIMO, was Router der neuesten Gene­ration alle beherr­schen. Auch die Nutzung von WLAN-Repea­tern erhöht die Reich­weite. Am besten ist es in der Regel, Router und Repeater vom selben Hersteller zu verwenden.

Kombi­nation aus WLAN und Ethernet

Wer nicht das ganze Haus entweder ausschließ­lich mit LAN oder WLAN versorgen will, kann auch beide Tech­niken kombi­nieren. Das ist beispiels­weise sinn­voll, wenn Anschluss und Router im Keller ange­bracht sind und man nicht durch die Keller­decke bohren möchte oder kann.

Mit möglichst neuen Kompo­nenten (Router, WLAN-Repeater oder als Repeater umkon­figu­rierte Router) lässt sich in diesem Fall beispiels­weise die Strecke vom Keller ins Erdge­schoss per WLAN über­brü­cken. Ab dem Router oder Repeater im Erdge­schoss kann das Signal dann auch wieder per Ethernet-Netz­werk in die weiteren Räume und darüber liegenden Stock­werke geführt werden.

Verbin­dungs­qua­lität und Reich­weite bei WLAN erhöhen

Die WLAN-Verbin­dungs­qua­lität, und in einem gewissen Maß damit auch die Reich­weite, lässt sich durch einige Faktoren erhöhen: So sollte PC-seitig die WLAN-Antenne nicht auf der Rück­seite des Desktop-Compu­ters sitzen, zum Beispiel als "Außen­stück" einer direkt im PC verbauten Steck­karte. Auch interne WLAN-Module erschweren den Funk­kon­takt. In Laptops sind sie sinn­voll, in Desktop-PCs dagegen nicht.

Vorteil von WLAN indes: Auch mobile Geräte können problemlos einge­bunden werden. Wer auf der Couch mit seinem Smart­phone oder Tablet ins Netz will, hat hier gegen­über allen Kabel-benö­ti­genden Vari­anten die komfor­ta­belste Anbin­dung. Auch Fern­seher und Set-Top-Boxen verfügen heut­zu­tage fast alle über WLAN.

Bei der Funk­technik können sich theo­re­tisch beliebig viele Nutzer ins Netz­werk einklinken, natür­lich drückt dies die rech­ne­ri­sche Band­breite für jeden Nutzer (die aber wiederum vor allem durch die Band­breite des Grund­an­schlusses bestimmt wird).

Bei WLAN auf den Stan­dard achten

Im Umkehr­schluss kann aber bei älterer Hard­ware oder bei Zugängen mit sehr hoher Band­breite der unter­stützte WLAN-Stan­dard zum Nadelöhr werden, sodass die Hard­ware mit Bedacht gewählt werden sollte. Wer also zum Beispiel per Glas­faser ange­bunden ist und dann HDTV-Inhalte abrufen will, sollte auf eine ausrei­chende WLAN-Geschwin­dig­keit achten, was mit den Stan­dards 802.11n/ac/ax erreicht wird, nicht jedoch mit älteren Stan­dards.

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Internet per Power­line und Kabel­netz

Wer also aufgrund der reinen Größe seines Hauses oder aber aufgrund der Bauweise mit WLAN an die Grenzen stößt, muss sich nach anderen Lösungen umsehen. Eine tech­nisch einfach zu reali­sie­rende Alter­na­tive ist hier Power­line: Hierbei geht es nicht um die in Deutsch­land nie auf einen grünen Zweig gekom­mene Möglich­keit der Breit­band-Anbin­dung eines Endkunden durch einen Internet-Provider per Strom­kabel (eben­falls Power­line genannt), sondern um eine reine Inhouse-Breit­band-Anbin­dung über das Haus-eigene Strom­netz.

Entspre­chende Hard­ware gibt es in verschie­denen Preis-Klassen, Einsteiger-Sets liegen im oberen zwei­stel­ligen Euro-Bereich. Zudem kann Power­line mit WLAN kombi­niert werden. Entspre­chende Kombi-Pakete sind als Komplett-Lösung am Markt verfügbar. Beim Kauf von Power­line-Hard­ware sollte in jedem Fall genau auf den unter­stützten, tech­ni­schen Stan­dard geachtet werden, damit sich ein vermeint­li­ches Schnäpp­chen-Angebot nicht als Daten-Bremse entpuppt. Das ganze Heim ohne neue Kabel mit Breitband-Internet versorgen Das ganze Heim ohne neue Kabel mit Breitband-Internet versorgen
Bild: yong-hong - Fotolia.com

Bei Power­line genau auf den Stan­dard achten

Stan­dard max.
Daten­rate 1)
max.
Reichw.
Verschlüss.
HomePlug 5 - 10 200 m 56-Bit-DES
HomePlug Turbo bis 40 200 m 56-Bit-DES
HomePlug AV 70 - 100 200 m 128-Bit-AES
HomePlug AV2 300 200 m 128-Bit-AES
1) In der Praxis erreich­bare Maximal-Werte in MBit/s

Power­line im Allge­meinen kämpft(e) zudem mit dem Problem, Funk im Kurz­wel­len­be­reich stören zu können: Die Kabel können sich wie Antennen verhalten und abstrahlen. Zwar wurde die Technik hier in jüngster Vergan­gen­heit stark verbes­sert, trotzdem stört manches (alte) Equip­ment immer noch Radio-Empfang und Amateur­funk. Wem hierbei zunächst die spär­lich gesäten Funk-Freaks in den Sinn kommen, sollte bedenken, das auch manches Notfunk­system zum Beispiel für Kata­stro­phen­fälle auf Kurz­welle setzt. Die Einsatz­si­tua­tionen sind damit zwar begrenzt, aber im Fall der Fälle lebens­wichtig. Nicht zuletzt dank tech­ni­scher Verbes­se­rungen in diesem Bereich kann Power­line heut­zu­tage aber als tech­nisch ausge­reifte Alter­na­tive gelten, die auch in der Praxis durchaus über­zeugen kann.

