Wohnung ohne neue Kabel mit Internet versorgen
Um im neuen Heim, sei es ein Haus, sei es eine Wohnung, in den Genuss eines breitbandigen Internet-Anschlusses zu gelangen, muss das neue Domizil von einem Internet-Provider angeschlossen werden. Doch damit ist die Arbeit unter Umständen noch nicht erledigt: Natürlich müssen auch die einzelnen Geräte ins Heimnetz eingebunden werden, sprich, bei mehreren Zimmern muss die Versorgung in den einzelnen Räumen gewährleistet sein.
Breitband im Haus ohne neue Kabel
Foto: M-Net
Wer sich ein neues Haus baut, kann bei der Planung und Umsetzung direkt
die Indoor-Verkabelung für die Telekommunikation im Blick behalten: So können
entsprechende Rohre verlegt und genügend Räume auf die TK-Nutzung vorbereitet werden.
Wird indessen ein bestehendes Haus bezogen, steht
diese Variante nicht so einfach zur Verfügung: Vor 30, 50 oder gar 100 Jahren wurde
eben noch nicht mit dem Internet gerechnet. Sind also die entsprechenden Rohre
nicht verlegt worden, muss eine andere Lösung gefunden werden.
Problem Altbau: Neuverkabelung ist schwierig
Bild: dpa
Nachträglich Verkabelung oft aufwändig und teuer
Hier bieten sich verschiedene Varianten an: Die nachträgliche Verkabelung per Ethernet ist zwar naheliegend, aber unter Umständen keine besonders gute Wahl. Hier stünden potenziell wiederum zwei Arten zur Verfügung: Die "Unter Putz"- und die "Über Putz"-Variante. Die Unter-Putz-Verlegung ist dabei nur sinnvoll, wenn ein Haus totalsaniert wird, ansonsten droht ein erheblicher (finanzieller und handwerklicher) Aufwand: Putz aufbrechen, Kabel verlegen, Durchgänge durch Wände bohren, Knick-Stellen vermeiden, wieder zuputzen, dann noch die Farbe zum Überstreichen kaufen und dabei den Original-Farb-Ton treffen. Dies alles ist sehr arbeitsaufwändig und belastet zudem den Sparstrumpf über die Maßen.
Eine Verlegung von Kabeln "über Putz" ist dagegen optisch nicht besonders schön und kann zudem natürlich an Knick-Stellen ebenfalls erhebliche Probleme bereiten. Doch auch wenn sich der Nutzer gegen diese beiden Varianten entscheidet, muss auf die Indoor-Breitbandversorgung nicht verzichtet werden, im Gegenteil: Mit WLAN, Powerline und der Übertragung per Fernsehkabel kommen die Räume ohne übermäßigen Aufwand ans Breitband. Wie die drei Varianten umgesetzt werden, erfahren Sie in diesem Artikel.
WLAN: Ohne Kabel, aber bei Stahlbeton oft schwierig
Die bekannteste Variante zur Versorgung der verschiedenen Räume mit schnellem Internet ist die Nutzung von WLAN, zumal viele Internet-Provider einen passenden Router im Paketpreis oder gegen ein geringes Entgelt für Neukunden mitliefern. Dank der Endgerätefreiheit können Sie auch einen Router im freien Handel kaufen. Tipps dazu erhalten Sie in unserem Ratgeber So finden Sie den richtigen Router für (V)DSL und TV-Kabel.
Mancher Hardware-Hersteller gibt hier für sein Produkt eine Reichweite von bis zu 300 Meter an,
dies ist allerdings, gelinde gesagt,
eine sehr optimistische Schätzung. Ein solcher Wert wird
nämlich lediglich theoretisch und dann im Freien ohne sonstige
Störfaktoren erreicht, im Haus oder der Wohnung reduziert sich die Reichweite vor allem bei einfacher Hardware
in der Praxis dagegen auf 20 bis 30 Meter.
WLAN-Router gibt es oft im Set mit Repeatern
Foto: AVM
Für eine kleine Wohnung reicht dies aus, wer dagegen ein ganzes Haus sein Eigen nennt, stößt an die technischen Grenzen. Schwierig wird es mit einem WLAN-Netz über mehrere Räume mitunter in Häusern mit Stahlbetonkonstruktionen, da diese das Signal abdämpfen. Abhilfe in einem gewissen Rahmen schafft hier Hardware mit technischen Verbesserungen wie zum Beispiel MIMO, was Router der neuesten Generation alle beherrschen. Auch die Nutzung von WLAN-Repeatern erhöht die Reichweite. Am besten ist es in der Regel, Router und Repeater vom selben Hersteller zu verwenden.
