Unternehmensstrategie

Google auf dem MWC: Keine Smartphones für China

Google will sich als Geräte­hersteller etablieren. Damit riskiert der Internet-Riese einen Konflikt mit lang­jährigen Hardware-Partnern. Eigene Technik wie das Smart­phone Pixel soll aber helfen, die Nutzung von Googles Diensten voran­zubringen.
Von dpa / David Rist

Der für das Google-Geräteangebot zuständige Manager Rick Osterloh auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Der für das Google-Geräteangebot zuständige Manager Rick Osterloh
Bild: dpa
Google will sich in seinem eigenen Geräte­angebot nur auf wenige Produkt-Kategorien beschränken. "Wir werden nicht hunderte Produkte haben, wir werden uns auf einige wenige Schlüssel-Bereiche fokussieren", sagte der Chef der Geräte­sparte des Internet-Konzerns, Rick Osterloh, auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Das seien unter anderem Smartphone und vernetzte Laut­sprecher.

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Dabei gehe es auch darum, Googles Dienste und Platt­formen wie den Assistenten mit künstlicher Intelligenz mit Hilfe von Hard­ware voran­zubringen. "Was wir nicht machen werden, ist ein Gerät in einem Bereich heraus­bringen, in dem Google nicht engagiert ist." Das gelte auch für China, obwohl es ein riesiger Smartphone-Markt sei: "Da Google in China kein Service-Geschäft hat, ergibt es für uns auch keinen Sinn, dort Smartphones zu verkaufen."

Google brachte im vergangenen Herbst das Smartphone Pixel und den vernetzten Laut­sprecher Google Home auf den Markt. In beiden ist der Google Assistant integriert, den der Konzern mit der Zeit in möglichst viele Geräte bringen will. Kunden beklagen sich aller­dings darüber, dass bestimmte Google-Geräte kaum verfügbar sind. So ist das Pixel-Smartphone mit 128 Gigabyte Speicher schon seit Wochen nicht auf Lager.

"Fokus liegt nicht auf finanziellen Kennzahlen"

Der für das Google-Geräteangebot zuständige Manager Rick Osterloh auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Der für das Google-Geräteangebot zuständige Manager Rick Osterloh
Bild: dpa
Ob das Hardware-Geschäft profitabel ist, sei zunächst einmal zweit­rangig, sagte der Google-Manager: "Unser Fokus liegt nicht auf finanziellen Kenn­zahlen, sondern darauf ein gutes Produkt­erlebnis zu gestalten und es für mehr Nutzer verfügbar zu machen." Damit ist Osterlohs Sparte in einer deutlich komfortableren Position als die vielen Hersteller von Geräten mit dem Google-System Android, die in einem brutalen Wett­bewerb meist nur kleine oder gar keine Gewinne einfahren.

Google riskiert mit dem eigenen Geräte-Angebot, seine lang­jährigen Hardware-Partner zu verärgern. Der Internet-Konzern stellt ihnen einerseits Android zur Verfügung, konkurriert nun aber auch direkt mit den Herstellern. "Wir wollten Verbrauchern zeigen, wie das bestmögliche Google-Erlebnis aussieht", begründete Osterloh den Einstieg ins Hardware-Geschäft. Das sei auch das gemeinsame Thema bei Googles Geräte­angebot insgesamt: "Fast alle unsere Produkte spiegeln diese Strategie wider." Die Technologie habe eine Stufe erreicht, auf der man Software und Hardware in vielen Fällen zusammen entwickeln müsse.

Vorstoß in günstigere Produktklassen nicht geplant

Das Smartphone Google Pixel Das im Oktober vergangenen Jahres veröffentlichte Google Pixel
Bild: Google
Google konzentriere sich auf Premium-Geräte mit aktuellen Innovationen, der Vorstoß in günstigere Produkt­klassen sei derzeit nicht geplant. Zugleich werde es regel­mäßig neue Google-Smartphones geben, versicherte Osterloh. Er wollte auf Anfrage keine Angaben dazu machen, ob der Pixel-Hersteller HTC weiterhin der Fertiger bleibe.

Es werde mit der Zeit über Produkt­kategorien hinweg stärker eine einheitliche Linie beim Design geben, was die Geräte wieder­erkennbar machen solle.

Google prüfe eine Produktion in den USA, sagte Osterloh. Der Manager war früher unter anderem beim Handy-Pionier Motorola, der Werke im Heimat­land hatte. "Und ich kann ihnen mit meiner Erfahrung sagen, dass es ein schwieriges Unter­fangen ist." Das liege unter anderem daran, dass sich die meisten Zulieferer in Asien befänden.

Neuauflage der Datenbrille Google Glass unwahrscheinlich

Osterloh schloss nicht aus, dass Google in Zukunft eine Computer-Uhr unter dem eigenen Namen heraus­bringt. Zur Idee einer Neuauflage der Daten­brille Google Glass äußerte er sich hingegen skeptisch - weil dies nicht zum aktuellen Dienste-Angebot von Google passe.

Die Notebook-Marke Pixel ließ Google unter­dessen vorerst auslaufen: Die erste Generation sei ausverkauft und aktuell keine weitere geplant, sagte Osterloh.

"Google ist nicht als Verbraucher­elektronik-Firma bekannt", räumte der Manager ein. "Wir haben angefangen, eine Marke und einen Ruf dafür aufzubauen, aber wir stehen noch am Anfang."

Erst vor kurzem wurde bekannt, dass der vernetzte Lautsprecher Google Home nach Europa kommt.

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