Indoor-Versor­gung per Fern­seh­kabel

In Europa weit­gehend unbe­kannt dürfte die Möglich­keit sein, auch per Fern­seh­kabel eine Indoor-Breit­band­ver­sor­gung herzu­stellen: Die Hard­ware arbeitet hier Power­line-like und bietet vergleich­bare Über­tra­gungs­raten. Dabei soll laut Hard­ware-Herstel­lern das TV-Signal vom Verfahren nicht beein­flusst, die Verbin­dung kann zudem gesi­chert werden.

In der Theorie liegt die über­brück­bare Distanz per Koax-Kabel bei mehreren Hundert Metern, in der Praxis hängt diese aber "von den örtli­chen Gege­ben­heiten ab", womit auf die Qualität der jewei­ligen Verka­be­lung abge­stellt wird und die somit prak­tisch über­brück­bare Distanz deut­lich geringer sein dürfte. Auf der Hand liegender Nach­teil zu Power­line: TV-Dosen dürften im Haus spär­li­cher gesät sein als Steck­dosen. Als Ergän­zungs-Vari­ante kann auch hier dann auf eine "Weiter­ver­mitt­lung" mittels WLAN gesetzt werden.

Nutzung bestehender Inhouse-Tele­fon­lei­tungen

Stan­dard max. Daten­rate 1)
HomePNA 1.0 1 MBit/s
HomePNA 2.0 10 MBit/s
HomePNA 3.0 128 MBit/s
HomePNA 3.1 320 MBit/s
HomeGrid G.hn 1-2 GBit/s
1) Reich­weite, die in der Praxis erreicht
wird
Zudem gibt es theo­re­tisch noch die Möglich­keit, Breit­band inhouse über eine Tele­fon­lei­tung zu verbreiten, zum Beispiel über eine Doppel­ader, die im besten Fall verdrillt ist. Dabei wird die Tele­fo­nie­funk­tio­na­lität nicht einge­schränkt. Aller­dings müssen die verwen­deten Kabel bei "höheren" Stan­dards auch eine bedeu­tend höhere Qualität (zum Beispiel bezüg­lich der Abschir­mung) aufweisen, um sinn­volle Daten­raten errei­chen zu können. Vorteil der Über­tra­gung via Tele­fon­lei­tung ist, dass größere Distanzen als mit Power­line und auch noch als bei Über­tra­gung via TV-Kabel über­brückt werden können.

In den USA ein Hit, ist die Über­tra­gung via Tele­fon­lei­tung hier­zu­lande wenig verbreitet. Die Hard­ware-Ange­bote sind entspre­chend spär­lich und vor allem auch teuer. Zudem kämpft diese Vari­ante mit Problemen bezüg­lich in Deutsch­land verwen­deter Technik und Vorschriften. Darüber hinaus ist diese Lösung eben­falls nur sinn­voll, wenn bereits Kabel verlegt sind, was in den meisten Häusern nicht in allen zu versor­genden Räumen der Fall sein dürfte. Somit ist der Einsatz dieser Technik meist wenig sinn­voll.

Alter­na­tiven zu Ethernet vorhanden

Powerline-dLan-Lösungvon devolo Powerline-dLan-Lösungvon devolo
Bild: teltarif.de
Auch wer nicht die Wände aufreißen will, kann sein Heim indoor mit Breit­band versorgen: Die drei Vari­anten WLAN, Power­line und Nutzung von TV-Kabeln haben dabei ihre Vor- und Nach­teile. Wer zum Beispiel auch mobile Geräte einbinden oder gene­rell einer Verka­be­lung entgehen will, kann auf WLAN setzen, hat aller­dings mit der Proble­matik der beschränkten Reich­weite sowie der Beschaf­fen­heit des Hauses/der Wohnung zu kämpfen. Hier stößt WLAN unter Umständen an Grenzen.

Power­line erfor­dert indes entspre­chende Hard­ware, die (mit wenigen Ausnahmen) nicht zu einem Breit­band-Anschluss mitge­lie­fert wird. Dies gilt auch für die Fern­seh­kabel-Lösung, wobei hier erschwe­rend hinzu­kommt, dass entspre­chende Dosen im Haus selten sind.

Aller­dings sind die drei Vari­anten nicht zwangs­weise "Stand-Alone", Power­line bzw. Ethernet per TV-Kabel können auch mit WLAN kombi­niert werden. Von der Nutzung von Breit­band über das "Aufschalten" auf bestehende Tele­fon­lei­tungen sollte aus den zuvor genannten Gründen indes Abstand genommen werden.

Smart Home: Das intel­ligente und vernetzte Zuhause

"Smart Home" ist der Überbe­griff für das vernetzte Zuhause. Wir erläu­tern in einem sepa­raten Ratgeber, wie sich die eigene Wohnung vernetzten lässt, welche Möglich­keiten der Steue­rung und Daten­spei­che­rung es gibt und welche Gefahren drohen. Außerdem infor­mieren wir Sie darüber, welche Smart-Home-Technik Sie auch als Mieter instal­lieren und verwenden dürfen. Immer erlaubt sind beispiels­weise Smart Speaker.

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