Kombination aus WLAN und Ethernet
Wer nicht das ganze Haus entweder ausschließlich mit LAN oder WLAN versorgen will, kann auch beide Techniken kombinieren. Das ist beispielsweise sinnvoll, wenn Anschluss und Router im Keller angebracht sind und man nicht durch die Kellerdecke bohren möchte oder kann.
Mit möglichst neuen Komponenten (Router, WLAN-Repeater oder als Repeater umkonfigurierte Router) lässt sich in diesem Fall beispielsweise die Strecke vom Keller ins Erdgeschoss per WLAN überbrücken. Ab dem Router oder Repeater im Erdgeschoss kann das Signal dann auch wieder per Ethernet-Netzwerk in die weiteren Räume und darüber liegenden Stockwerke geführt werden.
Verbindungsqualität und Reichweite bei WLAN erhöhen
Die WLAN-Verbindungsqualität, und in einem gewissen Maß damit auch die Reichweite, lässt sich durch einige Faktoren erhöhen: So sollte PC-seitig die WLAN-Antenne nicht auf der Rückseite des Desktop-Computers sitzen, zum Beispiel als "Außenstück" einer direkt im PC verbauten Steckkarte. Auch interne WLAN-Module erschweren den Funkkontakt. In Laptops sind sie sinnvoll, in Desktop-PCs dagegen nicht.
Vorteil von WLAN indes: Auch mobile Geräte können problemlos eingebunden werden. Wer auf der Couch mit seinem Smartphone oder Tablet ins Netz will, hat hier gegenüber allen Kabel-benötigenden Varianten die komfortabelste Anbindung. Auch Fernseher und Set-Top-Boxen verfügen heutzutage fast alle über WLAN.
Bei der Funktechnik können sich theoretisch beliebig viele Nutzer ins Netzwerk einklinken, natürlich drückt dies die rechnerische Bandbreite für jeden Nutzer (die aber wiederum vor allem durch die Bandbreite des Grundanschlusses bestimmt wird).
Bei WLAN auf den Standard achten
Im Umkehrschluss kann aber bei älterer Hardware oder bei Zugängen mit sehr hoher Bandbreite der unterstützte WLAN-Standard zum Nadelöhr werden, sodass die Hardware mit Bedacht gewählt werden sollte. Wer also zum Beispiel per Glasfaser angebunden ist und dann HDTV-Inhalte abrufen will, sollte auf eine ausreichende WLAN-Geschwindigkeit achten, was mit den Standards 802.11n/ac/ax erreicht wird, nicht jedoch mit älteren Standards.
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Internet per Powerline und Kabelnetz
Wer also aufgrund der reinen Größe seines Hauses oder aber aufgrund der Bauweise mit WLAN an die Grenzen stößt, muss sich nach anderen Lösungen umsehen. Eine technisch einfach zu realisierende Alternative ist hier Powerline: Hierbei geht es nicht um die in Deutschland nie auf einen grünen Zweig gekommene Möglichkeit der Breitband-Anbindung eines Endkunden durch einen Internet-Provider per Stromkabel (ebenfalls Powerline genannt), sondern um eine reine Inhouse-Breitband-Anbindung über das Haus-eigene Stromnetz.
Entsprechende Hardware
gibt es in verschiedenen Preis-Klassen, Einsteiger-Sets liegen im oberen zweistelligen Euro-Bereich.
Zudem kann Powerline mit WLAN kombiniert werden. Entsprechende Kombi-Pakete sind als Komplett-Lösung am Markt verfügbar.
Beim Kauf von Powerline-Hardware sollte in jedem Fall genau auf den unterstützten, technischen Standard geachtet werden,
damit sich ein vermeintliches Schnäppchen-Angebot nicht als Daten-Bremse entpuppt.
