Roaming-Test: freenet FUNK im Ausland nutzen
Wer vor Jahren eine SIM-Karte für sein Mobiltelefon wollte, musste einen Mobilfunkvertrag abschließen. Dazu waren monatlich eine Summe X und pro Minute oder MB eine Summe Y zu bezahlen. Beim Prepaid-Modell muss man ein bestimmtes Guthaben vorab auf ein "Konto" einzahlen und kann die Karte dann eine Zeitlang nutzen, wobei diese Zeit von möglicherweise unbekannten Kriterien des Netzbetreibers oder Kartenanbieters abhängt.
Der Traum von Data Unlimited
Das Konzept von freenet FUNK ist interessant, hat aber im Ausland weiter Schwächen
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Auch im Festnetz hat es lange gedauert, bis die Datenmenge auf "Unlimited" eingestellt werden könnte. Dabei hat jeder Netzbetreiber im Hinterkopf eine Höchstsumme "gespeichert" welche der Kunde (hoffentlich) nie überschreiten wird. Wenn es wenige Power-Nutzer und viele moderate Nutzer gibt, passt das am Ende des Tages.
Weniger Bürokratie, schnellerer Abschluss
Einen Mobilfunkvertrag abzuschließen, ist ein bürokratisches Unterfangen. Eine Prepaid-Karte erfordert eine ID-Prüfung, die je nachdem wie gut der Kunde schon ausgerüstet ist, noch umständlicher werden kann. Da kam die freenet AG, zu der die bekannteste Marke mobilcom-debitel gehört, auf die Idee, einen neuen Tarif aufzulegen der FUNK heißt. Die Idee: Ein Kunde hat schon einen Mobilfunktarif, ein Handy und lädt sich eine App herunter. Darüber übermittelt er seine Kundendaten an die freenet AG, die ihm eine neue SIM-Karte im Tarif FUNK schickt.
Das Besondere an diesem Tarif ist: Der Kunde muss als Zahlungsart den Dienst PayPal angeben. Das reicht für freenet FUNK, den Kunden als "geprüft" anzusehen, die sonst komplizierte ID-Prüfung mit Video-Chat, Post-Ident oder dem Besuch im Shop entfällt.
In der Tarif-App kann der Kunde täglich neu wählen, ob er pro Tag maximal 1 GB Daten oder "Unlimited" Daten übertragen will und der Kunde kann seine Karte auch "pausieren". Damit die Kosten überschaubar bleiben, entschied sich freenet zunächst, die Funktion "International Roaming" komplett wegzulassen.
teltarif.de ist kurz nach der Freischaltung der ersten freenet-FUNK-SIM-Karten nach Frankreich gefahren, um zu testen: Alle empfangbaren Netze (z.B. Orange/France-Telecom, SFR oder Bouygues waren gesperrt, "Free" war im Nord-Elsass (bei Wissembourg) nicht zu empfangen.
freenet erklärte damals, dass man vom Netzbetreiber o2 gerne eine Funktion haben wolle, die Roaming nur in den EU-Mitgliedsländern erlauben würde, das ist technisch offenbar nicht ganz trivial.
Jetzt funktioniert Roaming, aber...
Im Ausland ist man mit FUNK jetzt ankommend erreichbar, abgehende Telefonie bleibt weiter gesperrt
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Etwa nach einem Jahr konnte freenet dann bekannt geben, dass Roaming funktioniert, aber nur für Daten, nicht für Telefonie und auch keinen Aufpreis kosten solle. Dafür sollte es auf 30 Tage im Jahr mit maximal 1 GB pro Tag beschränkt sein, unabhängig vom gebuchten Tarif. Erste Tests ergaben: Das funktioniert, aber abgehende SMS waren blockiert.
Auf unsere Nachfrage, wie sich das Roaming-Angebot von freenet Funk mit der Regulierung vertrage, erklärte das Unternehmen, es handele sich weiterhin um einen "nationalen Tarif". Eine Stellungnahme der Bundesnetzagentur stellte klar: So "einfach" geht es nicht. Eine Beschränkung des Roamings auf wenige Tage im Jahr ist nicht zulässig.
