Antennenfernsehen

DVB-T2: RTL, ProSieben & Co. vom Start weg verschlüsselt

Im Juni 2016 startet die Einführungsphase für das neue digital-terrestrische Fernsehen DVB-T2. Obwohl diese für die Kunden zunächst kostenlos ist, werden die Privatsender bereits von Beginn an verschlüsselt.
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DVB-T2-Receiver: HEVC und CI+ sind Pflicht DVB-T2-Receiver: HEVC und CI+ sind Pflicht
Bild: Xoro
Zur Fußball-Europameisterschaft im Juni 2016 geht DVB-T2, der Nachfolger des digital-terrestrischen Fernsehens DVB-T, mit einer Einführungsphase auf Sendung. Während dieser Periode kann das Programm der reichweitenstärksten Privatsender von RTL und ProSiebenSat.1 im Rahmen einer Promotion-Aktion zwar noch kostenfrei empfangen werden, es wird allerdings vom Start weg "grundverschlüsselt". Wie der Sprecher des Netzbetreibers Media Broadcast, Holger Crump, gegenüber teltarif.de bestätigt, würden die Privatsender auf der Endkundenplattform von Beginn an mit einem Signalschutz ausgestrahlt, also auch bereits in der Gratis-Einführungsphase, die von Juni 2016 bis Anfang 2017 dauert.

RTL & Co. sind mit reinen Free-to-Air-Boxen nicht empfangbar

DVB-T2-Receiver: HEVC und CI+ sind Pflicht DVB-T2-Receiver: HEVC und CI+ sind Pflicht
Bild: Xoro
Für Kunden bedeutet das: Mit reinen Free-to-Air-Receivern, etwa so genannten "Zapping-Boxen", sind die Privaten auch in der kostenlosen Phase nicht zu empfangen. Das ergibt aber auch Sinn, denn hat der Kunde erst das "falsche" Gerät gekauft, hat er später keine Chance mehr das dann kostenpflichtige Bouquet mit den Privatsendern zu abonnieren. Wer die Privatsender RTL, SAT.1 &und Co. nämlich ab 2017 noch weiter schauen will, soll eine monatliche, einstellige Gebühr zahlen. Der Kunde benötigt also ein Gerät, das über ein Conditional-Access-System, etwa eine CI+-Schnittstelle oder über eine so genannte Embedded-Lösung verfügt, also das System zur Decodierung bereits in der Hardware integriert hat.

Neuer Markenname für Endkundenplattform

Verbraucherschützer haben allerdings bereits das Chaos rund um die DVB-T2-Einführung in Deutschland moniert. Kunden, die am künftigen Gesamtangebot interessiert sind, brauchen neben einem Empfänger für den in Deutschland bisher exklusiv verwendeten Standard HEVC also auch noch ein Gerät mit Entschlüsselungs-Technik für die privaten TV-Sender. Um dieses Chaos zumindest teilweise in den Griff zu bekommen, soll es laut früheren Informationen für die Endkundenplattform – also die zum Teil verschlüsselten Privatsender - eine gesonderte Marke geben, ähnlich wie HD+ beim Satellitenempfang.

Experten halten aber auch das für verwirrend, schließlich existiert mit "DVB-T2 HD" bereits seit vergangenem Jahr eine Markenbezeichnung für DVB-T2 mit HEVC in Deutschland. Unter dieser Dachmarke wird das Gesamtangebot vermarktet, also auch die öffentlich-rechtlichen Sender, die bei DVB-T2 nicht nur kostenfrei, sondern auch unverschlüsselt empfangbar sein werden.

Für den Markt wäre es das Beste, wenn es im Handel nicht nur eine Marke geben würde, sondern auch nur Geräte für das Gesamtangebot, also unverschlüsselte öffentlich-rechtliche und private Sender sowie die verschlüsselten Privatsender (unter anderem RTL, SAT.1, ProSieben, VOX, RTL2, kabeleins & Co.). Da vor allem online der globale Handel floriert, ist dies jedoch Utopie. Schon heute werden auf dem deutschen Markt zahlreiche Geräte mit der Bezeichnung DVB-T2 angeboten. Ein Großteil ist nicht für das in Deutschland eingesetzte Kompressionsverfahren HEVC tauglich - und wenn, dann sind einige Geräte reine Free-to-Air-Empfänger ohne Conditional-Access-System. Es bleibt eine spannende Frage, ob und wie es den Verantwortlichen gelingt, diese Verwirrung bis zum offiziellen Marktstart 2017 in den Griff zu bekommen.

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