Das ganze Heim ohne neue Kabel mit Breitband-Internet versorgen
Bild: yong-hong - Fotolia.com
Bei Powerline genau auf den Standard achten
Standard | max. Datenrate 1) |
max. Reichw. |
Verschlüss. |
HomePlug | 5 - 10 | 200 m | 56-Bit-DES |
HomePlug Turbo | bis 40 | 200 m | 56-Bit-DES |
HomePlug AV | 70 - 100 | 200 m | 128-Bit-AES |
HomePlug AV2 | 300 | 200 m | 128-Bit-AES |
1) In der Praxis erreichbare Maximal-Werte in MBit/s |
Indoor-Versorgung per Fernsehkabel
In Europa weitgehend unbekannt dürfte die Möglichkeit sein, auch per Fernsehkabel eine Indoor-Breitbandversorgung herzustellen: Die Hardware arbeitet hier Powerline-like und bietet vergleichbare Übertragungsraten. Dabei soll laut Hardware-Herstellern das TV-Signal vom Verfahren nicht beeinflusst, die Verbindung kann zudem gesichert werden.
In der Theorie liegt die überbrückbare Distanz per Koax-Kabel bei mehreren Hundert Metern, in der Praxis hängt diese aber "von den örtlichen Gegebenheiten ab", womit auf die Qualität der jeweiligen Verkabelung abgestellt wird und die somit praktisch überbrückbare Distanz deutlich geringer sein dürfte. Auf der Hand liegender Nachteil zu Powerline: TV-Dosen dürften im Haus spärlicher gesät sein als Steckdosen. Als Ergänzungs-Variante kann auch hier dann auf eine "Weitervermittlung" mittels WLAN gesetzt werden.
Nutzung bestehender Inhouse-Telefonleitungen
Standard | max. Datenrate 1) |
HomePNA 1.0 | 1 MBit/s |
HomePNA 2.0 | 10 MBit/s |
HomePNA 3.0 | 128 MBit/s |
HomePNA 3.1 | 320 MBit/s |
HomeGrid G.hn | 1-2 GBit/s |
1) Reichweite, die in der Praxis erreicht wird |
In den USA ein Hit, ist die Übertragung via Telefonleitung hierzulande wenig verbreitet. Die Hardware-Angebote sind entsprechend spärlich und vor allem auch teuer. Zudem kämpft diese Variante mit Problemen bezüglich in Deutschland verwendeter Technik und Vorschriften. Darüber hinaus ist diese Lösung ebenfalls nur sinnvoll, wenn bereits Kabel verlegt sind, was in den meisten Häusern nicht in allen zu versorgenden Räumen der Fall sein dürfte. Somit ist der Einsatz dieser Technik meist wenig sinnvoll.
Alternativen zu Ethernet vorhanden
Powerline-dLan-Lösungvon devolo
Bild: teltarif.de
Auch wer nicht die Wände aufreißen will, kann sein Heim indoor mit Breitband versorgen:
Die drei Varianten WLAN, Powerline und Nutzung von TV-Kabeln haben dabei ihre Vor- und Nachteile.
Wer zum Beispiel auch mobile Geräte einbinden oder generell einer Verkabelung entgehen will,
kann auf WLAN setzen, hat allerdings mit der Problematik der beschränkten Reichweite sowie
der Beschaffenheit des Hauses/der Wohnung zu kämpfen.
Hier stößt WLAN unter Umständen an Grenzen.
Powerline erfordert indes entsprechende Hardware, die (mit wenigen Ausnahmen) nicht zu einem Breitband-Anschluss mitgeliefert wird. Dies gilt auch für die Fernsehkabel-Lösung, wobei hier erschwerend hinzukommt, dass entsprechende Dosen im Haus selten sind.
Allerdings sind die drei Varianten nicht zwangsweise "Stand-Alone", Powerline bzw. Ethernet per TV-Kabel können auch mit WLAN kombiniert werden. Von der Nutzung von Breitband über das "Aufschalten" auf bestehende Telefonleitungen sollte aus den zuvor genannten Gründen indes Abstand genommen werden.
Smart Home: Das intelligente und vernetzte Zuhause
"Smart Home" ist der Überbegriff für das vernetzte Zuhause. Wir erläutern in einem separaten Ratgeber, wie sich die eigene Wohnung vernetzten lässt, welche Möglichkeiten der Steuerung und Datenspeicherung es gibt und welche Gefahren drohen. Außerdem informieren wir Sie darüber, welche Smart-Home-Technik Sie auch als Mieter installieren und verwenden dürfen. Immer erlaubt sind beispielsweise Smart Speaker.
- Telefon, Internet und Fernsehen im neuen Heim
- Recht auf Breitband-Internet: So fordern Sie es ein
- So kommt das neue Zuhause ans Telefonnetz
- Die Kabelinfrastruktur für den Neubau
- Neubau: Die richtige Telefon- und TV-Verkabelung
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