Aktuelle Fakten für die Diskussion
Unseren Roaming-Test haben wir in Frankreich durchgeführt
Foto: Picture Alliance / dpa
Um neue Fakten in die Diskussion zu bekommen, haben wir erneut eine SIM-Karte bei freenet FUNK bestellt. Die lag planmäßig nach zwei Tagen im Briefkasten. Erneut fuhren wir in den Nord-Elsass, um zu testen. Als Ziel diente die Region Wissembourg, wobei man etwas weiter ins Land hinein fahren musste, um sicher zu gehen, dass dort kein grenzüberschreitender o2-Empfang mehr möglich war. Denn: Zunächst war die FUNK-Karte im deutschen o2-Netz geblieben, während Vergleichs-SIM-Karten von Telekom oder Vodafone längst ein französisches Netz ausgewählt hatten.
Wenige Kilometer weiter (in Riedseltz) kam der große Moment und freenet Funk buchte sich sofort in ein französisches Netz ein.
Zur Begrüßung erhielten wir eine SMS mit den Infos für Frankreich. Zunächst haben wir den SMS-Empfang getestet. Nachrichten von deutschen Karten (im französischen Netz) kamen sofort an. Nachrichten von der freenet FUNK im französischen Netz an deutsche Rufnummern gingen problemlos raus und kamen auch an.
Als nächster Schritt folgte die Telefonie. Anrufe von deutschen Karten zur deutschen freenet-FUNK-Rufnummer kamen im französischen Netz an und konnten entgegengenommen werden. Abgehende Anrufe von freenet FUNK zu deutschen oder französischen Rufnummern gingen nicht, egal in welchem Netz die freenet-FUNK-Karte eingebucht war. Sie wurden mit einem Dreiklangton oder der Displayanzeige "Anrufe gesperrt" quittiert.
Datenverbindungen haben - wie versprochen - funktioniert, mit der vor Ort möglichen Datengeschwindigkeit. Allerdings blieben wir bei der Datenmenge weit unter 1 GB.
Ist freenet FUNK für Auslands-Reisen brauchbar?
Bleibt ein Fazit: Wer mit der freenet-FUNK-SIM-Karte ins EU Ausland fährt, bleibt offenbar per SMS und per Anruf erreichbar. Abgehendes Telefonieren ist damit aber nicht möglich. Das bedeutet, dass man sich unbedingt eine zweite Karte eines anderen Netzes mitnehmen sollte. Das könnte eine lokale (ausländische) Karte sein, wenn man das jeweilige Land öfters bereist oder eine zweite deutsche (Prepaid) Karte, wofür solche Restriktionen nicht gelten.
Prepaid-Karten müssen allerdings "gepflegt" und beobachtet werden, da ungenutzte und nie aufgeladende karten vom Netzbetreiber nach einer gewissen Zeit gerne abgeschaltet werden (können), genaue zuverlässige Zeiträume nennen die Betreiber dafür schon länger nicht mehr.
Es bleiben Fragen
Warum die freenet-FUNK-Karten nicht vollständig für Telefonie-Roaming freigegeben werden, wissen wir nicht. Vermutlich ist es nach wie vor nicht möglich, den Roaming-Betrieb zwischen EU-Mitgliedsländern und Nicht-EU-Ländern (auch außerhalb der EWR) zu trennen.
Angebote wie freenet FUNK sind somit für kostenbewusste Kunden vielleicht dann interessant, wenn die überwiegend im Inland bleiben und sofern das o2-Netz am geplanten Einsatzort eine ausreichende Performance liefert. Doch je mehr Kunden solche Karten "mobil" einsetzen , desto mehr steigt die Netzlast und man kann nur hoffen, dass die Netzbetreiber rechtzeitig "nachlegen", um eine Verstopfung zu vermeiden. Bei 1 GB pro Tag für 69 Cent kommt man auf einen Monatsbetrag von 21,39 Euro (mit 31 Tagen), was ziemlich günstig ist, wenn man seine Datenmengen schwer abschätzen kann.
Sobald aber echte Flatrates ohne Nebenwirkungen in bezahlbare Regionen vorstoßen, werden die Karten neu gemischt. Sofern man mit 4 GB Datenvolumen im Monat auskommen kann, wäre Fraenk eine mögliche Alternative. Hier gibt es auch das Handycap Auslandstelefonie (genauer: Anrufe mit Ziel Ausland), aber beim Roaming leistet sich Fraenk keine Patzer, denn da konnten europäische Rufnummern (jetzt auch inklusive Schweiz - wir haben das nochmal getestet) erreicht werden.